oekoplus - Freiburg
Dienstag, 19. März 2024
  --- Besuchen Sie unser neues Informationsportal wodsch.de
Uhr
  •  


Verschiedenes

 
NABU: EU-Landwirtschaft braucht mehr als eine kosmetische Reform
EU startet Bürger-Befragung – einmalige Chance, die Fehler der derzeitigen Politik zu korrigieren

Der NABU begrüßt die heute von EU-Agrarkommissar Phil Hogan gestartete umfassende Bürger-Befragung zur Zukunft der EU-Agrarpolitik nach 2020. Bis Anfang Mai haben alle Einwohner der EU die Chance, ihr Votum abzugeben, wie die derzeit 60 Milliarden Euro Subventionen – und damit 40 Prozent des EU-Haushalts – künftig verteilt werden sollen.

„Wir fordern einen grundlegenden Kurswechsel in der Agrar- und Ernährungspolitik. Das derzeitige System verteilt Gelder schlicht nach Flächengröße eines Betriebes und nicht nach konkreten Naturschutz- oder Tierwohlleistungen. Das hat katastrophale Folgen: Die Landwirtschaft wird immer intensiver, Arten sterben uns unter den Händen weg und unser Grundwasser ist stellenweise massiv mit Nitrat belastet. Wir brauchen ein neues Förderprinzip: Eines, das öffentliche Gelder an konkrete Leistungen der Landwirte koppelt, vor allem im Umwelt- und Naturschutz“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Dass dieser Kurs von der Mehrheit der Deutschen unterstützt wird, zeigte unlängst eine vom NABU in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa. Darin sprachen sich 78 Prozent der Befragten dafür aus, dass Landwirte Gelder nach ihrem Beitrag für die Gesellschaft erhalten sollten. Nur neun Prozent wollten eine Beibehaltung des derzeitigen Systems.

Der NABU begrüßt, dass die Konsultation die Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft in die breite Öffentlichkeit trägt. „Die Frage, wie gesund und nachhaltig unsere Lebensmittel produziert werden, geht uns alle an. Die schädlichen Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft wurden viel zu lange ignoriert. Jetzt besteht die Chance, eine neue und zukunftsorientierte Landwirtschafts- und Ernährungspolitik aufzubauen, die von der gesamten Gesellschaft getragen wird. Sie könnte weltweit zum Vorbild werden. Diese Chance muss die EU nutzen“, so Tschimpke.

In der zwölfwöchigen Online-Befragung können sowohl die gegenwärtige EU-Agrarpolitik bewertet als auch Ziele und Instrumente für die Zeit nach 2020 favorisiert werden. Die Ergebnisse sollen in die Vorschläge zur Weiterentwicklung der EU-Agrarpolitik einfließen, die Kommissar Hogan Ende 2017 vorlegen muss.

Kritik äußerte der NABU an einigen Fragestellungen. „Der Fragebogen trägt bereits die Fingerabdrücke der Agrarlobby“, so Tschimpke. Nach Ansicht der Umweltschützer macht es keinen Sinn, verschiedene Umweltziele – wie Arten-, Klimaschutz oder Luftreinhaltung – gegeneinander auszuspielen. Zudem gibt es keine Chance, sich für eine geringere Exportorientierung der europäischen Landwirtschaft auszusprechen.

„Die Landwirtschaft in der EU braucht jetzt mehr als eine kosmetische Reform. Wenn diesmal nicht der große Wurf gelingt, riskieren wir, dass frühere Allerweltsarten wie Rebhuhn und Kiebitz sowie viele Insekten bei uns aussterben. Auch die Landwirte selbst könnten am Ende ganz ohne staatliche Unterstützung da stehen, denn die Akzeptanz für die Subventionen sinkt rapide. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Diskussion um die Zukunft der Agrarsubventionen gesellschaftlich breit geführt wird“, so Tschimpke.

Der NABU fordert schon lange, die Gemeinsame Agrarpolitik auf den Prüfstand zu stellen. Im November 2016 hat der Verband mithilfe eines Modells aufgezeigt, wie die Wende hin zu einer naturverträglichen Landwirtschaft gelingen kann, bei der Betriebe und Natur gleichermaßen profitieren. Dabei müssten die knapper werdenden Gelder auf jene Landwirte konzentriert werden, die konkrete Maßnahmen für den Umwelt- und Naturschutz umsetzen. Dabei könnten die Einkommen für viele Betriebe gesichert oder gar gesteigert werden.
Mehr
 

 
"Dietenbach" auch mit Kooperationsmodell nicht nachhaltig, sondern abzulehnen
Das Kooperationsmodell für den geplanten Stadtteil Dietenbach ergibt laut Freiburger Umweltschutzverein ECOtrinova e.V. Mitnahmeeffekte für schon verkaufswillige Eigentümer, die bisher für unter 65 Euro pro qm verkauft hätten. Das würde das künftige Wohnen verteuern. Das Flächenproblem für die Landwirte bleibt weiterhin ungelöst. Denn viele Landwirte wollen bekanntlich kein Geld, sondern ihre landwirtschaftliche Existenz mit Flächen in Hofnähe erhalten. ECOtrinova-Vorsitzender Dr. Georg Löser außerdem: Die Wohnfläche pro Kopf in Freiburg ist völlig anders als von der Stadt und im 2012er Beschluss des Gemeinderates zu Dietenbach prognostiziert und vorausgesetzt, nicht angestiegen, sondern seitdem deutlich gesunken. Bliebe sie auf dem 2012er Niveau von rund 38 qm pro Kopf, entfällt bis 2030 ein Bedarf von rund 9000 Wohnungen, mehr als das Anderthalbfache von „Dietenbach“ (ca. 5.500 Wohnungen). Der Neubaustadtteil auf der „grünen Wiese“ ist weiterhin unnötig und abzulehnen und wäre der Bauspekulation zuzuordnen.

Außerdem gibt es für einen Bevölkerungszuwachs reichlich Alternativen im Innenbereich, so aus dem Flächennutzungsplan FNP 2020, aus diversen Baurechten und aus bekannten Stadtumbauvorhaben in vielen Freiburger Quartieren. Günstiges Wohnen ist bei Bauen auf unerschlossenem Gebiet wie in Dietenbach mit den anvisierten hohen Baulandpreisen von 800 Euro pro qm nicht zu erwarten für vermarktete Wohnungen, höchstens eine künftige weitere Erhöhung des Freiburger Mietspiegels. Angesichts des laufenden sehr hohen Zubaus in Freiburg bedeutet das Kooperationsmodell völlig unnötigen Flächenfraß beim landwirtschaftlichen Boden und würde die Ernährungsbasis für Freiburg und die Krisenfestigkeit weiter senken. Die Vernichtung von landwirtschaftlichem Boden und Wald zu Lasten der Allgemeinheit wäre nicht nachhaltig, "Flächen-Sünde" und Verstoß gegen GG Art. 20 a, die Lebensgrundlagen zu bewahren für künftige Generationen, wozu Rat und Stadt aber verpflichtet sind.
 
 

 
ÖKO-TEST-Magazin Februar 2017
Aus dem Inhalt
Test: Langkorn-, Basmati- und Vollkornreis
ÖKO-TEST wollte wissen, wie gut die Qualität von Reis ist und wie Basmati, weißer Langkornreis und Vollkornreis im Vergleich abschneiden. Das Resümee: Die Unterschiede sind überraschend deutlich: Der Basmatireis überzeugt am meisten, Langkornreis ist im Mittelfeld und der als gesund geltende Vollkornreis landet klar auf den hinteren Rängen. Der Grund sind die hohen Gehalte an anorganischem Arsen und Mineralöl, aber auch Pestizide.

Test: Matetees
Beim Wunsch, ein paar Kilos zu verlieren, soll Matetee behilflich sein. Dabei hat das Nationalgetränk vieler südamerikanischer Länder viel größere Probleme, als dass es eventuell falsche Hoffnungen in Sachen Abnehmen macht. Denn gleich zehn Tees sind nicht verkehrsfähig, weil zu viel Anthrachinon enthalten ist. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft diese Substanz als möglicherweise krebserregend für den Menschen ein. Teilweise fand das Labor in den Tees noch weitere Pestizide sowie PAK, von denen einige krebserzeugend sind.

Test: Buntstifte
Nur jeweils eine Marke erhält das Testurteil „sehr gut“ und „gut“. Leider lässt die Qualität von drei Viertel der getesteten Stifte mehr als zu wünschen übrig. Sie fallen mit „ungenügend“ durch. Es trifft Billiganbieter genauso wie Traditionsfirmen und Öko-Marken. Zum Notenabzug führen vor allem krebserregende und krebsverdächtige Farbbestandteile sowie problematische Weichmacher. Die Hälfte der Buntstiftsets überzeugt immerhin im Praxistest. Sie decken etwa ordentlich auf Papier, lassen sich leichtgängig anspitzen und haben weitgehend stabile Farbminen.

Test: Babybodys
Das Labor hat in mehr als der Hälfte der Babybodys optische Aufheller nachgewiesen, auch in zwei zertifizierte Naturtextilien. Ein Body erhält wegen eines krebsverdächtigen Farbstoffbestandteils das Testurteil „ungenügend“. In manchem Aufdruck wurden außerdem Phthalate und andere Weichmacher analysiert.

Test: Körperpeelings
ÖKO-TEST hat deshalb in Körperpeelings analysieren lassen, ob diese Mikroplastik enthalten. Und wurde fündig: Nur ein einziges konventionelles Körperpeeling enthält keine synthetischen Polymere. Eine Apothekenmarke hat sogar einen Anteil der Kunststoffpartikel Polyethylen in Höhe von bis zu 10,3 Prozent. Wer plastikfrei duschen will, sollte zu Naturkosmetik greifen.

Test: graue Wandfarben
Die Innenwandfarben überzeugen im Test mit „gut“ und „sehr gut“. Zu bemängeln gibt’s an der Heimwerkerware nur wenig. So sind alle Produkte mit Isothiazolinonen konserviert, die Allergien auslösen können – die Mengen liegen allerdings unterhalb der Abwertungsgrenze. In zwei Farbeimern waren problematische Glykole nachweisbar, die in die Raumluft verdunsten können und in kritischen Mengen Augen, Haut und Atemwege reizen sowie Kopfschmerzen und Benommenheit auslösen können.

Test: Hausratversicherungen mit Höchstleistungsgarantien
Alle untersuchten Tarife bieten hohe Leistungen. Doch mit ihrem Versprechen, durch die Höchstleistungsgarantie noch besser, nämlich spitze, zu sein, haben sich etliche Versicherer zu weit aus dem Fenster gelehnt. Die Garantie ist teilweise bloße Theorie. Schwächen zeigen einige Tarife etwa beim Schutz vor Elementarschäden wie Überschwemmung oder Erdbeben. Immerhin sind die Angebote vielfach günstig.


-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Dieses Mal im Heft: Extra Bauen & Wohnen

Wirtschaftliche Speichernutzung: Mit der Sonne in die Cloud
Solarstrom erzeugen, speichern und im Direktverkehr zwischen privaten Produzenten und Konsumenten vermarkten: Was sich wie der Strommarkt 4.0 anhört, wird Realität – zumindest in Modellversuchen. Und macht Öko-Strom billiger und die Solarinvestitionen rentabler.

Wärmeverteilung: Die Warmmacher
Wenn es in der Wohnung nicht richtig warm wird, ist nicht immer die Heizung schuld, sondern ungeeignete oder falsch platzierte Heizkörper. Doch welcher Typ passt am besten zur vorgesehenen Heizungsanlage?

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Und außerdem:

Artenschutz: Alles oder nichts
Anfangs beschäftigte sich der Artenschutz vor allem mit dem Überleben einzelner Tier- und Pflanzenarten. Doch längst hat man erkannt, dass es um viel mehr geht: um funktionierende Öko-Systeme, die das Leben der Menschen erst möglich machen.

Fermentierte Lebensmittel: Ferment im Trend
Wo man hinguckt, gärt und brodelt es. Ob in Restaurants, Workshops oder in privaten Küchen, überall werden Kimchi, Kraut und Kombucha hergestellt. Fermentierte Lebensmittel schmecken lecker, sind gut bekömmlich und gesund. Wie das funktioniert, erklärt ÖKO-TEST.
Mehr
 

 
Das große Gewächshausbuch
Das ganze Jahr säen, ernten und genießen

Selbst gezogenes Gemüse und bunte Blütenpracht das ganze Jahr hindurch: Gewächshäuser werden unter Hobbygärtnern und Selbstversorgern immer beliebter. Das große Gewächshausbuch, der neue Ratgeber der Stiftung Warentest, gibt Einsteigern und Fortgeschrittenen viele hilfreiche Tipps.

Das Gewächshaus ist ein Ort, der wärmer als der Garten und heller als das Wohnhaus ist. Man kann so den Zeitraum für den Anbau von Pflanzen verlängern und sogar wärmeliebende Arten erfolgreich überwintern. Aber ein Gewächshaus stellt auch besondere Anforderungen an Erde, Wasser, Nährstoffe und Pflege.

Von der Anschaffung über die Vorkultur von Gemüsepflanzen bis hin zu Beheizung und Beleuchtung: Darum geht es in diesen 19 Kapiteln. Eine stimmungsvolle Inspiration dafür, was man im Lauf der Jahreszeiten im Gewächshaus alles machen kann. Das große Gewächshausbuch ist eine Fundgrube für alle, die bereits ein Gewächshaus haben oder gerade überlegen, sich eines anzuschaffen. Die Spannbreite reicht vom Folientunnel über Frühbeete bis zum Kalt- und Warmgewächshaus.

„Das große Gewächshausbuch“ hat 192 Seiten und ist für 24,90 Euro im Handel erhältlich oder kann online bestellt werden unter www.test.de/gewaechshausbuch.
Mehr
 

 
Naturschönheit und einzigartige Artenvielfalt
Welttag der Feuchtgebiete am Oberrhein

Staatssekretär Andre Baumann und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer: „Die Flusslandschaft am Oberrhein ist ein einzigartiges Naturparadies, Heimat für unzählige seltene Tiere und Pflanzen, die wir grenzüberschreitend schützen müssen.“


In Breisach am Rhein findet heute (02.02.) die zentrale Veranstaltung Baden-Württembergs und der französischen Région Grand Est (vormals Elsaß) zum Welttag der Feuchtgebiete statt. Das Oberrheingebiet zwischen Basel und Karlsruhe gehört gemäß der sogenannten Ramsar-Konvention zu den weltweit rund 2.250 schützenswerten Feuchtgebieten. Es steht damit auf einer Stufe mit so bekannten Gebieten wie dem brasilianischen Pantanal oder dem Okavango-Delta in Botswana.

„Feuchtgebiete wie unsere Rheinauen sind Schatzkammern für Mensch und Natur“, erklärte dazu Umweltstaatssekretär Andre Baumann. „Die Rheinauen sind sehr reich an unterschiedlichen Lebensräumen und darum sehr artenreich. Sie sind unser Klein-Amazonien. Dazu sind sie ein wichtiges und beliebtes Naherholungsgebiet und schließlich auch ein wirksamer Schutz vor verheerenden Hochwasserschäden, weil Auen dem Rhein bei Hochwassern Raum geben.“

Durch Versiegelung und landwirtschaftliche Nutzung oder durch frühere Flussbegradigung sei die biologische Vielfalt in Feuchtgebieten aber konkret bedroht, sagte Baumann. Der Welttag der Feuchtgebiete erinnere deshalb zurecht an die große Schutzbedürftigkeit solcher gewässernahen Gebiete.

Das Ramsar-Gebiet Oberrhein – Rhin supérieur erstreckt sich zwischen Basel/Ville-Neuf und Weil am Rhein im Süden auf beiden Seiten des Rheins über rund 190 Kilometer bis nach Karlsruhe. Der Oberrhein wurde im August 2008 durch das internationale Ramsar-Sekretariat als weltweit zehntes, grenzüberschreitendes Ramsar-Gebiet anerkannt.

„Naturschutz am Rhein kann nicht national, sondern muss europäisch gedacht und gemacht werden“, erläuterte der Umweltstaatssekretär. „Nur wenn wir auf beiden Seiten des Rheins eng zusammenarbeiten, können wir die biologische Vielfalt in diesem ganz besonderen Lebensraum effektiv schützen.“

Um die Zusammenarbeit im Naturschutz zu verbessern und strategisch aufzustellen sei Anfang des Jahres das INTERREG-Projekt „RAMS’Artenschutz“ ins Leben gerufen worden, ergänzte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. Der Vertrag zu diesem Projekt wird anlässlich des morgigen Welttags der Feuchtgebiete von den Partnern auf beiden Seiten des Rheins unterzeichnet. Es wird mit gut 400.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Bärbel Schäfer: „Mit dem Projekt „RAMS’Artenschutz“ wollen wir eine tragfähige Strategie für die grenzüberschreitende Koordination des Schutzes von bedrohten Arten entwickeln. Es geht um die Entwicklung gemeinsamer Visionen und konkreter Projekte, die wir mit Hilfe des INTERREG-Programms umsetzen wollen. Für Beiträge zum effizienten Schutz der Umwelt und zu einer nachhaltigeren Nutzung der Ressourcen stehen dort bis 2020 fast 43 Millionen Euro zur Verfügung. Vergeben sind bislang nur ein Viertel dieser Mittel, also haben potenzielle Projektträger noch die Riesenchance, innovative Vorschläge für Umweltschutz und eine nachhaltige Raumentwicklung zu platzieren.“
Mehr
 

 
NABU: Bundeskabinett stellt Weichen für Fluss-Auen-Förderprogramm
Bundesprogramm Blaues Band leistet wichtigen Beitrag zu europarechtlichen Umweltzielen  

Der NABU begrüßt den heutigen Beschluss des Bundeskabinetts für ein Bundesprogramms Blaues Band Deutschland. Ziel des Programmes ist es, die ökologische Entwicklung der großen Flüsse und ihrer Auen in Deutschland zu unterstützen. Ein Biotopverbund von nationaler Bedeutung soll dafür sorgen, dass ein wichtiger Beitrag zu den europarechtlichen Umweltzielen geleistet werden kann.

„Wir setzen uns seit Jahren für eine ökologische Gewässerentwicklung von Bundeswasserstraßen ein. Wegen unklarer Zuständigkeiten und Rechtsgrundlagen ist es bisher aber kaum möglich, ökologische Maßnahmen für diese Gewässer umzusetzen. Mit dem Kabinettsbeschluss werden nun wichtige Weichen gestellt“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Zu dem 7300 Kilometer langen Wasserstraßennetz zählen alle großen Flüsse wie Rhein, Elbe, Donau, Weser und Oder und viele ihrer Nebenflüsse.

Dicke Steinpackungen auf den Ufern, ein begradigtes Flussbett und keine Verbindungen mehr zu den Auengewässern und Altarmen – das ist das Schicksal vieler deutscher Flüsse. Was früher eine wichtige Rolle für die Leichtigkeit und Sicherheit des Güterverkehrs spielte, ist an vielen kleineren Bundeswasserstraßen wie Aller, Ilmenau, Fulda und Werra heute jedoch obsolet. „Hier schlummert ein riesiges Potential vor unserer Haustür: gut 2800 Flusskilometer, die nicht mehr für den Güterverkehr gebraucht werden. Wenn man hier Fluss, Ufer und Aue wieder zu einer Einheit verbindet, dann profitiert nicht nur die Natur. Die Programmgelder sind auch eine wichtige Zukunftsinvestition für uns Menschen“, so Tschimpke weiter.

Naturnahe Flüsse und Auen spielen eine wichtige Rolle für den natürlichen Hochwasserrückhalt und für die Reinigung unseres Wassers. Nicht zu vernachlässigen, ihr unschätzbarer Wert als Erholungsraum: Radfahren, Wassersport, Angeln, Baden, Wandern – die meisten Bürgerinnen und Bürger sind sehr gern am und im Fluss und in der Aue unterwegs.

Aus Sicht des NABU ist nun wichtig, dass die offenen Rechtsfragen zügig geklärt sowie die notwendigen Mittel bereitgestellt werden und das Programm möglichst schnell in die operative Umsetzung kommt. „Ganz zentral ist, dass überall in Deutschland fachlich qualifiziertes Personal für diese Aufgabe bereit gestellt wird. Es braucht einen Kümmerer sonst versacken gute Ideen und Pläne leicht in der Schublade“, so Tschimpke. Außerdem hält es der NABU für unerlässlich, die Vergabekriterien so zu gestalten, dass auch Projekte von Dritten wie Verbänden und Kommunen gefördert werden können. „Gute Initiativen müssen unabhängig vom institutionellen Hintergrund unterstützt werden.“

An der Havel zeigt der NABU schon seit Jahren wie es gehen könnte. In enger Zusammenarbeit mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, und gefördert durch Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt renaturiert er die Untere Havel. Auf 90 Flusskilometern werden Altarme wieder angeschlossen, Uferbefestigungen beseitigt, Flutrinnen aktiviert sowie Ufer- und Auenwald entwickelt.

Hintergrund:
Das Bundesprogramm Blaues Band Deutschland war auf Initiative des NABU 2013 in den Koalitionsvertrag aufgenommen worden. Seit 2014 hat eine interministerielle Arbeitsgruppe aus Vertretern des Bundesumwelt- und des Bundesverkehrsministerium und den nachgeordneten Fachbehörden Umweltbundesamt, Bundesamt für Naturschutz, Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und der Bundesanstalt für Gewässerkunde und der Bundesanstalt für Wasserbau an den inhaltlichen Eckpfeilern gearbeitet.
Letztes Jahr hat der NABU ein umfangreiches Rechtsgutachten an die Arbeitsgruppe übergeben, in dem offenen Rechtsfragen v.a. hinsichtlich der ungeklärten Zuständigkeit von Bund und Ländern dargestellt werden.
Mehr
 

 
999 Kirchtürme sind Wohnzimmer für Dohle, Turmfalke und Co
NABU-Aktion bietet bedrohten Arten neuen Lebensraum

Noch fehlt eine Kirche, dann bieten 1000 in Deutschland ihre Türme bedrohten Vögeln und Fledermäusen als Unterschlupf an. Bislang wurden 999 in den vergangenen 10 Jahren vom NABU als „Lebensraum Kirchturm“ ausgezeichnet. Spitzenreiter bei der „Wohnraumbeschaffung“ ist Baden-Württemberg mit über 212 ausgezeichneten Kirchen, gefolgt von Thüringen mit 150 und Niedersachsen mit 140 artgerechten Kirchtürmen.

Wie wichtig das Engagement der Kirchgemeinden ist, zeigt das Beispiel des Turmfalken. Den Kulturfolger zieht es verstärkt in die Nähe des Menschen. In alten Gebäuden, Kirchtürmen oder hohen Bäumen findet er passende Unterkünfte. Doch seine angestammten Brutplätze gehen vor allem durch die Sanierung von Kirchen oder den Abriss alter Industrieanlagen immer häufiger verloren. Wo Lebensräume fehlen, können Nistkästen in Kirchtürmen Abhilfe schaffen: Sie geben Turmfalken, aber auch Schleiereulen, Dohlen und Fledermäusen, ein neues Zuhause. Lassen sich die Tiere einmal an einer Kirche nieder, kehren sie jedes Jahr zurück in ihr neues Domizil.

Bei der Frage, wie Kirchen ihre Türme vogelfreundlich gestalten können, unterstützen NABU-Gruppen die Gemeinden vor Ort. Sie beraten bei anstehenden Sanierungen oder helfen, geeignete Nistkästen anzubringen.
Mehr
 

 
NABU und LBV: Wintervögel in diesem Jahr besonders zugfaul
118.000 Vogelfreunde sorgen für Teilnahmerekord bei "Stunde der Wintervögel"

Viele Menschen treibt in diesem Winter die Frage um: Wo sind die Vögel geblieben? Auffallend wenig Meisen, Finken und andere Vögel ließen sich in den vergangenen Monaten an Futterstellen sowie in Gärten und Parks blicken. Dass diese Beobachtung flächendeckend zutrifft, bestätigte jetzt Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion, die „Stunde der Wintervögel“. Mehr als 118.000 Vogelfreunde zählten Anfang Januar eine Stunde lang die Vögel in ihrem Garten und meldeten die Beobachtungen an den NABU und seinen bayerischen Partner, den Landesbund für Vogelschutz (LBV) – ein absoluter Rekordwert für Deutschland.

„Die Sorge um ausbleibende Vögel hat viele Menschen beschäftigt. Und in der Tat: So wenige Vögel wie in diesem Winter hatten wir schon lange nicht mehr“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Insgesamt beobachteten die Teilnehmer durchschnittlich 17 Prozent weniger Tiere als in den Jahren zuvor.

Vor allem bei den häufigen Wintervögeln und Futterhausbesuchern, darunter allen Meisenarten, aber auch Kleiber und Kernbeißer, wurden die bisher niedrigsten Zahlen seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 verzeichnet. Pro Garten ließen sich im Schnitt nur rund 34 Vögel und acht verschiedene Arten sehen – sonst liegt der Schnitt bei rund 41 aus neun Arten.

„Einige Arten hatten dieses Jahr offenbar kaum Wanderlust – was zu den teils deutlichen Rückgängen geführt hat. Das gilt vor allem für jene, die im Winter häufig Besuch von ihren Artgenossen aus dem kälteren Norden und Osten bekommen. Dazu zählen auch die meisten Meisenarten“, so Miller. Auffällig ist, dass die Rückgänge bei Meisen und Co. im Norden und Osten Deutschlands gering ausfallen. Richtung Südwesten hingegen nehmen sie zu. Manche Wintervögel haben wohl aufgrund des – bis zum Beginn des Zählwochenendes – noch extrem milden Winters auf halber Zugstrecke Halt gemacht.

Im Gegensatz dazu sind Arten, die im Winter von Deutschland aus teilweise nach Süden abwandern, in diesem Jahr besonders häufig hier geblieben. Bei Amseln, Rotkehlchen, Ringeltauben, Star und Heckenbraunellen wurden die bislang höchsten oder zweithöchsten Werte seit Beginn der Aktion ermittelt. Die Amselzahlen stiegen pro Garten durchschnittlich um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der Star nahm gar um 86 Prozent zu.

Entsprechend deutlich zeigen sich die Verschiebungen auch in der Rangliste der häufigsten Wintervögel: Hinter dem Dauer-Spitzenreiter Haussperling setzte sich die Amsel – etwas überraschend – auf Rang zwei (sonst Platz 5). Die Kohlmeise liegt erstmalig nur auf Rang 3 und der Feldsperling landet zum ersten Mal noch vor der Blaumeise auf Rang 4.

Neben der geringen Zuglust könnten auch weitere Faktoren Einfluss auf die Ergebnisse gehabt haben. Nicht ausgeschlossen ist, dass Meisen und andere Waldvögel im Frühjahr einen schlechten Bruterfolg hatten. Ob diese Vermutung zutrifft, wird die im Mai stattfindende Schwesteraktion „Stunde der Gartenvögel“ zeigen. Dann sind Deutschlands Vogelfreunde wieder aufgerufen, eine Stunde lang die Vögel zu zählen. Hier stehen Deutschlands Brutvögel im Fokus.

Die Ergebnisse der Wintervogelzählung zeigen auch, dass das unter Amseln grassierende Usutu-Virus keine Auswirkungen auf den Gesamtbestand der Art hatte. Anhand der Meldungen lassen sich die diesjährigen Ausbruchsgebiete – vor allem am Niederrhein – zwar deutlich erkennen, hier sind die Amselzahlen deutlich niedriger als andernorts. Doch insgesamt gehört die Amsel zu den Gewinnern der diesjährigen Zählung.

Besorgniserregend ist hingegen die anhaltende Talfahrt der Grünfinken. Nach einem erneuten Rückgang um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und über 60 Prozent gegenüber 2011 ist der Grünfink erstmals nicht mehr der sechsthäufigste Wintervogel in Deutschland. Er rangiert nunmehr auf Rang acht. Grund hierfür ist vermutlich das durch einen Parasiten hervorgerufene sogenannte „Grünfinkensterben“ (Trichomoniasis), das seit 2009 vor allem an sommerlichen Futterstellen auftritt.

Aufgrund der Zähl-Ergebnisse hatte sich in der Öffentlichkeit zuletzt eine rege Diskussion um die Gründe für die außergewöhnlich geringe Zahl an Wintervögeln entfacht. Nicht selten vermuteten Beobachter die Ursache bei Katzen, Rabenvögeln oder Greifvögeln. „Diese Thesen können nicht stimmen, da keiner dieser potenziellen Fressfeinde im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen hat. Außerdem muss der Grund einer sein, der speziell in diesem Jahr eine Rolle gespielt hat – und keiner, der immer da ist. Unsere Analyse hat sogar gezeigt: In Gärten mit Katzen oder Elstern werden gleichzeitig mehr andere Vögel beobachtet. Das Auftreten potenzieller Fressfeinde führt also keineswegs zum sofortigen Verschwinden von Vogelarten“, so Miller.

Zur Aktion:

Der NABU und LBV rufen einmal im Jahr zur „Stunde der Wintervögel“ bzw. „Stunde der Gartenvögel“ auf. Es ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion. Die nächste „Stunde der Gartenvögel“ findet über Muttertag vom 12. bis 14. Mai 2017 statt. Je mehr Menschen an der Aktion teilnehmen, desto genauer werden die Ergebnisse. Die Meldungen werden auf www.stundederwintervoegel.de bzw. www.stunde-der-wintervogel.de (Bayern) bis auf Bundesland- und Landkreisebene ausgewertet.
Mehr
 



Seite 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 
24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 
47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 
70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 
93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 
116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 
139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 
162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 
185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 
208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 
231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 
254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 
277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 
300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 
323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 
346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 
369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 
392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 
415 416 417 418 419 420 421 422 423 


Copyright 2010 - 2024 B. Jäger