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Verschiedenes

 
ÖKO-TEST-Magazin August 2017
Aus dem Inhalt

Test: Mineralwässer für Säuglingsnahrung
Fast drei Viertel der getesteten Wässer sind für Säuglingsnahrung bestens geeignet. Bei sechs Produkten zieht ÖKO-TEST jedoch Punkte ab. Der Grund: Pestizidmetaboliten, Schwer- und Halbmetalle, Keime. Für ein Wasser hat das Labor zudem aus den gemessenen Werten eine jährliche Strahlendosis errechnet, der ein Säugling nicht ausgesetzt sein sollte.

Test: glutenfreie Lebensmittel
Bei knapp der Hälfte der getesteten Produkte ist die Qualität verbesserungswürdig. So wies das Labor in allen reishaltigen Proben krebserregendes anorganisches Arsen nach. Auch bei einem Haferbrei wurde der Schadstoff entdeckt, obwohl Hafer normalerweise kein Arsen anreichert. Darüber hinaus wurden unter anderem das giftige Schwermetall Cadmium, bedenkliche Pestizide ̶ darunter Glyphosat ̶ , Schimmelpilzgift, krebsauslösendes Chlorpropham sowie Mineralölbestandteile gefunden. Wenigstens war Gluten meist gar nicht oder nur in Spuren unterhalb des gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwertes nachweisbar.

Test: Nagellacke
Das Problem bei Nagellacken sind unter anderem krebserregende Nitrosamine, teilweise in sehr hohen Mengen. In 16 Produkten steckten zudem bedenkliche UV-Filter. Die Hersteller setzen sie ein, um die Lacke in ihren Glasfläschchen vor Sonnenlicht zu schützen. Einige Filter stehen aber im Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Von 25 Produkten erhält nur eine Marke das Testurteil „sehr gut“, vier schneiden mit „gut“ ab.

Test: Magenmittel
Alle getesteten Präparate wirken sehr gut. Sie enthalten die Wirkstoffe Omeprazol, Esomeprazol oder Pantoprazol, die die Entstehung von Magensäure hemmen und als gut verträglich gelten. Neun Produkte bekommen eine Note Abzug, weil sie die umstrittenen Farbstoffe Chinolingelb (E 104) und/oder Ponceau 4R (E 124) enthalten.

Test: Handyversicherungen
Eine Handyversicherung lohnt sich nicht. Die Entschädigungsleistungen sind viel zu niedrig. Geld gibt es ohnehin nur in den seltensten Fällen. Die Versicherungen sind nämlich zunächst nur ein Reparaturkostenschutz. Eine ganze Reihe von möglichen Schäden ist nicht versichert oder deutlich eingeschränkt. Außerdem ist bei manchen Versicherungen Vorsicht geboten, weil die Anbieter Selbstbeteiligungen in ihren Bedingungen versteckt haben.

Test: Dämmstoffe
Gut ist es, wenn die Produkte nicht gleich Feuer fangen. Schlecht hingegen, wenn Hersteller dafür schädliche Stoffe einsetzen, wie das teilweise der Fall ist. Dass auch natürliche Rohstoffe Tücken haben kann, zeigt eine Dämmplatte, die eine hohe Pestizidbelastung aufweist. Zwei Marken enthielten zudem starke Rückstände von abgestorbenen Schimmelpilzsporen. In acht Dämmstoffen hat das Labor bedenkliche Schwermetalle gefunden.

Test: Fieber- und Schmerzmittel für Kinder
Wenn Kinder unter Fieber leiden, helfen Zäpfchen und Säfte mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen. Von den 24 rezeptfreien Präparaten, die ÖKO-TEST begutachten hat lassen, schneiden 20 mit „sehr gut“ ab. Die Wirksamkeit ist für alle untersuchten Präparate belegt, die restlichen vier haben Mängel in den Hilfsstoffen und verfehlen deshalb den Spitzenplatz.


Und außerdem:

Nahrungsmittelexporte: Resterampe für Europas Bauern
Die EU-Länder verkaufen Überschüsse ihrer Agrarindustrie nach Afrika. Das hat gravierende Folgen für die dortigen Landwirte. Selbst Teile der Bundesregierung fordern Korrekturen.

Energiesparoptionen: Kleines Geld mit großer Wirkung
Es muss nicht immer die aufwendige und teure Komplettsanierung sein. Heizenergie und Strom zu sparen geht auch mit geringem finanziellen Aufwand. ÖKO-TEST hat eine ganze Reihe von Vorschlägen zusammengetragen – mit Kosten von einem bis 4.000 Euro.
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Urbane Gärten in Freiburg, Basel und Mulhouse
Urbane Gemeinschaftsgärten sind ein internationaler Trend. Sie dienen sozialen, ökologischen und teils auch ökonomischen Zielen - sind Orte der Begegnung und Bildung, der Umwelt-Experimente und gelegentlich bereits der Ernährungssicherung, in Einzelfällen sogar der Existenzgründungen.

Auch in der Oberrhein-Region entfaltet sich dieser Trend, mit interessanten Unterschieden zwischen Basel, dem Elsaß und der Region Freiburg. Einige Zahlen: ca. 15 Projekte kennen wir in Mulhouse, ca. 30 in Freiburg und ca. 50 in Basel.
Deshalb wird das Thema "Urbane Gemeinschaftsgärten/ Jardins urbains partagés" ein Schwerpunkt auf dem grenzüberschreitenden zivilgesellschaftlichen Erfahrungsaustausch am 22./ 23. September in Mulhouse, den die Europäische Union über das Interreg-Programm bezuschußt:
https://www.mcm-web.org/voisins-solidaires

Zur Vorbereitung dieses Schwerpunktes treffen sich VertreterInnen von Gartenprojekten der drei Regionen in Freiburg:
http://www.treffpunkt-freiburg.de/node/1112
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Junge Schreiadler brauchen Altvögel um das Winterquartier zu erreichen
Forschungsprogramm liefert neue Erkenntnisse zum Zugverhalten und Schutz der Art

Mit Hilfe von modernen Satellitensendern hat der NABU neue Erkenntnisse über das Zugverhalten der Schreiadler herausgefunden. Die Ergebnisse zeigen, dass abziehende Jungvögel, die grundsätzlich ohne ihre Eltern in das Winterquartier aufbrechen, unterwegs auf die Erfahrung von Altvögeln angewiesen sind, um die beste Route über den Bosporus um das Mittelmeer herum zu finden. „Treffen sie unterwegs keine Altvögel, fliegen sie meist einfach nur in südliche Richtungen und kommen dann beim Versuch um, das Mittelmeer zu überfliegen. Denn über dem Meer gibt es keine thermischen Aufwinde, auf die Adler als Segelflieger dringend angewiesen sind“, sagt Bernd-Ulrich Meyburg, Leiter des NABU-Programms.

Die Forschungsergebnisse konnten nun erstmals in einem Artikel im Fachmagazin „Journal of Experimental Biology“ veröffentlicht werden. „Der NABU profitiert enorm von solchen Forschungen, um den Schutz des vom Aussterben bedrohten Schreiadlers zu verbessern. Den Tieren fehlen ungestörte Brutwälder und nahrungsreiche Feuchtwiesen, aber auch schlecht platzierte Windenergieanlagen im Schreiadlergebiet minimieren weiterhin den Bestand“, sagte Olaf Tschimpke, NABU-Präsident.

Die winzige Restpopulation des Schreiadlers in Deutschland ist vom Aussterben bedroht. Die verbliebenen gut 100 Brutpaare in Nordost-Deutschland bilden zugleich die Westgrenze der Verbreitung dieser fast ausschließlich in Europa brütenden Vogelart. Um die Population zu stützen, führt der NABU ein Programm zur Handaufzucht und Auswilderung zweitgeborener Schreiadler-Küken durch. Diese hätten ohne Hilfe keine Überlebenschance, da Schreiadler grundsätzlich nur eines von zwei Jungen aufziehen. Seit 2004 wurden so bereits 86 zusätzliche Jungadler in Brandenburg ausgewildert, 36 davon stammten aus der Region. 50 weitere wurden dagegen aus Lettland importiert, wo der Schreiadler noch in größerer Zahl vorkommt. Der natürliche Bruterfolg der Schreiadler Brandenburgs konnte so in diesem Zeitraum um über 70 Prozent erhöht werden.

Für das Forschungsprogramm konnte Bernd Meyburg für ein einzigartiges Orientierungsexperiment 15 lettische und acht brandenburgische Jungadler sowie neun brandenburgische Altvögel mit GPS-Satellitensendern ausstatten. Insbesondere sollte untersucht werden, ob die von ihrem Geburtsort um 940 km nach Südwesten gebrachten lettischen Adler vielleicht eine andere, weniger geeignete Zugroute einschlagen würden als die heimischen Jungvögel aus Brandenburg. „Wenn die lettischen Jungvögel durch die Umsiedlung im Nachteil wären, würde das den Erfolg des Aufzuchtprogramms schmälern“, so Meyburg.

Es zeigte sich aber, dass die eingeschlagenen Zugwege nicht durch die Herkunft der Jungvögel, sondern durch das Abzugsdatum bestimmt werden. Diejenigen Jungadler, die deutlich vor den lokalen Altvögeln abzogen, flogen allgemein in südliche Richtungen und landeten meist im Mittelmeer. Die etwas später gleichzeitig mit Altvögeln aus der Region abziehenden Jungvögel flogen dagegen auf dem richtigen Zugweg Richtung Bosporus nach Südosten. Junge Schreiadler, gleichgültig ob aus Deutschland oder Lettland stammend, müssen die optimale Zugroute also von fremden älteren Adlern erlernen, im Gegensatz etwa zu vielen nachts ziehenden Kleinvögeln, denen die angeborene Zugrichtung und -länge zur Orientierung ausreichen. Insgesamt erreichten nur 55 Prozent der Jungvögel Afrika.

„Die Chance bei südlichem Abzug auf erfahrene ziehende Altvögel aus westlichen Teilen des Verbreitungsgebietes zu treffen, ist bei osteuropäischen Schreiadlern groß“, erklärt Meyburg. „Anders sieht dies für Jungvögel am westlichen Rand des Verbreitungsgebietes in Deutschland aus: Sie haben nur ganz am Anfang ihres Zuges eine Chance sich erfahrenen Schreiadlern anzuschließen, was ihre Überlebenschancen deutlich mindert. Gleichzeitig wissen wir nun, dass die aus Deutschland nach Südosten ziehenden Schreiadler als ‚Einsammeldienst‘ für östliche Jungvögel besonders wichtig sind – ein Grund mehr, sich für die verbliebenen Schreiadler am westlichen Rand des Verbreitungsgebiets in Deutschland einzusetzen.“

Herausragend für die Forscher war auch die Erkenntnis, dass die importierten lettischen Vögel die Auswilderungsregion und nicht den Geburtsort als Heimat betrachten. Einige der ausgewilderten Jungvögel konnten nämlich später als Brutvögel in Deutschland und im benachbarten Polen festgestellt werden. Ein ursprünglich aus Lettland stammendes Männchen besetzte sogar ein Revier in nur wenigen Kilometern Entfernung von der Auswilderungsstation. Dank der Studie konnte der NABU in diesem Jahr neben Jungvögeln aus Brandenburg erstmals auch wieder acht Zweitküken aus Südost-Polen in das Auswilderungsprogramm aufnehmen.
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Nationales Forum Diesel kommt zwei Jahre zu spät
Letzte Chance für Dobrindt

Diesel-Privilegien beenden, Blaue Plakette und Nachrüstungen auf Kosten der Autoindustrie mZum morgigen Diesel-Gipfel fordert der NABU sowohl die wirksame Nachrüstung aller betroffenen Fahrzeuge als auch ein Ende der Diesel-Privilegien in Deutschland.

„Minister Dobrindts Kuschelkurs mit der Automobilindustrie kommt Deutschland jetzt teuer zu stehen. In zwei Jahren hat es der Bundesverkehrsminister nicht geschafft, den Abgasskandal aufzudecken und zu lösen. Stattdessen hat er weiter zugesehen, wie die Autoindustrie neue Dieselfahrzeuge mit viel zu hohen Abgaswerten auf den Markt wirft. Die Rechnung haben jetzt die Bürger mit ihrer Gesundheit, die Umwelt und sogar die Automobilindustrie selbst zu tragen. Das Vertrauen in den Diesel und die deutschen Hersteller hat dramatisch gelitten“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Nach Ansicht des NABU kommt das Diesel-Forum ganze zwei Jahre zu spät. Zudem seien zum morgigen Gipfel weder Vertreter von Gesundheits- noch von Umweltschutzorganisationen eingeladen. Dennoch erhofft sich der NABU, dass sich die Branche ihrer Verantwortung endlich stellt und gemeinsam mit der Politik wirksame Schlüsse zieht.

„Das Treffen ist die allerletzte Chance für Minister Dobrindt, vor dem Ende der Legislaturperiode, doch noch den Stickoxid-Betrug zu beenden. Er muss die Autoindustrie zu einer unverzüglichen Nachrüstung aller betroffenen Fahrzeuge mit einem wirksamen Abgassystem verpflichten“, so Miller. Für die meisten Fahrzeuge bedeute dies eine notwendige Nachrüstung der Hardware, bei bestimmten oder neueren Modellen könnten auch ein Software-Update sowie eine zusätzliche Einzahlung in einen Fonds sinnvoll sein. Aus diesem Fonds könnten Maßnahmen zur Senkung der Abgasbelastung finanziert werden, etwa der Ausbau der Lade-Infrastruktur für E-Mobilität oder die Nachrüstung von Busflotten. Alle hierfür anfallenden Kosten seien allein von den Autoherstellern zu tragen.

Doch nicht nur die Hersteller, auch die Bundesregierung sieht der NABU in der Pflicht. Neben kurzfristigen Nachrüstungen müsse die Politik auch das Stickoxid-Problem an sich dringend lösen. Der NABU fordert daher die Einführung einer Blauen Plakette. Mit ihr könnten Kommunen, die von besonders hohen Abgaswerten geplagt werden, schmutzige Fahrzeuge aus ihren Städten ausschließen. „Auch die aus ökologischer Sicht unsinnige Subventionierung des Dieselkraftstoffes muss ein Ende haben. Deutschland lässt sich hier jedes Jahr rund acht Milliarden Euro an Steuergeldern entgehen. Sie könnten viel sinnvoller in den Ausbau einer Elektroauto-Ladeinfrastruktur und in Radwege investiert werden", sagte Dietmar Oeliger, NABU-Leiter für Verkehrspolitik.

Zudem müsse die Kontrolle der Abgaswerte dringend verbessert werden. Der NABU fordert daher, den realen Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub künftig im Normalbetrieb auf der Straße zu messen – statt wie bislang in Testlaboren. Darüber hinaus könne auch die künftige Bundesregierung ein wichtiges Signal senden und ihre Dienstflotte auf E-Fahrzeuge umstellen.üssen kommen
 
 

 
NABU: Stopp des Artenschwunds muss Kanzlersache werden
Neuer EU-Naturschutzfonds muss Landwirte für Anstrengungen im Naturschutz belohnen

Anlässlich des heute von der Bundesregierung veröffentlichten zweiten Rechenschaftsbericht zur Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt weist der NABU auf gravierende Versäumnisse der Großen Koalition beim Schutz von Arten und Lebensräumen hin. Insbesondere in der Agrarlandschaft befänden sich viele Arten im freien Sinkflug. Dazu NABU-Präsident Olaf Tschimpke:

„Die von der Regierung herausgestellten Naturschutz-Erfolge dürfen nicht darüber hinwegtäuschen: Wir verlieren weiter Vögel, Insekten und ihre Lebensräume in atemberaubenden Tempo. In Deutschland steht etwa das früher häufige Rebhuhn kurz vor dem Aussterben. Auch Hummeln, Schmetterlinge und artenreiche Wiesen werden immer seltener. Mit jeder Art, die verschwindet, löst sich eine weitere Masche aus dem Netz der Natur. Doch von diesem funktionierenden Netz sind wir Menschen und die Wirtschaft hochgradig abhängig. Statt diese tickende Zeitbombe zu entschärfen, hat sich die Große Koalition in Ressortkonflikten verstrickt.“

Zwar habe die Umweltministerin das wichtige EU-Naturschutzrecht erfolgreich verteidigt und gute Konzepte für die Agrarpolitik und die Finanzierung des Naturschutzes vorgelegt. Doch ihre Kollegen aus dem Landwirtschafts- und Verkehrsministerium seien dazu in Blockadehaltung gegangen. „Dieses Gerangel hat Geld und Zeit gekostet, die wir nicht haben. Arten, die aussterben, kommen nicht zurück. Die Rettung unserer Artenvielfalt muss daher künftig zentral vom Kanzleramt koordiniert werden“, forderte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die Umwelt- und Naturschutzpolitik in Deutschland müsse endlich stärker als Querschnittsaufgabe verstanden werden.

Es führe auch kein Weg daran vorbei, dass die Bundeskanzlerin den Landwirten reinen Wein einschenke. „Ohne eine echte Wende in der Agrarpolitik verlieren wir nicht nur Arten, sondern auch immer mehr Höfe. Daran kann keiner ein Interesse haben“, so Tschimpke.

Der NABU fordert daher, die EU-weit rund 60 Milliarden Euro an Subventionen für die Landwirtschaft künftig nicht mehr per Gießkanne zu verteilen. Das bisherige System habe den Artenschwund weiter befeuert und zu einer noch stärkeren Ausbeutung der Natur geführt. Stattdessen sollten die vorhandenen Gelder sinnvoll umgeschichtet und zum Vorteil von Natur und Landwirtschaft gleichermaßen genutzt werden. So könnten mithilfe eines neuen EU-Naturschutzfonds in Höhe von 15 Milliarden Euro Landwirte durch konkrete Umweltschutzleistungen ein zusätzliches Einkommen erzielen. „Die künftige Bundesregierung muss sich für eine solche Änderung auf EU-Ebene einsetzen. Was hierzu im neuen Koalitionsvertrag steht, hat Signalwirkung für die gesamte EU“, so Tschimpke.

Mit Blick auf die alarmierenden Hinweise, dass derzeit ein massives Insektensterben vor sich geht, fordert der NABU erstmals ein bundesweites Insekten-Monitoring aufzubauen. Dieses müsse flächendeckende Erkenntnisse liefern, wie es der Insektenwelt in Deutschland geht, um auch entsprechende Schutzmaßnahmen ableiten zu können. Zudem müsse der Einsatz von Pestiziden dringend verringert werden.

Der NABU fordert darüber hinaus, künftig auch den Handel und Verbraucher stärker in der Agrarpolitik einzubeziehen. Zielgerichtete Investitionen sollten dazu beitragen, dass Landwirte hochwertige Lebensmittel naturverträglich produzieren und auch zu fairen Preisen verkaufen können.
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NABU Zahl des Monats
Jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch an Fläche liegt bei drei Quadratmetern

Flächenverbrauch in Deutschland immer noch zu hoch

Pro Kopf werden in Deutschland jährlich drei Quadratmeter an Fläche neu in Anspruch genommen. Damit ist der Flächenverbrauch in Deutschland immer noch zu hoch. Derzeit beträgt der tägliche Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr durchschnittlich 66 Hektar. Das sind 92 Fußballfelder an Fläche, die nicht mehr für natürliche Nutzungen zur Verfügung stehen. Dabei ist der Boden eine endliche Ressource, mit der sparsamer umgegangen werden muss.

Das Ziel der Bundesregierung, den täglichen Flächenverbrauch auf 30 Hektar pro Tag zu reduzieren, liegt somit in weiter Ferne. Der „30-Hektar-Tag“ fiel dieses Jahr bereits auf den 15. Juni. Bis zu diesem Tag wurde seit Anfang des Jahres bundesweit bereits so viel Fläche neu verbaut, dass bis zum Ende des Jahr keine weiteren Flächen für Siedlung und Verkehr neu in Anspruch genommen werden dürften, wollte man das 30-Hektar-Ziel einhalten.

Obwohl der tägliche Flächenverbrauch von etwa 120 Hektar um die Jahrtausendwende mittlerweile nahezu halbiert wurde, sind zusätzliche Anstrengungen unverzichtbar, um die Neuinanspruchnahme von Flächen möglichst gering zu halten. Auch die Bundesländer sowie Städte und Gemeinden müssten sich dafür zeitlich und räumlich konkrete Flächensparziele setzen.
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Keine Freiheit im Paradies – Tourismus & Migration
iz3w - Zeitschrift zwischen Nord und Süd | Ausgabe 361
(Juli / August 2017)

Tourismus und Migration werden als globale Bewegungsformen selten zusammen genannt. In der Realität finden sich jedoch viele Berührungspunkte und Kontaktzonen von Urlaubslaunigen und MigrantInnen oder Geflüchteten, die aufgrund von Perspektivlosigkeit ihr Land auf der Suche nach Freiheit und Arbeit verlassen haben.

Solche sozialen und kulturellen Reise(t)räume, die sich manchmal ungewollt überschneiden oder berühren, reiben oder auch solidarische Aktionen erlauben, wollen wir in diesem Themenschwerpunkt erkunden – dazu fragen wir unter anderem: Welchen Diskurs entfacht der Freiwilligentourismus in Geflüchtetencamps wie dem Jungle in Calais? Wie kann das Konzept von Gastfreundschaft neu gedacht werden? Was bedeutet Bewegungsfreiheit? Welchen Diskurs entfacht der Freiwilligentourismus in Geflüchteten-Camps wie dem Jungle in Calais? Wie erleben MigrantInnen ihren Urlaub im Land der Herkunft ihrer Eltern? Welche persönlichen Erwartungen, Irritationen und Rollen begleiten TouristInnen und MigrantInnen auf ihren „Reisen“?
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Win-Win-Situation für Kommunen, Landwirte und Ökologie
Freiburg und Vogtsburg schließen eine modellhafte Stadt-LandPartnerschaft

Ökologische Ausgleichsmaßnahmen auf Vogtsburger Böschungen für Bauvorhaben der Stadt Freiburg

Für die dringend benötigten Wohnbauflächen in Freiburg werden für
deren Bau in Naturflächen eingegriffen, für die die Stadt Freiburg an
anderer Stelle Ausgleich schaffen muss.

Dafür hat sie nun mit der Stadt Vogtsburg im Kaiserstuhl einen
starken Partner gefunden. Vogtsburg stellt Freiburg eigene
Böschungsflächen zur Verfügung, damit Freiburg „ökologische
Ausgleichsmaßnahmen“ vornehmen und damit Ökopunkte
generieren kann. Die Grundlage dafür bildet ein Pflege- und
Entwicklungskonzept, das der Landschaftserhaltungsverband
Breisgau-Hochschwarzwald (LEV) erarbeitet hat.

Durch die Aufwertung der Böschungen in Vogtsburg kann die Stadt
Freiburg 1,972 Millionen Ökopunkte (ÖP) generieren. Feststeht
bereits, dass diese zur teilweisen Deckung des durch den
Bebauungsplan des SC-Stadions erforderlichen Ausgleich verwendet
werden.

Modellhafte Partnerschaft in der Region
Diese Stadt-Land-Partnerschaft haben Vertreter und Vertreterinnen
der Städte Freiburg und Vogtsburg, des Landkreises BreisgauHochschwarzwald
und des Badischen Landwirtschaftlichen
Hauptverbandes heute bei einem Pressetermin in Vogtsburg
vorgestellt. Dabei hob Otto Neideck, Erster Bürgermeister der Stadt
Freiburg, hervor, dass es sich hier „um eine erstmalige und bisher
einzigartige Zusammenarbeit in unserer Region handelt“.

Der Bürgermeister von Vogtsburg im Kaiserstuhl, Benjamin Bohn,
war im September 2015 auf Freiburger Vertreter zugekommen und
hatte angezeigt, dass die Böschungsflächen in seiner Stadt viel
Potential zur ökologischen Aufwertung bieten. „Für Vogtsburg stellt
die Pflege der kommunalen Böschungen eine große
Herausforderung dar“, sagt Bürgermeister Bohn. Für Freiburg sind
sie aber interessant, so EBM Neideck: „Wir suchen ja stetig Flächen
für Ausgleichsmaßnahmen, die sich aus unserer Bauleitplanung
ergeben. Auch der Bebauungsplan zum SC-Stadion am Flugplatz
macht einen umfangreichen Ausgleich für den Eingriff in Natur und
Landschaft erforderlich.“

Das Freiburger Amt für Liegenschaften und Wohnungswesen hatte
daraufhin in Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt und dem
Umweltschutzamt die Kooperation zwischen Vogtsburg und Freiburg
vertraglich entwickelt und ausgearbeitet. Sie sieht vor, dass
Vogtsburg der Stadt Freiburg 33 Hektar gemeindeeigene WeinbergBöschungen
für den Öko-Ausgleich zur Verfügung stellt.

Die Böschungen liegen am Badenberg auf der Gemarkung
Bischoffingen, Oberbergen und Oberrotweil sowie am Scheibenbuck
bei Schelingen. Ein Betrieb des Landschaftserhaltungsverbands
(LEV) wird die Herstellung, Aufwertung und Pflege begleiten und ihre
Entwicklung überwachen. Die Stadt Freiburg wird mit dem LEV die
Maßnahmen koordinieren. Die Gesamtlänge der betroffenen
Böschungen beträgt nach Schätzung des LEV knapp 20 Kilometer.

Für die ersten 30 Jahre sind Kosten von ca. 2,1 Millionen Euro
veranschlagt, Vogtsburg erhält eine Entschädigung infür die
Bereitstellung der Böschungsflächen.

Stimmen zur neuen Partnerschaft
Vor Ort wurde heute hervorgehoben, dass diese Stadt-LandPartnerschaft
viele Nutznießer habe. Insgesamt können damit
Konflikte mit Landwirten vermieden werden, da keine für die
Landwirtschaft wertvollen Flächen, sondern nicht nutzbare
Böschungsflächen in Anspruch genommen werden. Zudem ist der
Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet auch bei der Freiburger
Bevölkerung beliebt, die sich dann an den aufgewerteten
Böschungen erfreuen kann.

Bürgermeister Benjamin Bohn sagte: „Das Ergebnis dieser
interkommunalen Vereinbarung ist eine Stadt-Land-Partnerschaft,
von der beide Seiten profitieren. Es ist eine Win-Win-Situation für
beide Kommunen, aber auch für die Landwirtschaft und die
Artenvielfalt am Kaiserstuhl. Dies kann gerne der Anfang einer
Partnerschaft mit weiteren Kooperationen dieser Art werden.“

Landrätin Dorothea Störr-Ritter, die auch dem erwähnten
Landschaftserhaltungsverband des Landkreises BreisgauHochschwarzwald
vorsitzt, betont: „Dass diese für alle Seiten nur
gewinnbringende Partnerschaft zwischen Stadt und Umland
entstehen konnte, ist vor allem dem Einsatz des
Landschaftserhaltungsverbandes zu verdanken. Darauf bin ich stolz.“

Werner Räpple, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen
Hauptverbands (BLHV), wies darauf hin, dass hier im Interesse der
Landwirtschaft erstmalig ein besonders flächenschonendes
Verfahren zum Einsatz komme: „Das ‚Vogtsburger Modell‘ entspricht
der Überzeugung des südbadischen Bauernverbandes, dass für
erforderliche Ausgleichsmaßnahmen keine für die Landwirtschaft
wertvollen Flächen wegfallen sollen.“ Durch die Pflege der
Weinbergböschungen werden die Flächen naturschutzfachlich
aufgewertet, anstatt wertvolle Ackerflächen in Anspruch zu nehmen.
Die Linie des BLHV sei bekannt: „Landwirtschaftlich genutzte
Flächen sind die Basis unserer Lebensmittelproduktion und unserer
Familienbetriebe. Deshalb sollte der Naturschutzausgleich stärker
durch die Aufwertung und Folgepflege solcher Flächen bereitgestellt
werden.“

Premiere für diese Art der Stadt-Land-Partnerschaft
Mit dem „Vogtsburger Modell“ einer direkten bilateralen Stadt-LandPartnerschaft
betreten die Kommunen im Südwesten Neuland. Eine
ähnliche Kooperation ist aus dem östlichen Bodenseeraum bekannt.
Zwischen Ravensburg und Friedrichshafen haben sich mehrere
Gemeinden zum „Regionalen Kompensationspool BodenseeOberschwaben
GmbH“ zusammengeschlossen und planen
Ausgleichsprojekte übergreifend (Näheres auf
www.friedrichshafen.de).

Grundsätzlich sind solche Partnerschaften zwischen Freiburg und
Umlandgemeinden auch künftig für Ausgleichsmaßnahmen weiterer
Bauvorhaben in Freiburg denkbar und für alle Beteiligten
zweckmäßig. Allerdings sind bei jedem Vorhaben dessen besondere
Belange zu berücksichtigen. In jedem Fall sind sich Freiburg und
Vogtsburg darin einig, dass man hierzu weiter im Kontakt bleibt, um
zu versuchen, weitere solche Projekte zu realisieren.

Warum muss man Böschungen „aufwerten“?
Nach Auskunft des Landschaftserhaltungsverbandes BreisgauHochschwarzwald
(LEV) ist die Artenvielfalt auf den Rebböschungen
im Kaiserstuhl geringer als auf gleich exponierten Hanglagen im
Bereich Alt-Vogtsburg. Das hatte jüngst auch eine Masterarbeit der
Uni Freiburg gezeigt. Dies liegt an fehlenden Arten und fehlender
Aufwertungspflege. Die Natur im Kaiserstuhl, einer sehr alten
Kulturlandschaft, hängt vom Einfluss des Menschen ab. Daher
umfassen die jetzt vom LEV vorgesehenen Maßnahmen nicht nur
eine einfache Pflege, sondern auch die Mahd, Beweidung und
selektive Gehölzpflege. Ziel ist der Übertrag von Arten von
angrenzenden Naturschutzgebieten.

Bisher werden die Böschungen nur im nötigsten Maße gepflegt. Eine
gezielte Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt findet (noch) nicht
statt.

Die Steilheit der Hänge erschwert die Pflege, ist aber gerade für
wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten besonders attraktiv. Ohnehin
ist der Kaiserstuhl für seine seltenen, wärmeliebenden Arten
bekannt. Einige davon können nur bei entsprechender Aufwertung
der Flächen leben. Der LEV ist in der differenzierten
Böschungspflege bewandert und gewährleistet die dauerhafte
fachliche Betreuung der Maßnahmen in seinem Zweckbetrieb.

Derzeit sind die Böschungen noch nicht sehr artenreich oder gut
ausgebildet. So gibt es auf vielen Flächen große Bestände der
nordamerikanischen Riesen-Goldrute, einem Neophyt, der durch
Mahd und Samenübertrag gut ersetzt werden kann. Ziel ist die
Entwicklung großflächiger artenreicher Magerrasen durch Mahd,
Samenübertrag und teils auch Beweidung mit Schafen. Dafür will der
LEV samenreiches Heu und Samen, die bei der Pflege der
Naturschutzgebiete im Kaiserstuhl entstehen, gezielt auf diese
Böschungen übertragen. So können sich dort künftig Arten wie
Kugelblume, Wiesen-Salbei, Kartäusernelke, Sonnenröschen,
Goldhaar-Aster und Kleiner Wiesenknopf ansiedeln, die als typisch
für die Mager- und Trockenrasen gelten und auf den Rebböschungen
an vielen Stellen noch fehlen.
 
 



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