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Dienstag, 19. März 2024
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Atomausstieg , Blackout und Angstkampagen
(c) mitwelt.org
 
Atomausstieg , Blackout und Angstkampagen
"Wenn das AKW Wyhl nicht gebaut wird, gehen in Baden-Württemberg die Lichter aus", sagte Ministerpräsident und Marinestabsrichter a.D. Hans Filbinger 1975. „Wenn wir die letzten drei AKW abschalten, gehen in Deutschland die Lichter aus“, drohen die atomar-fossilen Seilschaften heute. Die Zeiten ändern sich, aber die perfekt organisierten und immer wirksamen Angstkampagnen bleiben.

1975, vor bald einem halben Jahrhundert, in der heißen Phase des Wyhl-Konflikts, beauftragte die damalige Badenwerk-AG die Hamburger Werbeagentur Drews Verfahrensstrategien zu entwickeln, die eine zügige Überwindung des Widerstandes der Bevölkerung garantieren sollten. Das Manager Magazin und der Spiegel berichteten über die Vorschläge der Werbeagentur, die u.a. die folgenden Taktiken vorgeschlagen hatte:

- Negativtaktik: Dramatisierung aller Probleme, die durch den Nichtbau von Kernkraftwerken entstehen. Die Ängste der Gegenwart durch die Ängste der Zukunft überdecken.

- Verschleierungstaktik: Herunterspielen der Probleme, die im Zusammenhang mit Kernkraftwerken in der Bevölkerung auftauchen. Die Ängste durch Verfremdung der Probleme verdrängen.

- Verschönerungstaktik: Einseitige, positive Informationen über alle Fragen (fast alle) der Kernenergie. Die Ängste einfach negieren und ein positives Bild aufbauen.

Dieses alte Strategiepapier kommt einem angesichts mancher heutigen Argumente der Atomlobby seltsam bekannt vor. Die damaligen Angst-Strategien werden heute noch verwendet, gerade wenn es gilt, für die Laufzeitverlängerung der AKW Neckarwestheim-2, Emsland und Isar-2 oder für den Neubau von Atomkraftwerken zu werben.

Mit Fakten für die Laufzeitverlängerung zu werben, ist nach Tschernobyl und Fukushima schwierig geworden.
Selbst die Ökonomie spricht seit einigen Jahren gegen die Atomkraft. Strom aus Wind und Sonne ist nicht nur umwelt- und menschenfreundlicher, sondern auch wesentlich kostengünstiger als Strom aus neuen AKW.
Erstaunlicherweise werben auch nicht mehr die alten deutschen Energiekonzerne für die Gefahrzeitverlängerung, denn diese können rechnen. Für die Laufzeitverlängerung werben aktuell die alten und neuen Atomparteien CDU, CSU, FDP und AfD und die ihnen nahestehenden Medien, rechts-libertäre Seilschaften und die Netzwerke der Klimawandelleugner. Vor fünf Jahrzehnten fanden die inhaltlichen Auseinandersetzungen noch direkt zwischen Konzernen und Umweltbewegung statt.

Heute tarnt sich die Atomlobby "scheinbar klimafreundlich" nach amerikanischem Greenscamming-Vorbild. Greenscamming ist eine PR-Technik, bei der umweltfreundlich klingende Namen und Bezeichnungen für Organisationen oder Produkte ausgewählt werden, die nicht umwelt- oder klimafreundlich sind. Eine häufig angewandte Greenscamming-Methode besteht z.B. darin, dass sich Anti-Umwelt-Organisationen klimafreundlich bzw. „grün“ klingende Namen geben, die ein Interesse am Umweltschutz suggerieren, um die Öffentlichkeit über ihre wahren Absichten und Motive zu täuschen.

Negativtaktik heute: Dramatisierung aller Probleme, die durch den Nichtbau von Kernkraftwerken entstehen. Die Ängste der Gegenwart durch die Ängste der Zukunft überdecken.

- Blackout-Angst:
Fachleute, unter anderem die Bundesnetzagentur, halten einen unkontrollierten, großflächigen Stromausfall für äußerst unwahrscheinlich. Laut dem Branchendienst Energate schließt der größte Übertragungsnetzbetreiber Tennet einen Blackout aus. Geschürt wird die Angst insbesondere von PolitikerInnen und Medien, die den Übergang zu den umweltfreundlichen und kostengünstigen Energien jahrzehntelang behindert haben, weil das Energieerzeugungsmonopol der Energiekonzerne durch die Energiewende gefährdet war. Medien in der Schweiz haben gerade aufgedeckt, wie ein Millionär eine Blackout-Kampagne finanziert. 1975, kurz nach den Filbinger-Äußerungen wurde während eines Fußball-Länderspiels ein "Mini-Blackout" in Südbaden inszeniert ... Ob das wiederkommt?

- Strompreis-Angst:
Die Strompreise werden steigen, wenn wir die AKW abstellen, wird in vielen Medienberichten suggeriert. Diese Angstkampagne der atomar-fossilen Seilschaften hat eine doppelte Zielsetzung. Sie stärkt die Atomindustrie und sie lenkt von tatsächlichen Verursachern der explodierten Energiepreise ab. Für die Kriegsgewinnler Chevron, BP, Shell, TotalEnergies und ExxonMobil war 2022 ein profitables Jahr. Die schmutzigen „Big Five" erzielten einen gemeinsamen Jahresgewinn von knapp 200 Milliarden US-Dollar. (Eine Milliarde sind unglaubliche 1000 Millionen!)

- Das Märchen vom billigen Atomstrom:
Gerade weil wir aktuell von den Energiekonzernen ausgeplündert werden, wirkt das Märchen vom scheinbar billigen Atomstrom immer noch. Doch im Atomstromland Frankreich ist der Strompreis nur scheinbar billig. Die Schulden des teilverstaatlichten französischen Atom-Konzerns EDF stiegen im vergangenen Jahr von 43 auf unglaubliche 64,5 Milliarden Euro. (64.500.000.000 Euro)Den realen Preis für den Atomstrom werden die Menschen in Frankreich über ihre Steuern bezahlen. Ein schwerer Atomunfall hätte auch in Frankreich verheerende Folgen. Eine Regierungsstudie rechnet mit 430 Milliarden Euro Kosten. Sei es Atomkraft, Cum-Ex-Betrug oder Übergewinne. Konzerne und Milliardäre freuen sich, dass sich Normalverdienende unter einer Milliarde Euro nichts vorstellen können.

In diesen Angst-Kampagnen zeigt sich die Macht der Mächtigen in diesem Land. Die Abschaltung der letzten 3 deutschen AKW ist Gefahrenabwehr. Der Kampf gegen die Atomkraft war aber 50 Jahre lang immer auch ein Kampf für Demokratie und für eine umwelt- und menschenfreundliche Energieversorgung.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein.
Der Autor war 30 Jahre lang BUND-Geschäftsführer und Bauplatzbesetzer in Wyhl.
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Einen Monat lang kostenlos „mobil ohne eigenes Auto“
Haushalte aus Waldsee gesucht

Braucht es wirklich ein eigenes Auto? Die Frage stellen sich angesichts der Kosten, des Flächenverbrauchs und der Umweltbilanz viele. Damit man für sich herausfinden kann, wie sich das Leben ohne eigenes Auto gestalten lässt, läuft im Klimaquartier Waldsee das Projekt „Mobil ohne (eigenes) Auto“. Für die Monate März und Mai werden noch Haushalte aus dem Stadtteil Waldsee gesucht, die klimafreundliche Mobilität ausprobieren möchten.

Egal ob ÖPNV, Fahrrad oder Carsharing: einen Monat lang können Teilnehmende kostenlos Alternativen zum eigenen Auto ausprobieren. So können sie erproben, wie Mobilität ohne eigenes Auto funktioniert und wie sich der Alltag gut bewältigen lässt. Wer in Waldsee wohnt, ein Auto besitzt und mitmachen will, kann sich ab sofort beim Institut für Fortbildung und Projektmanagement (Tel. 0761-5191 4319, mobil@ifpro.de) melden. Die Teilnahme ist kostenfrei.
 
 

 
Ökobilanz von Textilien
Bio ist etwas besser, doch Lebensdauer ist entscheidend

Modekonsum belastet die Umwelt stark. Die Stiftung Warentest hat für ein T-Shirt ausgerechnet, wie sich die Ökobilanz verbessern lässt. Wichtig ist, die Kleidung lange zu tragen und weniger häufig zu waschen. Textilien aus Biobaumwolle belasten die Umwelt zudem weniger als jene aus herkömmlicher Baumwolle.

In ihrer aktuellen Untersuchung zur Ökobilanz von Textilien zeigt die Stiftung Warentest den typischen Lebensweg eines T-Shirts – von der Baumwollplantage übers Tragen und Waschen bis zur Müll- oder Altkleidertonne. Der Test zeigt negative Einflüsse auf das Ökosystem auf und gibt Verbraucherinnen und Verbrauchern Anregungen, ihren Modekonsum nachhaltig zu gestalten.

Die Herstellung ist für den Großteil der Umweltbelastung verantwortlich. Vor allem konventionelle Baumwolle belastet die Umwelt, da für deren Anbau Unmengen an Pflanzenschutzmitteln und Dünger benötigt werden. Baumwolle aus ökologischer Landwirtschaft dagegen ist etwas umweltfreundlicher – statt Chemiecocktail kommen etwa Kompost, Rinder-Dung und natürliche Schädlingsmittel zum Einsatz. Allerdings wird für den Anbau beider Baumwollarten viel Wasser benötigt.

Wer möglichst nachhaltig konsumieren will, trägt das T-Shirt lange und wäscht es nicht häufiger als notwendig. Auch hochwertige und langlebige Secondhand-Mode schont Ressourcen und den Geldbeutel.

Überraschenderweise fällt die Entsorgung im Lebenszyklus des T-Shirts in der Ökobilanz kaum ins Gewicht.

Die ausführlichen Testergebnisse finden sich in der März-Ausgabe der Zeitschrift test und unter www.test.de/oekobilanz-textilien.
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Bäume pflanzen für den Klimaschutz
(c) BaumInvest AG
 
Bäume pflanzen für den Klimaschutz
Nach unserer Informationsveranstaltung (im Januar in der Ökostation Freiburg) zeigen wir auf vielfachem Wunsch die Filme über Baumpflanzungen in Costa Rica & Kolumbien auf der Homepage: https://bauminvest.de

Aus dem Einladungstext zur Info-Veranstaltung:
Neben meinen Beteiligungen an Windkraft- und Solaranlagen sowie Kleinwasserkraft-werken zur Erzeugung von regenerativen Stroms halte ich die rasche Reduktion des Kohlendioxids durch nachhaltige Baumpflanzungen für dringend notwendig.
Bei meiner Informationsveranstaltung wird auch die Vorständin der Freiburger BaumInvest AG (www.bauminvest.de), Frau Antje Virkus berichten, wie in den letzten 15 Jahren auf einem hohen Niveau ("Gold-Standard") 2.200 ha Mischwald mit einheimischen Kräften aufgeforstet und betreut wurde. Über 2.000 weitere MitaktionärInnen werden nun neue Flächen sowohl in Costa Rica als auch in Kolumbien wieder bepflanzen.
Wir möchten Ihnen aufzeigen, wie Sie sich an diesen Aufforstungsmaßnahmen beteiligen können. Unser Wald ist lebendig und bietet Lebensraum für Mensch, Fauna und Flora.
Ich lade Sie sehr gerne in das Umweltbildungszentrum Ökostation ein, einem ökologischen Modellhaus, gebaut aus Holz, Strohlehm und recycelten alten Bausteinen, welche ich als Projektleiter und damaliger BUND-Landesgeschäftsführer für die Landesgartenschau 1986 errichtete.

Erhard Schulz
Aufsichtsratsmitglied der BaumInvest AG

zum Bild oben:
In unseren Baumschulen ziehen wir Setzlinge direkt vom Samen
(c) BaumInvest AG
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Freiburg: Halbzeit für Wurzelhebungsprogramm
Garten- und Tiefbauamt hat Freiburgs Radwege an 150 Stellen geglättet

Bürgerschaft meldet Buckelpisten über Beteiligungsportal

Sanftes und sicheres Gleiten auf dem Fahrrad statt ruckelige Buckelpiste: Das ist das Ziel des Programms zu Wurzelhebungen auf Radwegen. Im Jahr 2021 wurden die Freiburgerinnen und Freiburger aufgerufen, auf hubbelige Radwege aufmerksam zu machen. Mehr als 250 Meldungen gingen daraufhin über mitmachen.freiburg.de ein. Die Mitarbeitenden des Garten- und Tiefbauamts (GuT) haben sich die Stellen angesehen und selber 50 weitere Hebungen gefunden, die zu beseitigen waren. Jetzt ist Halbzeit: 150 Stellen wurden bereits geglättet, oder die Arbeiten dafür sind beauftragt.

Wurzelhebungen entstehen, wenn Wurzeln den Bodenbelag nach oben drücken. Beim Glätten wird so schonend wie möglich für die Bäume vorgegangen. Das GuT geht beim Abarbeiten der langen Liste schrittweise vor, unterteilt in Himmelsrichtungen. Bisher wurden Schäden im Westen und Nordwesten der Stadt beseitigt. Im Fokus stehen jetzt die Stadtteile Stühlinger und Betzenhausen. Zum Teil laufen die Arbeiten hier schon oder stehen demnächst an.

Es folgt in diesem Jahr der Südwesten des Stadtgebiets, die Meldungen aus Haslach und St. Georgen stehen hier im Mittelpunkt. Nächstes Jahr folgen dann der Osten und Nordosten der Stadt. Darunter viele Bereiche in Landwasser, Hochdorf und dem Industriegebiet Nord, aber auch entlang der Bachläufe in Tiengen und Opfingen.

Zahlreiche Wurzelhebungen werden aber auch unabhängig von der Mitmachaktion geglättet. So hat das GuT beim Ausbau der Radvorrangroute FR3 im Bereich der Heiliggeist- und Friedhofstraße oder der Tullastraße zahlreiche Hebungen beseitigt. Und auch wenn das Meldetool nicht mehr aktiv ist, gehen beim GuT regelmäßig Hinweise ein – und auch diese werden geglättet.
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Nachhaltigkeitsbericht 2022 der Stadt Freiburg veröffentlicht
Bericht wendet sich sowohl an Fachpersonen sowie an alle Interessierte.

Der Bericht wurde um eine Reihe neuer Kennzahlen erweitert, u.a. zu den Themen Klimawandelanpassung und Nahrungsmittelverschwendung.

Die Stadt Freiburg veröffentlicht seit 2014 regelmäßig einen Nachhaltigkeitsbericht, um das nachhaltige Engagement der Stadtverwaltung sowie den Stand bei der Erreichung der ambitionierten Freiburger Nachhaltigkeitsziele darzustellen.

Der Nachhaltigkeitsbericht für Fachpersonen erscheint inzwischen in der 5. Auflage. Er wurde um einige Kennzahlen erweitert, unter anderem zu den Themen Klimawandelanpassung und Nahrungsmittelverschwendung. Adaption an den Klimawandel ist neben dem Klimaschutz eine entscheidende Herausforderung. So wird die Anzahl umgesetzter Maßnahmen zur Klimawandelanpassung seit 2019 beschrieben und beispielsweise dargestellt, dass die Anzahl der Straßenbäume um 55 Bäume pro Kilometer Straße seit 2015 zugenommen hat. Die Entwicklung im Thema Nahrungsmittelverschwendung wird durch die Kennzahl zur Anzahl der Kooperationen mit foodsharing abgebildet. Die Datenlage zu absoluten Mengen und deren Entwicklung ist aktuell noch nicht zufriedenstellend, soll aber weiter ausgebaut werden.

Der Bericht soll als systematische Informations- und Entscheidungsgrundlage dienen und unterstützt beispielsweise Gemeinderät_innen dabei, finanzielle Entscheidungen an den Freiburger Nachhaltigkeitszielen auszurichten. Darüber hinaus dient der Bericht als Monitoring- und Analyseinstrument, um die „Nachhaltige Entwicklung“ der Stadt Freiburg als „Großes Ganzes“ im Blick zu behalten.

Parallel dazu erscheint der Nachhaltigkeitsbericht für Bürger_innen in 2. Auflage. Er bietet einen Kurzüberblick über den Stand der nachhaltigen Entwicklung in Freiburg und eine Auswahl an Maßnahmen seitens der Stadtverwaltung. Hinzu kommen Handlungsimpulse und konkrete Engagementmöglichkeiten für die Bürgerschaft. Nachhaltigkeit soll durch diesen Bericht greifbarer gemacht werden und die Bürger_innen zu einem nachhaltigen Lebensstil motivieren. Denn die Erreichung der Freiburger Nachhaltigkeitsziele kann nur durch den Einsatz und die Kooperation aller erreicht werden.

Federführend zuständig für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung der Stadt Freiburg ist das Nachhaltigkeitsmanagement.

Beide Berichte sind online unter www.freiburg.de/nachhaltigkeitsbericht zu finden. Gedruckte Exemplare können beim Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt Freiburg bestellt werden.

Weiter Informationen und konkrete Anregungen sowie Angebote für nachhaltiges Handeln jeder und jedes Einzelnen gibt es unter www.freiburg.de/nachhaltigkeit
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Dietenbach und das dortige faktische Vogelschutzgebiet (VSG)
Rettet Urteil des Verwaltungsgerichtshofs (VGH) Baden-Württemberg das umkämpfte Langmattenwäldchen mit der Stadtbahntrasse des VGH?

Uns wurde dieser Tage eine offenbar nichtöffentlich verbreitete Mitteilung der Stadt Freiburg vom 17.1.2023 zugespielt, erstellt aus Anlass unserer Medienmitteilung vom 16.1.2023 zum Betreff fakti­sches Vogelschutzgebiet (VSG) in Dietenbach. Wir haben deshalb kürzlich erneut an das Regie­rungs­präsidium Freiburg geschrieben. Dabei widersprachen wir in mehreren Punkten der irrefüh­renden Darstellung der Stadt vom 17.1.2023, die in der Badischen Zeitung am 18.1.2023 verwendet wurde.

Erstens hat der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg in seinem Dietenbach-Urteil von 2021 eine konkre­te Entscheidung über das Ja oder Nein zum Vorliegen eines faktischen VSG im Fall des Dietenbacher Langmattenwäldchens geschickt umgangen. Stattdessen schlug der VGH vor, ggf. eine andere Stadtbahntrasse ins Dietenbach-Gebiet zu wählen, nämlich konkret eine Abzweigung nahe der Westrandstr. vom Ostende des Stadtteils Rieselfeld her. Das wurde bestätigt vom Bundesver­wal­­tungs­gericht in 2022. Die Gerichte haben also das faktische VSG als heißes Eisen erkannt. Die „VGH-Trasse“, die das umkämpfte für seltene Vögel und Fledermäuse sehr wertvolle Langmattenwäldchen vor der Stadtbahn nebst Begleitwegen rettet, führt allerdings je nach Details der Trasse durch anderen Wald an der Munden­hofer­straße. Dieser hat eine wichtige auch formelle Ausgleichsfunktion zum Bau des Stadt­teils Rieselfeld und könnte ebenfalls ein faktisches VSG sein, was zu untersuchen wäre. Laut Dietenbach-Planungen der Stadt sind für Bebauungen bei den Wäldchen weitere schädliche Rodungen vorgesehen.

Zweitens ist anders als die Stadt in ihrer Mitteilung vom 17.1. behauptet, das Thema faktisches VSG in der mündlichen Verhandlung des VGH nicht erörtert worden, dies ausweislich des VGH-Protokolls und einer umfangreichen privaten Mitschrift. Drittens sind anders als in der Mitteilung der Stadt bzw. in der Folge in der Badischen Zeitung 18.1. entnommen werden kann, ECOtrinova e.V. und dessen Vorsitzen­der Dr. Georg Löser als Privatperson weder Kläger gegen die städ­tebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) Dietenbach noch klageberechtigt. Die Klage und die Schriftsätze für Landwirte als Kläger sind auch zum faktischen VSG Langmattenwäldchen von der Kanzlei der Kläger gestaltet und verantwortet.

Richtig ist dagegen, dass ECOtrinova e.V. und der NABU Freiburg e.V. mit einigen Privatpersonen vor der SEM-Klage mehrerer Landwirte die erforderliche Jederman-Rüge nach Baugesetzbuch Mitte 2019 um­fangreich an die Stadt eingebracht haben und in der Rüge der Punkt faktisches VSG kurz enthalten ist.

Außerdem hat die Badische Zeitung leider in Ihrer Meldung vom 18.1.2023 den für die Öffent­lichkeit wichtigen Teil unserer Medienmitteilung 16.1.2023 zu zwei Präzedenzurteilen des Bundesver­wal­tungs­gerichts und des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs pro Vorliegen faktischer VSGs nicht gebracht:

Ein höchstrichterliches Urteil in 2014 gegen eine Straße durch ein faktisches Vogelschutzgebiet in einem Wald besagt: Ein Bebauungsplan für eine Straßentrasse in einem solchen Gebiet verstößt gegen das Beein­trächtigungsverbot der EU-Vogelschutz­richtlinie (AZ BverwG 4 CN 3.13 ). Bei Dietenbach wären es ana­log die Stadtbahn mit begleitenden Rad- und Fußwegen sowie große Teile einer Haltestelle im Lang­mat­tenwäldchen. Außerdem liegt das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Hessen von 2021 vor, mit dem der BUND-Hessen ein faktisches Vogelschutzgebiet durchsetzte (AZ 3 C 1465/16.N). Die EU-Vogelschutz-Richtlinie gilt in faktischen Vogelschutzgebieten unmittelbar und will sämtli­che wild lebenden Vogel­arten, die in der EU heimisch sind sowie ihre Lebensräume langfristig erhalten.
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Online-Tool vermittelt Wissen über die Stadtnatur in Freiburg
Mösle-Park (c) Foto: Daniel Jäger
 
Online-Tool vermittelt Wissen über die Stadtnatur in Freiburg
Kooperation von Stadtverwaltung und der NABU Naturgucker Akademie

Man schützt nur was man kennt – Bildung als Hebel für den Naturschutz

Wissen macht Naturschutz: Gemeinsam mit der NABU Naturgucker Akademie hat die Stadtverwaltung ein Online-Bildungsmodul entwickelt. Mit Videos und Texten können Menschen in der NABU Naturgucker Akademie viel über die Besonderheiten von Freiburgs Natur in der Stadt lernen. Der Hintergrund ist ernst. Das ungebremste Artensterben ist – zusammen mit dem Klimawandel – die wohl größte ökologische Krise unserer Zeit. Um die biologische Vielfalt in Freiburg zu schützen, hat die Stadtverwaltung unter anderem den Aktionsplan Biodiversität ins Leben gerufen. Der Plan besteht aus vielen Bausteinen, vom Förderprogramm zum Artenschutz in der Stadt bis hin zu Elementen der Öffentlichkeitsarbeit.

„Man schützt nur das, was man kennt. Mit diesem Onlinemodul wird das Wissen über Freiburgs wertvolle und vielseitige Stadtnatur kurzweilig vermittelt. So können Freiburgerinnen und Freiburger noch mehr Verständnis und darauf aufbauend Engagement für den Erhalt unserer Biodiversität entwickeln“, sagt Freiburgs Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit.

Entwickelt wurde das Modul vom Umweltschutzamt gemeinsam mit der NABU Naturgucker Akademie im Rahmen und mit Mitteln des städtischen Aktionsplans Biodiversität. Die Naturgucker Akademie ist das wohl größte Online-Bildungsangebot zu Ökologie, Natur und Naturschutz in Deutschland. Freiburg kann hier als dritte Stadt – neben München und Berlin – zum Thema Stadtnatur prominent die urbanen Lebensräume und Arten mit allen Facetten vorstellen.

Aufgebaut ist das Lernmodul aus verschiedenen, teils interaktiven Elementen sowie Erklärvideos. Dazu kommen Aufgaben, bei denen das Gelernte direkt angewendet werden und vor der Haustüre entdecken werden kann. In den Kapiteln gibt es Übersichten über die verschiedenen Naturräume Freiburgs sowie den städtischen Maßnahmen um Biodiversität zu fördern. Andere vermitteln etwa Wissen zu dem Lebensraum Magerrasen, dem historischen Mösle-Park sowie zu Artenschutz an Gebäuden. Ein Blick in das Lernmodul öffnet neue Sichtweisen auf Freiburg und all ihre tierischen Bewohner und Lebensräume.

Das Lernmodul richtet sich dabei nicht nur an Naturschützerinnen und Naturschützer, sondern an alle Interessierten. Um teilnehmen zu können ist lediglich eine kostenlose Registrierung notwendig. Zu finden ist der Kurs unter artenwissen.online/goto.php?target=cat_642

Hintergrund: Förderprogramm Artenschutz in der Stadt Wer sich für den Artenvielfalt in der Stadt einsetzen will, wird von der Stadtverwaltung gerne unterstützt. Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich zu beteiligen. Das städtische Förderprogramm umfasst eine unverbindliche Vor-Ort-Beratung im eigenen Garten oder dort, wo konkrete Maßnahmen für den Artenschutz stattfinden sollen. Es können verschiedenste Naturschutzmaßnahmen finanziell Gefördert werden. Dazu gehört etwa das Pflanzen heimischer Bäume und Sträucher, die Anlage blütenreicher Wiesen, Trockenmauern, Sandlinsen oder Kleinstgewässern sowie das Anbringen von Nisthilfen für verschiedene Tierarten.
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