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Sonntag, 28. April 2024
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Verschiedenes

 
Dialog statt Konflikt
„Forum Energiedialog“ des Landes unterstützt Kommunen bei der Umsetzung der Energiewende


Umweltminister Franz Untersteller: „Die Energiewende ist ein viel diskutiertes und oft auch umstrittenes Vorhaben. Das „Forum Energiedialog“ moderiert und schlichtet in Konfliktsituationen vor Ort.“

Gemeindetagspräsident Roger Kehle: „Bei der Umsetzung der Energiewende dürfen wir den Bürgern kein X für ein U vormachen. Das „Forum Energiedialog“ kann dabei helfen, den Bürgern transparent und objektiv den Nutzen, aber auch die Beeinträchtigungen aufzuzeigen, die bei Energiewendeprojekten entstehen.“


1.101 Kommunen gibt es in Baden-Württemberg. Die Frage, ob und wie Energieprojekte auf ihrer jeweiligen Gemarkung umgesetzt werden können, betrifft jede einzelne von ihnen. Um sie bei dieser Aufgabe zu unterstützen, hat das Umweltministerium das „Forum Energiedialog“ initiiert.

Es handelt sich dabei um ein professionelles Dienstleistungsangebot, das von der Erstellung von Informationsmaterialien über die Organisation und Moderation von Veranstaltungen bis hin zur Klärung von Streitpunkten und Konfliktschlichtung durch Mediationsverfahren reicht.

Nach einer mehrmonatigen Pilotphase steht das „Forum Energiedialog“ künftig allen Kommunen im Land zur Verfügung.

Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller lädt die Verantwortlichen in den Kommunen ein, das Angebot besser früher als später während eines Diskussions- und Planungsprozesses zu nutzen: „Die Energiewende stellt kommunale Verwaltung und Bürgerinnen und Bürger vor große Herausforderungen, die sie oft nur schwer alleine bewältigen können. Widersprüchliche Informationen und unterschiedliche Interessen können bei der Umsetzung von Energiewendeprojekten zu Konflikten führen und Gräben aufbrechen, die nur sehr schwer wieder zuzuschütten sind. Um das zu verhindern, gibt es das „Forum Energiedialog“. Es soll informieren, beraten, moderieren und im Bedarfsfall schlichten. Das nützt der kommunalen Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen.“

Gemeindetagspräsident Roger Kehle lobte die Landesinitiative: „Das „Forum Energiedialog ist eine wichtige Ergänzung zu bestehenden Beratungsangeboten des Landes und des Gemeindetages. Eine frühzeitige und umfassende Kommunikation bei der Umsetzung der Energiewende ist genauso wichtig, wie eine fundierte rechtliche und wirtschaftliche Beratung.“

Grundsätzlich befasse sich das „Forum Energiedialog“ technologieoffen mit Projekten zur Umsetzung der Energiewende, erläuterte Umweltminister Franz Untersteller heute (12.09.) in Stuttgart. In der Pilotphase habe sich allerdings gezeigt, dass in den Kommunen insbesondere beim Thema Windkraft Bedarf an einer sachorientierten Beratung und Unterstützung bestehe.

Die Berater des Forums warteten dabei nicht nur ab, bis sie gerufen würden, sondern gingen aktiv auf die Kommunen zu, sagte Untersteller. In den letzten Wochen und Monaten seien bereits zahlreiche Kontakte geknüpft worden, die in neun Pilotkommunen auch zu konkreter Unterstützungstätigkeit geführt hätten. In allen sei es um Windkraft gegangen.

„Die Windkraft steht zwar im Moment noch im Mittelpunkt der Diskussionen. Wir werden in Zukunft aber auch Stromtrassen verlegen oder Energiewendeprojekte umsetzen, die wir heute noch gar nicht kennen. Deshalb ist es wichtig, dass wir mit professionellen Kommunikationsberatern zusammenarbeiten. Aus den jetzigen Erfahrungen wird man in den Städten und Gemeinden viel für die zukünftigen Projekte lernen“, ergänzte Gemeindetagspräsident Roger Kehle.

Hinter dem Forum Energiedialog stehen die Darmstädter Kommunikationsbüros team ewen und genius gmbh. Vorausgegangen war Ende 2015 eine europaweite Ausschreibung. Unterstützt werden sie von den Kompetenzzentren Energie an den Regierungspräsidien des Landes. Im Haushalt des Umweltministeriums sind bis Ende 2018 knapp 2,5 Millionen Euro für das „Forum Energiedialog“ eingeplant.

Untersteller machte deutlich, dass sich der Erfolg des „Forum Energiedialog“ nicht an der Zahl gebauter Windräder messe. Es gehe vor allem darum, einen Prozess zu gestalten, in dem sich alle Beteiligten ernst genommen fühlten und mit ihren Fragen, Bedenken und Hoffnungen wiederfänden: „Natürlich wollen wir Anlagen zur Erzeugung erneuerbaren Stroms und erneuerbarer Wärme, das ist kein Geheimnis. Aber der Weg zum Ziel ist uns auch wichtig. Das „Forum Energiedialog“ kümmert sich um den Weg, das ist seine Aufgabe.“
 
 

 
International Coastal Cleanup Day 2016
NABU-Freiwillige reinigen deutschlandweit Flussufer und Strände / starkes gemeinsames Engagement von REWE und NABU zum Gewässerschutz

Am 17. September treffen sich weltweit Freiwillige, um ein Zeichen für den Meeres- und Gewässerschutz zu setzen. Der International Coastal Cleanup Day (ICC), zu deutsch Internationaler Küstenputztag, jährt sich zum 31. Mal. Damit beginnen auch die deutschlandweiten Sammelaktionen des NABU, erstmals in diesem Jahr unterstützt durch REWE. Von Mitte September bis Anfang Oktober werden Küstenabschnitte an Nord- und Ostsee, aber ebenso Ufer von Seen und Flüssen von gefährlichem Zivilisationsmüll befreit.

Plastikabfälle sind zu einer globalen Bedrohung geworden. Unglaubliche zehn Millionen Tonnen gelangen Jahr für Jahr allein vom Land ins Meer, Millionen Tiere sterben einen qualvollen Tod und längst flutet eine Armada aus Mikroplastik die marinen Nahrungsnetze, mit problematischen Folgen auch für den Menschen. „Der NABU steht für praktischen Natur- und Umweltschutz. Wir sind stolz auf unsere Gruppen, die helfen, Arten und Lebensräume vor unserer Haustür zu bewahren und die Auswirkungen der Vermüllung zu begrenzen. Gleichzeitig müssen wir aber auch unsere Anstrengungen verstärken, dass der Müll erst gar nicht in der Natur landet,“ sagt Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer.

Seit Jahren wächst die Zahl der NABU-Freiwilligen, die sich am ICC beteiligen. Dass es in diesem Jahr einen neuen Beteiligungsrekord geben wird, liegt auch daran, dass der Lebensmitteleinzelhändler REWE den NABU erstmalig bei der Aktion unterstützt. So konnten u.a. Sammelsäcke, Handschuhe, Müllgreifer und Informationsmaterialien an die Gruppen gegeben werden, um die freiwilligen Helfer zu unterstützen. Darüber hinaus beteiligen sich Marktmitarbeiter der REWE-Filialen und der Kölner Zentrale auch direkt an einzelnen Sammelaktionen. „Wir freuen uns, dass wir uns in diesem Jahr erstmals gemeinsam mit dem NABU und seinen Ortsgruppen für saubere Meere, Flüsse und Seen engagieren können. Gemeinsam machen sich die Kooperationspartner stark für ein nachhaltigeres Kaufverhalten, für Arten- und Meeresschutz und einen umweltverträglicheren Umgang mit natürlichen Ressourcen. Mit der Unterstützung der Aufräumaktionen beschreiten wir einen neuen Weg unserer strategischen Partnerschaft mit dem NABU“, sagt Dr. Daniela Büchel, bei der REWE Group als Bereichsvorstand Handel Deutschland für die Ressorts Personal und Nachhaltigkeit verantwortlich.

Koordinierte Aufräumaktionen sind wichtiger Bestandteil des NABU-Projektes Meere ohne Plastik. Doch um im Kampf gegen die zunehmende Vermüllung der Natur zu bestehen, gilt es vorsorgende Maßnahmen zu entwickeln. Dazu gehören neben Müllvermeidung und Ressourcenschonung auch innovative Lösungen zur Reduzierung von Plastiktüten und Einwegverpackungen. Als erster großer Lebensmitteleinzelhändler verzichtet REWE seit Juli 2016 auf die Plastiktüte und setzt in seinen mehr als 3000 Märkten auf wiederverwertbare Mehrwegtragetaschen und Einkaufskartons.
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NABU-Stellungnahme zur Monsanto-Ãœbernahme durch Bayer
Milliarden-Deal zementiert Monopol der Agrarindustrie mit schädlichen Folgen für Mensch und Natur

Zur Übernahme von Monsanto durch den Bayer-Konzern erklärt NABU-Bundegeschäftsführer Leif Miller:

„Diese Rekordübernahme sendet ein fatales Signal für die weltweite Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen und lässt die Alarmglocken schrillen bei allen, die sich eine umweltverträglichere, gift- und gentechnikfreie Landwirtschaft wünschen. Mit diesem Milliarden-Deal wird die industrielle Landwirtschaft mit ihren schädlichen Folgen für Mensch und Natur weltweit zementiert - zugunsten von Agrarkonzernen, die die Preise diktieren und Milliarden mit Pestiziden umsetzen. Wer so viel Geld zahlt, wird auch alles daran setzen, dass dieses System so bleibt.“

Bayer-Monsanto beherrschen nun gemeinsam mit fast 25 Prozent den Markt für Agrochemikalien und besetzen 30 Prozent des Marktes für Saatgut.

„Bayer und Monsanto werden alles daransetzen, dass TTIP durchgeht, das Vorsorgeprinzip in der EU dem Innovationsprinzip weicht und Gentechnik insbesondere die neuen Technologien (Crisp/Cas) ohne besondere GVO-Regulierung aufs Feld kommen“, so Miller.

Die Gefahr dieses Monopols besteht aus NABU-Sicht auch darin, dass der Monsanto-Konzern, der auch im Bereich „Digital Farming“ führend ist, in Zukunft über enorme Datenmengen zur Beschaffenheit des Bodens, zur Produktivität, zu Düngemengen, Saatgutmischung und den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft weltweit verfügen könnte. „Das bedeutet, dass dann ein Mega-Konzern die gesamte landwirtschaftliche Produktion steuern wird. Wir können nur hoffen, dass hier die Kartellbehörden noch ein Wort mitsprechen werden.“
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Saatgut der Freiburger Douglasien ist begehrt
Baumkletterer ernten auf Freiburger Wipfeln rund eine Million Douglasienzapfen im Wert von 30.000 Euro

Erntezeit in schwindelnder Höhe: Etliche Zapfenpflücker sind
in den letzten Tagen durch die Kronen der mächtigen
Douglasien im Freiburger Bergwald geklettert. Auf 315
Bäumen haben sie rund eine Million der noch grünen Zapfen
geerntet. Die Erntemenge beträgt 27.500 Kilo und macht etwa
80 Prozent der in Baden-Württemberg geernteten
Douglasienzapfen aus. Durch den Verkauf an fünf
Forstsamenhändler konnte das Forstamt einen Erlös von rund
30.000 Euro erzielen.

Die Zapfen kommen nach der Ernte in sogenannte
Forstsamendarren oder Klengen, von denen es in
Deutschland nur acht Stück gibt. Die Darre ist ein Ofen, in
dem die Zapfen aufwendig getrocknet werden. Mit Hilfe eines
großen Schüttelsiebes werden die Samen dann herausgelöst
und von den Flügelchen getrennt. In Kühlhäusern kann das
Freiburger Saatgut bis zu 25 Jahre gelagert werden, bis es ein
Käufer bei der Klenge bestellt und schließlich in seiner
Forstbaumschule aussäht. Aus einem Kilo Saatgut zum Preis
von bis zu 1.000 Euro lassen sich rund 35.000 Sämlinge
ziehen. Übrigens: Das Land Baden-Württemberg betreibt eine
eigene „Staatsklenge“ in Nagold, in der dieses Jahr die Ernte
des Staatswaldes in Kappel verarbeitet wurde.

Das Saatgut aus Freiburgs Wäldern ist sehr begehrt. Grund ist
die nordamerikanische Herkunft der Douglasien, die sich
durch schlanken, geraden Wuchs und feine Äste
kennzeichnet. In Deutschland wird die Baumart seit etwa 125
Jahren forstlich angebaut und fühlt sich hier sehr wohl. Auch
der höchste Baum Deutschlands auf dem Illenberg über
Günterstal ist eine Douglasie. „Waltraut vom Mühlwald“ misst
stolze 67 Meter und ist mit mehr als hundert Jahren noch jung:
Ein Verwandter gleicher Art namens „Red Creek Tree“ aus
Port Renfrew bei Vancouver ist heute 74 Meter hoch und
stammt aus dem Jahr 1000 nach Christus

 
 

 
Dobrindts Bundesverkehrswegeplan
Als Beschlussgrundlage für das Parlament ungeeignet

Umweltverbände fordern grundlegende Nachbesserungen durch Bundestag und Länder

Die Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Germanwatch, Naturschutzbund Deutschland (NABU), der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) haben den von der Bundesregierung in den Bundestag eingebrachten Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP) als katastrophal für Deutschland bezeichnet. Sämtliche Eingaben und Vorschläge der Umweltseite seien ignoriert worden, substanzielle Korrekturen hätten nicht stattgefunden. Da die zwölf im begleitenden Umweltbericht des BVWP aufgeführten Umweltziele verfehlt werden und bei keinem der 1281 geplanten Fernstraßenprojekte Alternativen geprüft wurden, bewerten die Umweltverbände die vorliegende Fassung des BVWP als EU-rechtswidrig und fordern erhebliche Nachbesserungen in Bundestag und Bundesrat.

Ludwig Wucherpfennig, DNR-Präsidiumsmitglied: „Die Anwendung des Struck‘schen Gesetzes, wonach kein Gesetz aus dem Parlament so herauskommt, wie es eingebracht worden ist, hat beim BVWP eine entscheidende Bedeutung. Denn der Plan muss deutlich überarbeitet werden, um überhaupt als solide Grundlage für eine Beratung im Bundestag dienen zu können. In der Beteiligung sind fast alle aus Umweltsicht kritischen Punkte abgebürstet worden. Das gesamte Verfahren ist damit zu einer völligen Farce verkommen.“

Werner Reh, Leiter Verkehrspolitik beim BUND: „Die Straßenbauverwaltungen der Länder, die heute schon überfordert sind, sollen nun noch 1281 neue Fernstraßen planen und zugleich massiv in die Brückenerneuerung und Engpassbeseitigung einsteigen. Es ist bereits jetzt klar, dass Neubau-Prestigeprojekte dem Brückenerhalt und der Engpassbeseitigung vorgezogen werden, denn deren Vorrang ist im Bundesverkehrswegeplan und den Ausbaugesetzen nicht gesichert. Die Priorisierungsstrategie steht nur auf dem Papier, stattdessen werden die politischen Wunschprojekte gebaut. Überdimensionierte Autobahnen und mehr als 500 überflüssige Ortsumfahrungen, die keine nennenswerte Entlastung bringen, belasten die Umwelt und die Steuerzahler. Die Umweltzerstörung durch Straßenbau ist systemimmanent, denn Bundesländer, die umweltverträgliche und kostengünstige Alternativen ignorieren, bekommen mehr Geld aus dem Bundeshaushalt.“

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch: „Der BVWP-Entwurf führt das Versagen der Bundesregierung beim Klimaschutz im Verkehr fort. Der Verkehrssektor ist der große Hemmschuh für Klimaschutz in Deutschland. Mit dem vorliegenden BVWP tut die Bundesregierung sehr viel dafür, dass das auch so bleibt. Einige gute Ansätze beim Ausbau der Schiene konterkariert der Plan durch den stark überdimensionierten Ausbau von Fernstraßen. Wer hofft, dass Deutschland beim Klimaschutz auf einen Umbau seiner Verkehrsinfrastruktur verzichten und ganz überwiegend auf Elektroautos und Motoreneffizienz setzen kann, verhält sich so naiv wie das Kraftfahrtbundesamt im Abgasskandal.“

Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik beim NABU: „Der Umweltbericht des BVWP dokumentiert zwar die Eingriffe in Natur und Umwelt, nennt aber keine Beispiele, wo eine grundsätzliche Änderung eines Projekts erfolgen sollte. Damit werden alle zwölf aufgeführten Umweltziele verletzt. 170 Natura-2000-Gebiete würden durch den Straßenbau erheblich beeinträchtigt und 250 noch unzerschnittene Großräume und bundesweite Achsen zerstört. Auch die Auswirkungen auf den Flächenverbrauch widersprechen den Zielen der Bundesregierung, denn mit der Umsetzung des Plans müssten täglich drei Hektar Flächen zusätzlich verbraucht werden.“

Michael Ziesak, VCD-Bundesvorsitzender: „Der BVWP ist für den Verkehrsträger Schiene bis heute noch nicht einmal zur Hälfte fertiggestellt. 26 Maßnahmen sind im neuen Plan als vordringlich gekennzeichnet worden, doch für 40 weitere Vorhaben im ‚Potentiellen Bedarf‘ gibt es trotz jahrelanger Vorbereitung noch keine Bewertung. Gerade hier befinden sich noch viele Projekte, die für die Verkehrsverlagerung und damit für mehr Klimaschutz dringend benötigt werden. Hierzu gehören die Engpass-Beseitigung in den Knoten, wo mindestens 5 Mrd. Euro fehlen, oder auch die Kapazitätserweiterung des Netzes durch Schaffung von Korridoren für 740 m lange Güterzüge. Gerade für diese Vorhaben wie auch für den Deutschland-Takt fehlt schon jetzt die Finanzierung in den kommenden Jahrzehnten. Denn eine Realisierung allein der bereits bewerteten und als vordringlich gekennzeichneten Projekte wird selbst beim Hochfahren der Investitionsmittel mindestens 20 Jahre benötigen. Ohne eine deutlich höhere Anpassung der Investitionen bleiben viele Vorhaben auf der Schiene auf lange Sicht Wunschträume – und damit auch der Klimaschutz“.
 
 

 
Licht und Schatten bei Klimaschutz-Vorschlägen für Land- und Forstwirtschaft
Beiräte des Bundeslandwirtschaftsministeriums mit guten Ansätzen bei Konsum und Landwirtschaft, Forstwirtschaft deutlich von Lobby diktiert

Bis 2050 wollen Deutschland und die EU rund 95 Prozent ihrer Treibhausgasemissionen einsparen. Welchen Beitrag dazu die Land- und Forstwirtschaft sowie die Bürger mit ihrem Lebensmittel-Konsum leisten können, stellten am heutigen Freitag zwei wissenschaftliche Beiräte des Bundeslandwirtschaftsministeriums vor. Insbesondere beim Konsum tierischer Lebensmittel und in der Landwirtschaft sieht der NABU positive Ansätze im Gutachten. In der Forstwirtschaft hingegen befürchten die Umweltschützer eine Rolle rückwärts.

„Wenn wir den Klimawandel noch stoppen wollen, brauchen wir kluge Veränderungen und ein Umdenken in allen gesellschaftlichen Bereichen. Neben einer naturverträglichen Energiewende und dem Umbau des Verkehrssektors müssen wir uns auch fragen, was wir künftig essen wollen, wie wir unsere Nahrungsmittel produzieren und wie wir mit unseren Wäldern, begrenzten Flächen und Ressourcen umgehen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Für das Gutachten entwickelten die wissenschaftlichen Beiräte des Bundeslandwirtschaftsministeriums für Waldpolitik sowie Agrarpolitk, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz zwei Einspar-Szenarien. Je nachdem wie weitreichend einzelne Maßnahmen umgesetzt werden, könnten so zwischen 65 und 135 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden – etwa so viele Emissionen wie Portugal oder Tschechien pro Jahr ausstoßen. Die größten Einsparpotenziale sehen die Gutachter bei der Forstwirtschaft und Holzverwendung, gefolgt von der Landwirtschaft und dem Konsum von Lebensmitteln.

Der NABU begrüßt, dass die Gutachter insbesondere für die Landwirtschaft einige, nach Ansicht des NABU längst überfällige, Maßnahmen vorschlagen. So finden sich im Empfehlungspapier etwa eine Verschärfung des Düngerechts sowie eine Stickstoffabgabe. Zudem sollen Moore und das immer stärker abnehmende Grünland besser geschützt werden, auch eine Korrektur der Biokraftstoff-Politik wird vorgeschlagen. „Diese Maßnahmen sind aus Umwelt-, Naturschutz- und Klimasicht begrüßenswert und dringend notwendig. Denn der Agrarbereich muss dringend klimafreundlicher und naturverträglicher werden. Wenn Deutschland und die EU nicht gegensteuern, würde der Agrarsektor bis zum Jahr 2050 rund ein Drittel der Treibhausgase der EU ausstoßen – und zum echten klimapolitischen Sorgenkind werden“, sagte Miller.

Wie die Gutachter sieht auch der NABU im Schutz von Mooren und einer angepassten Nutzung von organischen Böden große Potenziale für den Klimaschutz. Kostengünstig und effektiv könnten so die hohen Emissionen aus Torfböden verringert und die biologische Vielfalt gleichzeitig erhalten werden. Der NABU plädiert daher für eine zügige Umsetzung von bundesweiten Moorschutzmaßnahmen. Auch das im Gutachten genannte Ziel, den Einsatz von Torf deutlich zu reduzieren, begrüßt der NABU. Aus Hobbygärten sollte der wertvolle Stoff möglichst bald komplett verschwinden. Für den Erwerbsgartenbau fordern die Naturschützer eine Ausstiegstrategie, die über einen festgelegten Zeitraum den Einsatz von Torfersatzstoffen mit steigenden Quoten festschreibt.

Ebenfalls positiv bewertet der NABU, dass die Gutachter die Reduktion des Konsums tierischer Produkte als wesentlichen Ansatzpunkt im Bereich Ernährung sehen. Mit der Abschaffung steuerlicher Vergünstigungen bringen die Gutachter auch sinnvolle finanzpolitische Maßnahmen ins Spiel. „Was im Gutachten allerdings gänzlich fehlt, ist ein Hinweis auf die Notwendigkeit, die Agrarsubventionen für die industrielle Landwirtschaft, einschließlich der Massentierhaltung, abzuschaffen. Auch die derzeitige Strategie der deutschen Agrarindustrie – möglichst viel Fleisch und Milch zu exportieren – muss ein Ende haben. Denn langfristig schadet diese Ausrichtung nur den Landwirten, der Natur und dem Klima“, so Miller.

Weniger positiv bewertet der NABU die Vorschläge der Gutachter zur Forstwirtschaft. Zwar finden sich hier einzelne Ideen, in denen Natur- und Klimaschutz konsequent zusammen gedacht werden, beispielsweise die Funktionen des Waldbodens stärker zu schützen und Au-, Bruch- und Moorwälder wiederzuvernässen. Auch, dass Holz künftig stärker wieder verwendet werden sollte, die Subventionierung von Energieholz zurückgefahren und neue Technologien entwickelt werden sollen, um Laubholz in langlebigen Produkten zu nutzen, begrüßt der NABU.

Doch im Wesentlichen zielen die Vorschläge darauf ab, den derzeit hohen Nadelholzanteil zu halten oder zu erhöhen. Die Gutachter empfehlen bis zu 70 Prozent Nadelhözer anzubauen, auch stärker aus nicht-heimischen Arten wie Douglasie, Küstentanne und Schwarzkiefer. „Hier wird die Handschrift der Forstlobby deutlich: Nadelhölzer ermöglichen höheren Profit. Doch mit Blick auf die biologische Vielfalt wäre eine solche Weichenstellung katastrophal. Die Erfolge im Waldnaturschutz der letzten Jahrzehnte würden zunichte gemacht“, sagte der NABU-Bundesgeschäftsführer.

Er mahnte an, solche Konflikte, in denen der Klimaschutz mit anderen Zielen – etwa dem Natur- und Artenschutz – kollidiert, von vornherein zu vermeiden. „Was für die Energiewende gilt, muss auch für die Land- und Forstwirtschaft gelten: Klima- und Naturschutz müssen konsequent zusammen gedacht werden“, so Miller. Für den Wald etwa fordert der NABU, dass bis 2020 fünf Prozent der deutschen Wälder dauerhaft ohne forstwirtschaftliche Nutzung sein sollen. Der Anteil an naturnahen und alten Laubwäldern müsse deutlich erhöht werden, um den nationalen und internationalen Verpflichten im Artenschutz nachzukommen. Mit Blick auf die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) werden nach Ansicht des NABU künftig noch mehr solcher Gutachten, die zu einem Thema verschiedene Bereiche zusammendenken und gegeneinander abwägen, notwendig sein – idealerweise sogar ressortübergreifend.
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Für weniger Müll an Berlins Ufern
Große Aufräumaktion am Landwehrkanal

Freiwillige von NABU, Panther Ray, Tauchsportklub Adlershof und VDST haben den Urbanhafen in Berlin-Kreuzberg gereinigt / Traurige Bilanz: Eine Tonne Müll in zwei Stunden

Einkaufswagen, Fährräder, Straßenschilder, ein Sortiment an Gartenstühlen, tausende Flaschen, Kronkorken, Zigarettenkippen und Reste von Tüten und Plastikverpackungen – insgesamt eine Tonne Müll. Das ist die traurige Bilanz der großen Aufräumaktion am Wochenende am Landwehrkanal. 40 Freiwillige, darunter 13 Taucher, waren am Samstag auf dem etwa 70 Meter langen Kanalabschnitt zwei Stunden im Einsatz – vom NABU, vom Müllsammelfloß Panther Ray, von Mitgliedern des Tauchsportklub Adlershof und von Tauchern des VDST (Verband Deutscher Sporttaucher).

Jedes Jahr gelangen allein von Land zehn Millionen Tonnen Müll in unsere Ozeane. Millionen Seevögel, Delfine und Fische sterben an den Folgen von Müll im Meer. Sie verfangen sich in weggeworfenen Folien oder Netzen oder verwechseln Schraubverschlüsse mit Nahrung und verhungern mit einem Magen voll Plastik. Das Gleiche passiert tausendfach in Seen und Flüssen.

„Dieses Problem fängt vor unserer Haustür an, denn ein Großteil des Mülls gelangt über Flüsse ins Meer“, sagt Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des NABU. „Gemeinsam anzupacken, das war eine richtig gute Aktion. Aber aufräumen allein reicht nicht. Ziel muss es sein, Müll gar nicht erst entstehen zu lassen. Dazu kann jeder seinen Beitrag leisten: Mehrweggeschirr statt Wergwerfbecher, Stoffbeutel statt Plastiktüte und vor allem nicht nur reden – machen!“

Jan Steppe, Vorsitzender des Tauchsportklub Adlershof im PSB 24 e.v. sagt: „Das war kein ganz einfacher Tauchgang, der Urbanhafen ist schlammig und die Sicht daher sehr schlecht. Aber im Namen der Umwelt engagieren wir uns immer gern. Die Zusammenarbeit mit dem NABU hat Spaß gemacht.“

Ralph O. Schill, verantwortlich für den Bereich Umwelt und Wissenschaft beim VDST (Verband Deutscher Sporttaucher): „ Für die Umwelt springen unsere VDST Taucher in jedes Gewässer, und der Berliner Landwehrkanal war ein besonderes Erlebnis. Unsere Sportler engagieren sich gerne zusammen mit dem NABU für eine bessere Umwelt, und es ist immer wieder erstaunlich wie viel und was für Müll alles unbemerkt unter Wasser liegen bleibt.“

Julia Propp vom Berliner Müllsammelfloß Panther Ray ist ebenfalls begeistert: „Wir waren sofort an Bord, als der NABU nach Unterstützung bei der Aufräumaktion gefragt hat. Es hat Spaß gemacht, mit so vielen verschiedenen Leuten gemeinsam Berlins Gewässer ein bisschen sauberer zu machen.“

Die Aufräumaktion am Urbanhafen war der Startschuss für den NABU für weitere Aktionen zum diesjährigen „International Coastal Cleanup Day“ am 17. September. Deutschlandweit reinigen Freiwillige dann Flüsse, Seen und Strände. Weitere Informationen und Termine für Mitmachtaktionen in der Nähe unter: www.NABU.de/cleanup

Mehr zum Engagement des NABU gegen Müll im Meer auf www.meere-ohne-plastik.de

Herzlichen Dank auch an alle anderen, die den Tag zu einem Erfolg für die Umwelt gemacht haben: die Landestauchsportverbände Berlin und Brandenburg, die „Stinknormalen Superhelden“, die mit fantasievollen Kostümen heldenhaft im Einsatz waren, die DLRG, die Wasserschutzpolizei, die BSR und die Freiwilligen, die spontan an Land mit angepackt haben.

Der NABU engagiert sich seit 1899 für Mensch und Natur. Mit rund 590.000 Mitgliedern und Förderern ist er der mitgliederstärkste Umweltverband in Deutschland. Wir sind stolz auf rund 37.000 ehrenamtlich Aktive in fast 2.000 Gruppen sowie auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich täglich für den Natur- und Umweltschutz engagieren. Wir sind, was wir tun – die Naturschutzmacher. Mehr unter www.NABU.de

Der Tauchsportklub Adlershof im PSB 24 e.V. wurde 1990 gegründet, getaucht wird in Adlershof aber schon seit den 1950er Jahren. Einige Mitglieder sind auch schon seitdem aktiv im Verein. Der Tauchsportklub Adlershof gehört zum Verband der Europäischen Sporttaucher (VEST) und ist das Ausbildungszentrum für den Verband in der Region Berlin-Brandenburg. „Umwelttauchen“, also Aufräumaktionen unter Wasser, gehört zu den regelmäßigen Aktivitäten des Vereins. Mehr unter www.tauchsportklub-adlershof.de

Der VDST (Verband Deutscher Sporttaucher) ist mit knapp 90.000 Mitgliedern die Dachorganisation des Sporttauchens in Deutschland. Seine Taucherinnen und Taucher sind in über 900 Vereinen und 17 Landesverbänden sowie als Einzelmitglieder organisiert. Der VDST steht für sicheres Tauchen, für Teamgeist und Solidarität, und engagiert sich seit den frühen 90er Jahren sehr aktiv für Natur- und Gewässerschutz. Mehr unter www.vdst.de

Das Berliner Müllsammelfloß Panther Ray wurde 2015 von einem Kollektiv gebaut. Die Panther Ray ist 4x9m groß und besteht aus upgecyceltem Material. Auf ihr finden bis zu 25 Personen Platz. Sie ist ausgestattet mit einem 15 PS Motor, zwei Solarpanelen, einem Trinkwasserfilter und einer Eco-Toilette. Mit einem Netz am Floßunterbau fischt die Panther Ray treibenden Müll aus dem Wasser. Mehr unter www.pantherray.org
 
 

 
NABU-Zahl des Monats
5.500 Hektar für eine naturverträgliche Landwirtschaft gesichert

NABU-Stiftung kauft bundesweit Flächen für die Natur – trotz steigender Bodenpreise

Neben naturnahen Wäldern, Gewässern und Mooren gehören zum Stiftungsbesitz der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe zunehmend auch Landwirtschaftsflächen: 5.500 Hektar Acker, Wiesen und Weiden bewahrt die NABU-Stiftung bereits als artenreiche Kulturlandschaft.

Als Eigentümerin lässt die NABU-Stiftung ihre Acker- und Grünlandflächen von örtlichen Landwirtschaftsbetrieben extensiv bewirtschaften. Rund 430 Landwirte konnte sie inzwischen als Pächter gewinnen. Wichtige Partner sind dabei ökologisch wirtschaftende Betriebe. Sie sind häufig auf zusätzliche Pachtflächen angewiesen und können naturschutzfachliche Auflagen besonders wirkungsvoll umsetzen.

Mehr als 16.800 Hektar Land sichert die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe insgesamt für bedrohte Tier- und Pflanzenarten in Deutschland. Beim Landkauf ist die NABU-Stiftung stark von der Preisentwicklung auf dem Bodenmarkt abhängig. Die Kaufpreise für Agrarflächen sind in den vergangenen Jahren besonders deutlich gestiegen. Ein Grund liegt in den niedrigen Zinsen und der Suche von Investoren nach sicheren Geldanlagen. Aber auch Biogaserzeuger und Tierhalter brauchen immer mehr Flächen und lassen die Ackerpreise steigen. Das macht es für die NABU-Stiftung immer schwieriger, an bezahlbare Flächen für den Naturschutz zu kommen. 2015 gab sie mehr als 2,2 Mio. Euro für Flächenkäufe aus, die mit Unterstützung von privaten Spenden und Fördergeldern finanziert wurden.

In den kommenden Jahren wird die NABU-Stiftung auch trotz der steigenden Bodenpreise Agrarflächen erwerben. Denn vor allem Arten der Kulturlandschaft wie Feldlerche oder Kiebitz sind durch die immer intensivere Landnutzung stark bedroht.
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