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Verschiedenes

 
ÖKO-TEST-Magazin Februar 2018
Die Februar-Ausgabe des ÖKO-TEST-Magazins gibt es seit dem 25. Januar 2017 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 4,50 Euro.

Aus dem Inhalt

Test: Quark
Da vergeht einem der Appetit: Zwar sind die getesteten Quarkmarken frei von Problemstoffen, doch die Leidtragenden der möglichst billigen Produktion sind die Tiere. Denn die Haltungsbedingungen der Milchkühe sind katastrophal – auch in der Bio-Tierhaltung gibt es Luft nach oben. Das wohl größte Problem ist die Anbindehaltung, durch die Kühe in ihren Ketten nur stehen oder liegen können. Bewegung ist nicht möglich. Den Kälbern brennen die Landwirte die Hornanlagen aus, was sehr schmerzhaft ist, weil die Hornanlagen mit Nerven durchzogen sind. Da die Milch allein den Menschen vorbehalten ist, werden die meisten Kälber ihren Müttern am ersten Tag weggenommen und landen nach wenigen Monaten Mast als Kalbfleisch auf dem Teller.

Test: Gemüsesäfte
Die meisten Möhren-, Rote-Bete- und Sauerkrautsäfte können überzeugen. Alle sind frei von Pestizidrückständen. Allerdings sind sie überraschend süß. Mit bis zu 100 Gramm Zucker pro Liter reichen Gemüsesäfte fast an den Zuckergehalt von Obstsäften heran oder übersteigen ihn sogar. Überflüssigerweise süßen manche Hersteller ihre Produkte zudem nach. Sauerkrautsaft ist außerdem teilweise gesalzen. Ein Problem ist auch Nitrat bei Rote-Bete-Säften.

Test: Kinderkarnevalskostüme
Ob Prinzessin, Clown, Jedi-Ritter, Hexe oder Monster – kein einziges getestetes Produkt ist komplett schadstofffrei und damit „sehr gut“. Immerhin gibt es sechs „gute“ Kostüme. ÖKO-TEST kritisiert unter anderem optische Aufheller, die die Umwelt belasten und allergische Reaktionen hervorrufen können, aber auch Antimon, halogenorganische Verbindungen, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie phosphororganische Verbindungen.

Test: bunte Haarfarben
Derzeit sind Haarfarben wie Blau, Türkis, Lila, Grün, Gelb, Orange, Rot und Rosa angesagt. ÖKO-TEST wollte wissen, ob diese Produkte besser abschneiden als die klassischen chemischen Haarfarben, denn die bunten Haarfarben setzen andere Färbestoffe ein. Doch leider zeigte sich, dass auch diese nicht zu empfehlen sind, weil sie Problemstoffe wie etwa das krebsverdächtige Anilin einsetzen.

Test: Johanniskrautpräparate
Johanniskraut kann gegen leichte bis mittelschwere Depressionen helfen. Wenn Extrakt und Dosierung stimmen, gilt seine Wirkung als wissenschaftlich belegt. Doch nur rund die Hälfte der Präparate im Test ist empfehlenswert. ÖKO-TEST wertet einige Präparate als „mangelhaft“ und „ungenügend“ ab, weil es für deren Johanniskrautrezeptur keine Wirkungsnachweise gibt.

Test: Heißklebepistolen
ÖKO-TEST wollte unter anderem wissen, ob Heißklebepistolen halten, was sie versprechen, und ob aus den Klebstoffen bei hohen Temperaturen Substanzen ausgasen. Das Testergebnis ist ordentlich, aber nicht überragend. Drei Geräte erreichen ein „gutes“ Gesamturteil. Hinsichtlich der Klebefestigkeit zeigten sich im Test große Unterschiede zwischen den Systemen. Einige gasten zudem auch stärker aus.

Test: Berufliche Berufsunfähigkeitsversicherungen
Das Angebot ist klein. Einige Versicherer verlangen zudem, dass jeder Mitarbeiter eine individuelle Gesundheitsprüfung macht – genau das führt bei privaten BU-Policen oft zu Ablehnungen, Risikoausschlüssen und Preiszuschlägen. Nur zwölf Anbieter sind derzeit bereit, innerhalb der bBU eine eingeschränkte Risikoprüfung zu machen. Außerdem sind Preisvergleiche wichtig, denn die Prämienunterschiede sind enorm. Für handwerklich Tätige sind die Prämien teilweise doppelt so hoch wie für Büroarbeiter. Zudem können Handwerker zumeist höchstens 1.000 Euro Monatsrente versichern, Büroarbeiter dagegen 1.500.

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Dieses Mal im Heft: Schwerpunkt Bauen und Wohnen

Gebäudeenergiestandards: Ja, was gilt denn jetzt?
Wer ein Haus baut oder kauft, will wissen, wie viel Energie es benötigen darf – auch um Fördermittel nutzen zu können. Doch die deutsche Politik drückt sich, anspruchsvolle Mindeststandards der EU zu übernehmen. Hier ein Überblick, an welchen Definitionen man sich einstweilen orientieren kann.

Mieterstrom: Von E.On oder vom Vermieter?
Die noch vom letzten Bundestag beschlossene Mieterstromförderung soll auch Menschen ohne Wohneigentum an der Energiewende beteiligen. Das klingt schön. Doch wie funktioniert das Modell in der Praxis und was müssen Vermieter und Mieter unternehmen, um davon zu profitieren? ÖKO-TEST hat recherchiert.

Altbau energetisch sanieren: In gute Hände abzugeben
Ein altes Haus zu sanieren – ist das nicht nur eine Notlösung? Ein Erfahrungsbericht zeigt: Auch so kann man mit überschaubaren Kosten hohe Energiesparziele erreichen. Und dabei viel Lebensqualität gewinnen.

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Und außerdem:

Olympische Winterspiele: Vor der Abfahrt wird abgeholzt
Olympia im Winter steht mehr als jedes andere große Sportspektakel im Konflikt mit der Umwelt – trotz grünen Anspruchs. Das trifft auch auf Pyeongchang 2018 zu, wie hier bei den Bauarbeiten für die Abfahrt am Mount Gariwang, denen 58.000 Bäume zum Opfer fielen. Und wegen des Klimawandels ist ungewiss, ob es künftig überhaupt noch Winterspiele geben kann.

Tropische Früchte: Den Preis zahlen andere
Wenn im Herbst und Winter das Angebot an heimischem Obst knapp wird, sind Ananas, Mango, Papaya und Co. beliebte Alternativen. Damit wir günstig Südfrüchte genießen können, leiden Plantagenarbeiter unter miesen Arbeitsbedingungen. Dafür sind auch deutsche Supermarktketten verantwortlich. Aber was können die Verbraucher tun?
 
 

 
ÖKO-TEST Hintergrund: Olympische Winterspiele
Kettensägen-Massaker

Offiziell beteuert das Internationale Olympische Komitee (IOC) immer wieder, dass man bei olympischen Winterspielen auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit großen Wert lege. Doch die Realität sieht anders aus – darauf macht ÖKO-TEST in der aktuellen Februar-Ausgabe aufmerksam: Für den Bau der Sportstätten werden geschützte Landschaften zerstört, wie aktuell in Pyeongchang, wo ein Hunderte Jahre alter Urwald abgeholzt wurde.

Wenn am 9. Februar die olympischen Winterspiele in Pyeongchang eröffnet werden, dann gibt es bereits einen großen Verlierer: die Umwelt. So wurden für die Abfahrt am Mount Gariwang 58.000 Bäume gefällt. Dabei handelte es sich um einen Urwald der besonderen Art: mongolische Eichen mit meterdicken Stämmen, einzigartige Vorkommen großer Wangasre-Bäume, eine lokale Birkenart. Der Wald gehörte zu den heiligsten in Südkorea; er galt als „ökologische Arche“, nicht wieder herstellbar – und war streng geschützt. Für die Winterspiele hoben die Behörden diesen Schutzstatus jedoch auf.

Die Abholzaktion zeigt deutlich, wie rücksichtslos Organisationen rund um Olympia vorgehen – vom IOC über die Internationale Ski-Föderation bis hin zu den Regierungen. Dabei gibt man sich nach außen gerne umweltbewusst. 1998 in Japan schaffte es der Klimawandel zum ersten Mal in einen offiziellen IOC-Report. Demnach sei es besonders wichtig, Winterspiele im Einklang mit der Natur auszurichten. Doch die Idee von den „grünen“ Spielen ist nicht glaubwürdig umgesetzt: Schnee wird oft per Lkw oder Hubschrauber geholt oder mithilfe von Schneekanonen künstlich produziert. Weil alpine Disziplinen steile Hänge verlangen, werden die Sportstätten in empfindlichen Gebirgslandschaften und engen Bergtälern errichtet. Dort drängen sich dann für die Dauer der Spiele Tausende Sportler und ein Vielfaches an Zuschauern, Journalisten und Offiziellen. Für den schnellen Transport der Menschenmassen werden mehrspurige Straßen gebaut.

ÖKO-TEST warnt, dass sich diese Mühe für die Gastgeberländer in der Regel nicht lohnt. Einige Orte haben sich finanziell übernommen und müssen über Jahre Schulden abzahlen. Die Schanzen, Bobbahnen und Hallen werden nach Olympia kaum genutzt. Teilweise ist man mit den Kosten für den Unterhalt der Anlagen überfordert – die Stätten liegen brach.

Daher ist es umso wichtiger, dass sich die olympische Bewegung Gedanken macht, wie das Bekenntnis zu Umwelt und Nachhaltigkeit glaubwürdiger umgesetzt werden kann. Welcher Ort den Zuschlag für die Spiele erhält, das sollte sich auch an ökologischen Aspekten orientieren, fordert ÖKO-TEST. Viele Umweltschützer raten, neue Wege zu gehen, wie etwa vorhandene Wettkampfstätten zu nutzen oder einen festen Standort auf jedem Kontinent festzulegen, um die Neubauten zu begrenzen.

Das ÖKO-TEST-Magazin Februar 2018 gibt es seit dem 25. Januar 2018 im Zeitschriftenhandel.
 
 

 
NABU fordert Beibehaltung des Vertragsverletzungsverfahrens
in Sachen Stickstoffdioxid gegen Deutschland

Miller: Umweltministerin Hendricks fährt mit leeren Händen nach Brüssel

Berlin/Brüssel – In einem offenen Brief hat der NABU heute EU-Umweltkommissar Karmenu Vella aufgefordert, das seit 2015 laufende Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen dauerhafter Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte für Stickstoffdioxid weiter zu führen. Hintergrund ist der Besuch von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am morgigen Dienstag in Brüssel, bei dem sie Kommissar Vella die Maßnahmen Deutschlands zur Senkung der Stickstoffdioxide präsentieren soll.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Umweltministerin Hendricks fährt mit leeren Händen nach Brüssel. Die Bundesregierung hat leider keinen Plan und keine einheitliche Position, wie die Belastung der Bürger mit gesundheitsgefährdendem Stickstoffdioxid wirksam eingegrenzt werden kann. Auch die Arbeiten der Expertengruppen des Nationalen Forums Diesel haben – anders als von Ministerin Hendricks und Verkehrsminister Christian Schmidt in einem Brief an Kommissar Vella dargestellt – bisher keine substanziellen Fortschritte gebracht.

Der NABU kritisiert das „Sofortprogramm Saubere Luft 2017-2020“ der Bundesregierung als unzureichend und mahnt die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen mit zu hohem Stickoxidausstoß auf Kosten der Autohersteller an. NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger: „Der Verhandlungsstand in den Arbeitsgruppen des Nationalen Forums Diesel ist enttäuschend. In keinem Handlungsfeld können kurzfristig wirksame und messbare Verbesserungen für die Luftqualität belegt werden. Daher muss die EU-Kommission das Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland beibehalten und so den Druck auf die Bundesregierung aufrecht erhalten.“
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ÖKO-TEST JAHRBUCH KINDER UND FAMILIE FÜR 2018
Das aktuelle ÖKO-TEST Jahrbuch Kinder und Familie für 2018 gibt es
seit dem 18. Januar 2018 im Zeitschriftenhandel. Es kostet 9,80 Euro.

Nur das Beste fürs Kind: ÖKO-TEST zeigt in den verschiedenen Tests immer wieder Probleme auf und erregt damit große Aufmerksamkeit: sei es mit Schadstoffen in Pflegeprodukten, mit krebserregenden Farben in Kinderbekleidung, mit unsicherem und schadstoffbelastetem Spielzeug oder mit ungesunder Babynahrung. Doch mit diesem neuen ÖKO-TEST Jahrbuch Kinder und Familie für 2018 kommen Eltern und ihre Kinder "sehr gut" durch das Jahr. Denn in (fast) jedem Test finden sich auch "gute" und "sehr gute" Produkte. In diesem Jahrbuch sind es mehr als 400 Produkte von über 800 untersuchten.

Die Tests

Babytees: Zu empfehlen sind die Tees nur dann, wenn sie frei von Schadstoffen sind. ÖKO-TEST hat 15 Produkte testen lassen. Elf "sehr gute" und "gute" Produkte zeigen, dass Babytees größtenteils sichere Produkte sind.

Chicken Nuggets: Wenn Chicken Nuggets goldgelb gebräunt auf dem Teller landen, erinnert nichts an die Hühner, die dafür in Brasilien, Thailand oder Europa in engen Ställen gelitten haben. Die Tierquälerei hat jedoch Konsequenzen: Die Labore fanden in den Hähnchenteilen antibiotikaresistente Keime, Fettschadstoffe und Mineralöl. Grund genug, die Finger von den Nuggets zu lassen.

Fieber- und Schmerzmittel für Kinder: Wenn Kinder unter Fieber leiden, helfen Zäpfchen und Säfte mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen. ÖKO-TEST hat 24 rezeptfreie Präparate begutachten lassen. Fast alle kann ÖKO-TEST empfehlen.

Babyöle: Die gesunde Babyhaut braucht nur wenig Pflege – und wenn doch, dann mit sanften Mitteln. Babyöle mit Parfum sind nicht die beste Wahl. Immerhin gibt es aber einige Produkte, die von ÖKO-TEST mit "sehr gut" ausgezeichnet wurden.

Babyfone: Die Geräte produzieren zu viel Elektrosmog. Das war schon in früheren Testberichten ein Ärgernis, und daran hat sich bis heute nichts geändert. 14 Produkte hat ÖKO-TEST ins Labor geschickt, zehn davon schneiden mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab. Lediglich eins ist empfehlenswert.

Silikonschnuller: Von 13 getesteten Schnullern wurden zwölf Produkte mit der Note "sehr gut" von ÖKO-TEST ausgezeichnet. Den Praxistest haben alle ausnahmslos bestanden.

Schulranzen: Sicherheit geht vor. Das sollte auch für Ranzen gelten. Allerdings haben zu wenig Modelle genügend Signalfläche. Eltern, Kinder und Hersteller achten eher auf schickes Design. Eine Änderung der DIN-Norm, die neue Warnfarben zulässt, könnte weiterhelfen. Zehn Schulranzen hat ÖKO-TEST überprüfen lassen.

Bastelkleber: Kinder basteln gern. Im Eifer des Gefechts landet Kleber oft auf den Fingerchen und gelangt von dort an Mund und Nase. ÖKO-TEST hat 21 vorwiegend als "lösungsmittelfrei" ausgelobte Kleber in die Labore geschickt, um zu prüfen, wie problematisch die Produkte sind. Von sieben ist abzuraten.

Pflegezusatzversicherungen: Bei Pflegeversicherungen denkt man an alte Leute. Doch gerade für Kinder können sie sehr nützlich sein. Besonders flexibel ist die Pflegegeldtageversicherung. Hier können Eltern das Geld nach eigenem Gutdünken einsetzen. ÖKO-TEST hat 28 Tarife von 22 Assekuranzen unter die Lupe genommen.

Weitere Tests
• Stilltees • Mineralwasser für Säuglingsnahrung geeignet • Gemüsebreie • Reiswaffeln • Muttermilchersatz • Beikostöle • Getreidebreie • Kinderpudding • Erkältungsbäder • Allergiemittel • Schnupfenmittel für Kinder • Mittel gegen Blähungen • Brustwarzensalben • Folsäurepräparate • Durchfallmittel • Läusemittel • Babyfeuchttücher • Duschgel für Kinder • Babypflegecremes • Babywindeln • Wundschutzcremes • Pflegeprodukte für Schwangere • Reinigungstücher und feuchte Waschlappen • Kinder- und Juniorzahncremes • Wickelauflagen und -bezüge • Kindermatratzen • Stillkissen und -bezüge • Tragehilfen für Kinder • Hochstühle • Babybodys • Jako-O-Produkte • Matschhosen • Kinderjeans • Fingermalfarben • Straßenmalkreide • Spielzeugklassiker • Kugelbahnen • Kinderteppiche
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NABU: Planungsverfahren bei Fehmarnbeltquerung politisch motiviert
Miller: Öffentliche Beteiligung scheint nicht erwünscht

Berlin – Am 24. Januar endet die Frist für öffentliche Stellungnahmen im Rahmen des laufenden Planungsverfahrenes zur Fehmarnbeltquerung. Der NABU reicht seine Stellungnahme pünktlich ein, kritisiert aber erneut den Umgang mit der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Verbandsbeteiligung. Die Unterlagen um Stellungnahme wurden den klageberechtigten Verbänden mehrheitlich erst am 8. Januar zugestellt. Damit hält die Verwaltung zwar den rechtlichen Rahmen ein, schränkt damit aber eine umfassende Prüfung und Beurteilung des Verfahrens von vornherein ein, da Hunderte Änderungen und Ergänzungen in über 100 Dokumenten geprüft, beurteilt und kommentiert werden müssen. Während sich Vorhabenträger und Behörden sehr genau beim Zeitmanagement abstimmen, erhalten die Verbände vor Versendung der offiziellen Unterlagen kaum konkrete Hinweise, um rechtzeitig Gutachter anfragen und Ressourcen einplanen zu können.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Das Vorgehen bei diesem Planungsverfahren ist ein Paradebeispiel für die öffentlich wenig transparente Zusammenarbeit zwischen Planfeststellungsbehörde und Vorhabenträger. Diese Form der einseitigen ‚Beteiligung‘ erweckt den Eindruck, dass es bei dem politisch gewollten Projekt nicht wirklich um Erkenntnis geht, sondern darum, die Verbandsbeteiligung möglichst klein zu halten. Dieses Vorgehen bei einem milliardenschweren Infrastrukturprojekt trägt nicht unbedingt zu mehr Vertrauen in die Qualität behördlicher Planfeststellungsverfahren bei.“

Nach Einschätzung des NABU schwingt beim dänischen Vorhabenträger Femern A/S offensichtlich die Angst mit, der NABU könne noch mehr Unzulänglichkeiten in den Planunterlagen entblößen und dadurch den engen Zeitplan durcheinanderbringen. „Seit dem Regierungswechsel ist das neue Amt für Planfeststellung direkt beim schleswig-holsteinischen Verkehrsminister angedockt. Es fällt mehr als schwer zu glauben, dass Behördenmitarbeiter hier unabhängig und vollumfänglich die tatsächlichen ökologischen Unzulänglichkeiten der Planung bewerten und unter Umständen selbst den Prozess verzögern. Das ist weder im Interesse des Vorhabenträgers noch der Landesregierung“, sagt NABU-Fehmarnbeltexperte Malte Siegert.

Hintergrund für die erneute Planänderung sind zahlreiche Schwachstellen der bisherigen Projekt-Planung, die sich im zweiten Erörterungstermin in Lübeck im vergangenen Jahr offenbart haben. Der dänische Vorhabenträger steht unter Druck, weil er bereits Verträge mit Baukonsortien unterzeichnet hat. Im Sommer soll deswegen der Planfeststellungsbeschluss vorliegen. „Es muss aber Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen. Deutschland darf sich bei den zu erwartenden erheblichen ökologischen Schäden für das sensible Binnenmeer Ostsee nicht zum Erfüllungsgehilfen Dänemarks machen“, so Siegert.
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NABU: GroKo muss beim Umweltschutz nachschärfen
Tschimpke: Politischer Einfluss auf den Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft ist notwendig für den Schutz unserer Erde

Berlin – Nachdem die Delegierten des SPD-Parteitags grünes Licht für den Start der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD erteilt haben, fordert der NABU von der neuen GroKo deutliche Verbesserungen beim Natur- und Umweltschutz.

„Das Wiedererwachen des selbsternannten Vorreiters Deutschland im Umweltschutz wäre ein klares Signal an Europa und die Welt. Die künftige Bundesregierung muss mit ihrem Einfluss auf Gesellschaft und Wirtschaft den Umwelt- und Naturschutz stärken. Zentrale Punkte für eine zukunftsfähige ressourcenschonende Umweltpolitik und damit den Schutz unserer Erde und Lebensgrundlagen sind eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik durch eine Agrarreform sowie eine Energie- und Verkehrspolitik, die die Klimaziele endlich ohne Wenn und Aber umsetzt. Der Stopp des Verlustes biologischer Vielfalt und der Erderwärung dulden keinen Aufschub. Andernfalls droht bei diesen Themen erneuter Stillstand wie bei der letzten GroKo“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Die künftige Bundesregierung muss sich dem Leitbild der Nachhaltigkeit verpflichten und sich – erneut – klar zu den 2015 weltweit verbindlich beschlossenen UN-Nachhaltigkeitszielen bekennen.

Der NABU nennt die Punkte für eine zukunftsfähige Umwelt- und Naturschutzpolitik:

1) Die Reduktion der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent ist möglich und machbar. Wichtige Punkte dabei sind der Kohleausstieg bis spätestens 2035 und ein Klimaschutzgesetz, das die international vereinbarten Klimaziele konsequent in Deutschland vorantreibt. Das wird nur im Einklang mit verbindlichen Effizienzzielen im Wärme- und Gebäudesektor durch ein Energie-Effizienzgesetz funktionieren. Die Energiewende muss von einem Einstieg in die Verkehrswende flankiert werden. Das für 2030 geltende sektorale Klimaschutzziel ist vor allem durch folgende Maßnahmen zu unterlegen: Einführung ambitionierter CO2-Grenzwerte für Pkw und Lkw, sowie einer verstärkten Elektrifizierung des Straßen- und Schienenverkehrs. Zur Erreichung der Luftreinhaltewerte müssen die Privilegien für Dieselfahrzeuge abgebaut, die Voraussetzungen zur Einführung der Blauen Plakette geschaffen, sowie schmutzige Dieselfahrzeuge auf Kosten der Hersteller mit wirksamer Abgastechnik nachgerüstet werden.

2) Eine neue Landwirtschaftspolitik, die strikt am Prinzip „öffentliches Geld für öffentliche Leistung“ ausgerichtet ist und über geänderte Förderinstrumente der EU zum Erhalt der biologischen Vielfalt und nachhaltig wirtschaftender Bauernhöfe beiträgt. Hierzu ist auf EU-Ebene ein Naturschutzfonds von mindestens 15 Milliarden Euro jährlich einzurichten. Auch das LIFE-Programm der Europäischen Kommission muss auf eine Milliarde Euro jährlich aufgestockt werden.

3) In der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) sind ausreichend Mittel zur Kofinanzierung der EU-Naturschutzförderung sowie für weitere Aufgaben von übergeordneter Bedeutung bereitzustellen. Das Bundeskonzept grüne Infrastruktur und das Bundesprogramm Wiedervernetzung müssen mit Leben gefüllt und der nationalen Biotopverbund gestärkt werden, u. a. in dem zukünftig mindestens ein Prozent der Investitionen in Bundesfernstraßen für Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen verwendet wird.

4) Der Meeresschutz muss institutionell gestärkt werden, um Arten und Lebensräume an unseren Küsten besser zu schützen. Um Meeresschutz- und Klimaschutzziele konsequent umzusetzen, muss sich die zukünftige Bundesregierung von dem fragwürdigen Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 verabschieden.

5) Deutschland ist ein Land mit produzierender, also rohstoffverbrauchender Industrie und Einwohnerinnen und Einwohnern, die wegen ihres hohen Konsums und Wohlstands viel Natur verbrauchen. Dies global auszuweiten, ist nicht möglich, ohne massive Schäden an unserem Planeten in Kauf zu nehmen. Konsequenterweise ist politisch alles daran zu setzen, dass weniger natürliche Ressourcen und diese effektiver und effizienter verbraucht werden. Das ist erreichbar durch soziale Innovationen, Ressourcensteuern, eine ökologische Produktpolitik und öffentliche Beschaffung sowie eine bessere Kreislaufwirtschaft.
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"Essen ist politisch!"
33.000 fordern mehr Tempo bei Agrar- und Ernährungswende

Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Kampagnenbüro "Wir haben es satt!" - Berlin, 20. Januar 2018

SPD und Union müssen Willen der Bevölkerung umsetzen: Schluss mit Glyphosat, Tierfabriken und weltweitem Höfesterben / Umwelt, Tiere und Bauernhöfe verzeihen keinen weiteren Stillstand

Mit einem ohrenbetäubenden Kochtopf-Konzert fordern 33.000 Menschen bei der "Wir haben es satt!"-Demonstration zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin die kommende Bundesregierung zu einer neuen Agrarpolitik auf. "Die industrielle Land- und Ernährungswirtschaft verursacht lokal und global Probleme für Bauern, Klima, Tiere und Umwelt", sagt "Wir haben es satt!"-Sprecher Jochen Fritz und ergänzt im Namen der über 100 Organisationen, die zur Demonstration aufgerufen haben: "Der Umbau hin zu einer umwelt-, tier- und klimafreundlichen Landwirtschaft, in der Bauern gut von ihrer Arbeit leben können, darf von der Politik nicht weiter aufgeschoben werden." Das Demonstrationsbündnis ruft SPD und Union auf, keine weitere Zeit mehr verstreichen zu lassen und als erste Schritte Glyphosat zu verbieten sowie den überfälligen Umbau der Tierhaltung zu finanzieren, damit Schweine wieder Tageslicht sehen und Kühe auf Weiden grasen können.

Vor dem Agrarministergipfel im Bundeswirtschaftsministerium schlagen die Demonstranten auf ihre Kochtöpfe und fordern die Achtung der Menschenrechte, faire Handelsbedingungen und mehr Unterstützung für die ländliche Bevölkerung weltweit. Schon am Vormittag hatten die 160 Bauern, die die Demonstration mit ihren Traktoren anführten, eine Protestnote an die 70 versammelten Minister aus aller Welt übergeben. "Wir wollen raus aus der fatalen Exportorientierung und Landkonzentration, die Bauern hier und weltweit das Genick bricht", so Fritz über die Folgen der Agrarpolitik. Allein in den letzten 12 Jahren, mussten in Deutschland ein Drittel der Höfe ihre Tore schließen.

Bündnis-Sprecher Fritz weiter: "Essen ist politisch, immer mehr Menschen erkennen das. Aber die Politik nährt eine Agrarindustrie und lässt sie auf Kosten von Umwelt, Klima und Tieren produzieren. Damit wir alle nicht langfristig die Zeche dafür zahlen, muss die GroKo den Spieß jetzt umdrehen. Diejenigen, die nachhaltig produzieren und essen, müssen belohnt werden."

Mit Blick auf den morgigen SPD-Parteitag appelliert Martin Schulz als Sprecher der Traktorfahrer an sei­nen sozialdemokratischen Namensvetter, endlich Mut und Klarheit für eine zukunftsweisende Agrarpolitik zu beweisen. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Schulz sagt: "Viele Bauern haben sich schon längst auf den Weg gemacht und verändern die Landwirtschaft Tag für Tag. Leider noch ohne die Unterstützung der Politik. Wir Bauern brauchen jetzt eine zukunftsfähige Politik, die verlässliche Entscheidungen trifft und Probleme löst. Der Stillstand der alten GroKo hat zu einer Spaltung zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft geführt. Da müssen wir raus."

Konkrete Projekte in der nächsten Legislaturperiode müssen - neben Glyphosat-Ausstieg und Umbau der Tierställe - die Kennzeichnungspflicht bei tierischen Lebensmitteln, das Verbot von Reserve-Antibiotika in der Tierhaltung und faire Marktregeln zum Schutz von Bauernhöfen sein. Außerdem muss die Zahlung von EU-Agrarsubventionen an außerlandwirtschaftliche Investoren, die immer mehr Bauern den Boden unter den Füßen wegkaufen, sofort beendet werden.

Die Großdemonstration richtet sich gegen die Agrarindustrie, nicht aber gegen Landwirte. Die konventionellen und Öko-Bauern demonstrieren auch im achten Jahr im Schulterschluss mit Lebensmittelhandwerkern und der Zivilgesellschaft gegen die fatalen Auswirkungen der intensiven industriellen Landwirtschaft. Gemeinsam zeigt das breite "Wir haben es satt!"-Bündnis Wege für eine bäuerliche Zukunftslandwirtschaft und ein gutes Ernährungssystem auf.

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Statements von Rednerinnen und Redner der Demonstration:

Elisabeth Freesen, junge Bäuerin aus Niedersachsen, die mit dem Traktor angereist ist:

"Ich bin eine junge Bäuerin und ich liebe meinen Beruf. Ich übernehme gerne Verantwortung für den Hof, die Region und eine zukunftsfähige, bäuerliche Landwirtschaft. Zusammen mit den vielen anderen jungen Menschen, die die Demonstration anführen, setze ich mich für eine Zukunft auf dem Land ein. Wir wer­den unsere Äcker und Teller nicht der Agrarindustrie überlassen. Die GroKo muss junge Men­schen auf dem Land, Existenzgründung in der Landwirtschaft und vielfältige ländliche Räume fördern."

Christoph Bautz, Geschäftsführer der Bürgerbewegung Campact:

"Der Einstieg in die Agrarwende muss mit dem Ausstieg aus der Pestizid-Nutzung beginnen. Glyphosat lässt unsere Insekten sterben und macht die Äcker vor der Aussaat so leblos wie einen frisch gewiener­ten Küchenboden. Eine neue Bundesregierung muss klar Farbe bekennen, wann sie das Bienengift ver­bieten will. Wir Bürger und Bürgerinnen hätten da einen Vorschlag: 2018 ist Schluss!"

Ulrich Veith, Bürgermeister der pestizidfreien Gemeinde Mals aus Südtirol:

"Das Beispiel der Gemeinde Mals zeigt: Es zahlt sich aus, für eine bessere Welt einzustehen. Heute ist Mals frei von chemischen Pestiziden, in einigen Jahren wird es ganz Südtirol sein. Vielleicht zieht Europa mit. Großes entsteht immer im Kleinen. Jeder einzelne kann, ja muss seinen Beitrag leisten. Weitsicht, Mut und Ausdauer, mehr braucht es nicht."

Fátima Aparecida Garcia de Moura, Federação de Órgãos para Assistência Social e Educacional (FASE), Brasilien:

"Soja ist nicht nachhaltig, es ist kein richtiges Lebensmittel, sondern vorrangig Futtermittel und wird vor allem für den Export produziert. Sojaanbau führt zu Vertreibungen von Familien und Landverlust. In meinem Staat Mato Grosso ist der größte Gewinner des Sojaanbaus der brasilianische Landwirtschafts­minister Blairo Maggi mit seiner Firma Amaggi."

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):

"Gülle und Pestizide belasten Böden und Gewässer, bäuerliche Betriebe ringen ums Überleben und das Insektensterben zeigt, welche dramatischen Auswirkungen die industrielle Agrarproduktion auf die Artenvielfalt hat. Die nächste Bundesregierung muss Lösungen für die massiven Probleme der Land­wirtschaft präsentieren. Wir erwarten einen verbindlichen Umbauplan für die Tierhaltung, eine ambitio­nierte Minderungsstrategie für Pestizide und ein Verbot von Glyphosat und der für Bienen gefährlichen Neonikotinoide."

Ole Plogstedt, TV-Koch, bekannt aus "Die Kochprofis - Einsatz am Herd":

"Es geht um viel mehr, als nur um unser Essen. Eine vernünftige weltweite Agrarwende würde nicht nur Tierleid minimieren, sondern ebenfalls dem Welthunger und der Umweltzerstörung entgegenwirken. Nicht zuletzt würde sie auch Menschenrechte und Gesundheit schützen und sogar Fluchtursachen bekämpfen."

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes:

"Die Gesellschaft erwartet ein Mehr an Tierschutz. Tiere haben keinen Preis, Tiere haben einen Wert und Wirtschaftlichkeit darf kein Grund sein, ihnen Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. Des­halb braucht es eine neue Agrarpolitik inklusive einer Nutztierstrategie, die den breiten Konsens der Ge­sellschaft hin zu mehr Tier- und Umweltschutz endlich in die Spur bringt."

Stephanie Strotdrees, Bäuerin und Vizepräsidentin von Bioland e.V.:

"In einem gesunden Kreislaufsystem gehören Tierhaltung und Landwirtschaft zusammen. Die Tiere müssen von der Fläche ernährt werden können und der Acker muss Gülle und Mist aufnehmen können. Nur so können wir eine Lösung für die Nitratproblematik schaffen. Fördermittel müssen an eine niedri­gere Tierzahl pro Hektar gekoppelt werden."

Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft:

"Wir brauchen eine grundlegende Reform der europäischen Agrarpolitik. Diejenigen, die umwelt- und klimaschonenden Ackerbau betreiben und Tiere artgerecht halten, müssen durch Direktzahlungen un­terstützt werden, nicht wer am meisten Flächen besitzt. Die Bäuerinnen und Bauern sind bereit, aber die Politik muss den Rahmen schaffen. Gerade die kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe braucht das Land."

Kirsten Wosnitza, Milchbäuerin aus Schleswig-Holstein vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter:

"Eine Agrarpolitik mit dem System ,immer billiger - immer mehr' ist gegen die Interessen von Bauern und Bürgern. Milchbauern wollen keine Überschussproduktion, sondern sie brauchen faire Marktregeln und faire Preise. Dann können öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen bezahlt werden und nach­haltige Milcherzeugung wird eine echte Perspektive haben."

Rudolf Bühler, Bauer aus Hohenlohe und Vorsitzender der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwä­bisch Hall:

"Wir Bauern fordern die Agrar- und Ernährungsindustrie auf: Hände weg von Saatgut und Tierzucht. Schluss mit der Enteignung und Vertreibung von Bauern und Hirten durch die Agrarindustrie! Wir treten ein für den Schutz von natürlichen Ressourcen, der indigenen Kulturen, des indigenen Wissens und des Bodens, den Bauern seit Generationen bewirtschaften und bewahren. Für den globalen Schutz der indi­genen Rechte von Kleinbauern und -bäuerinnen dieser Welt! Die Vereinten Nationen müssen das end­lich durch Bauernrechte sicherstellen."
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NABU begrüßt Plastikstrategie der EU-Kommission
Miller: Vermeidung von Einweg-Plastik muss an erster Stelle stehen

Straßburg/Berlin – Der NABU begrüßt den heute in Straßburg von der EU-Kommission vorgestellten Vorschlag für eine Plastikstrategie und fordert die Pläne zur Eindämmung des Plastikabfalls nun zügig umzusetzen. Nach dem Willen der EU-Kommission sollen alle Plastikverpackungen in der EU bis 2030 recycelbar werden, der Verbrauch von Einwegplastik eingedämmt und die Verwendung von Mikroplastik etwa in Kosmetika soll beschränkt werden. Die Strategie zum zukünftigen Umgang mit Kunststoffen kommt zur richtigen Zeit, denn es gibt zahlreiche Baustellen beim Thema Plastik: Es basiert auf fossilen Rohstoffen, es gibt zu viel davon in vermeidbaren Einwegprodukten – von der Kunststofftüte bis zur Plastikflasche – und nach einem sehr kurzen Leben wird es häufig verbrannt, deponiert oder achtlos in der Umwelt entsorgt.

"Die Vermeidung von Einweg-Plastik muss an erster Stelle der zukünftigen politischen Maßnahmen stehen, denn 31 Kilo jährlicher Plastikmüll pro EU-Bürger sind zu viel. 2015 hat die EU ein Reduktionsziel für Plastiktüten ausgegeben, entsprechende Schritte müssen nun auch für andere Anwendungen wie für Einweg-Plastikflaschen und To-Go-Becher folgen“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Zusätzlich müssten mehr wirtschaftliche Anreize für weniger Plastik geschaffen werden. Die EU-Mitgliedsstaaten und die Industrie dürfen sich daher einer EU-weiten Plastiksteuer, wie von Haushaltskommissar Oettinger vorgeschlagen, nicht verweigern. „Eine Materialsteuer, die bei den Plastikproduzenten ansetzt, könnte erheblich zur Kunststoffvermeidung und zu besserem Recycling beitragen. In der Folge würden die Hersteller sich auch mehr Gedanken um umweltschädliche Zusatzstoffe machen, die häufig eine Barriere für das Recycling von Kunststoffen bedeuten“, so NABU-Umweltexperte Sascha Roth.

Auch Deutschland wird von der Plastikflut überschwemmt. Der NABU wird der zukünftigen Bundesregierung, egal welcher politischen Couleur, genau auf die Finger sehen, so dass sie klare Reduktionsziele von Einwegprodukten aus Plastik vorgibt und Hersteller beim recyclingfreundlichen Design von Kunststoffen stärker in die Pflicht nimmt. „Ein ökologisches Maßnahmenbündel muss die Einführung einer Getränkeverpackungssteuer zur Stärkung von Mehrwegverpackungen und eine dynamische Quote beinhalten, die den Einsatz von recycelten Kunststoffen in neuen Produkten und Verpackungen vorschreibt“, so Roth.

Hintergrund: Der weltweite Plastikverbrauch ist in den vergangenen Jahrzehnten explodiert. Während Mitte der 60er Jahre noch etwa 15 Millionen Tonnen jährlich genutzt wurden, sind es heute mehr als 310 Millionen Tonnen pro Jahr . Nach aktuellen Schätzungen wird sich der Konsum bis 2050 noch einmal vervierfachen. 40 Prozent der Plastikproduktion gehen auf die Verpackungsbranche zurück, wo es ein großes Vermeidungspotenzial gäbe. 90 Prozent des Plastiks besteht aus fossilen Energieträgern und mittlerweile werden sechs Prozent des weltweit geförderten Erdöls zu Kunststoff verarbeitet. In der EU werden 40 Prozent der Haushaltsabfälle aus Plastik verbrannt, der Rest wird recycelt oder deponiert. Fast die Hälfte des EU-Plastikmülls wurde bisher nach China exportiert, doch die chinesische Regierung hat im Januar weitgehende Importstopps eingeführt. Um die ökologischen Probleme von Kunststoffen anzugehen, sind die EU-Institutionen in der finalen Abstimmung über ein Maßnahmenbündel aus neuen Abfallrichtlinien mit höheren Recyclingquoten, das so genannte Kreislaufwirtschaftspaket sowie über die Plastikstrategie. Schwerpunkte der Strategie sind die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, die niedrigen Recycling- und Mehrwegquoten von Plastik und dessen Anwendungen sowie die Vermüllung von Land und Meer durch Kunststoffe.
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