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Donnerstag, 21. November 2024
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Verschiedenes

 
NABU: O. Tschimpke für weitere vier Jahre zum Präsidenten gewählt
Bundesvertreterversammlung in Dresden – ökologische Entwicklung der Elbe voranbringen – Stärkung des EU-Naturschutzes und nachhaltiger Entwicklungsziele – Solidarität mit Flüchtlingen

Olaf Tschimpke ist auf der NABU-Bundesvertreterversammlung (BVV) in Dresden einstimmig erneut für vier Jahre zum Präsidenten des NABU gewählt worden. Olaf Tschimpke steht seit 2003 an der Spitze von Deutschlands mitgliederstärkstem Umweltverband. Vizepräsidenten sind Thomas Tennhardt, Christian Unselt und Petra Wassmann. Helmut Opitz hat sein Amt als Vizepräsident nach fast 20 Jahren abgegeben und wurde ins Ehrenpräsidium gewählt.

Rund 250 Delegierte trafen sich am Samstag und Sonntag in Dresden. Neben den Wahlen und verbandspolitischen Fragen verabschiedeten sie mehrere Resolutionen, unter anderem zur ökologischen Entwicklung der Elbe. Darin werden die Bundes- und Landesregierungen aufgefordert, mehr für den natürlichen Hochwasserschutz zu tun. Der Elbe und ihren Nebenflüssen seien, wo immer möglich, ehemalige Überflutungsflächen zurück zu geben.

„Wir feiern in diesem Jahr das Jubiläum zur Deutschen Einheit, was auch für Naturschützer in Ost und West ein historisches Datum ist. Die Elbe ist der Symbolfluss der Deutschen Einheit und der letzte große, weitgehend frei fließende Strom in Deutschland. Dennoch ist die Elbe, wie andere Wasserstraßen auch, durch wasserbauliche Maßnahmen wie Flussvertiefungen so eingeschränkt, dass sich die natürliche Flussdynamik nicht entfalten kann“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Seit mehr als 20 Jahren werde um die Elbe gerungen. Hafenbetreiber und Binnenschiffer wollen eine leistungsfähigere Schifffahrtsstraße, Umweltverbände und weite Teile der Bevölkerung dagegen wünschen sich mehr Nachhaltigkeit im Natur- und Hochwasserschutz.

Rund 80 Prozent der Auen entlang der Elbe sind inzwischen verloren, technische Schutzmaßnahmen stoßen an ihre Grenzen – und die Anrainer spüren bei jedem neuen Hochwasser die Auswirkungen einer verfehlten Flusspolitik aufs Neue. „Wir brauchen bundesweit endlich einen Kurswechsel in der Gewässerpolitik: Hin zu mehr Auen und einer natürlichen Flussentwicklung. Lebendige Flüsse sind entscheidend, um die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie und der biologischen Vielfalt umzusetzen“, so Tschimpke weiter. Der NABU macht sich für ein Bundesprogramm „Blaues Band“ stark, um ökologische Verbesserungen in den Gewässern zu erreichen. Dabei kann die laufende Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes – mit reduzierter Gewässerunterhaltung und abgestuften Unterhaltungskategorien – dazu beitragen, den Nutzungsdruck auf Fließgewässer zu reduzieren.

In einer weiteren Resolution fordert der NABU den Erhalt der beiden wichtigsten EU-Naturschutzrichtlinien. Sollten sie – wie von der EU-Kommission geplant – aufgeweicht werden, könnten allein in Deutschland 5.000 Schutzgebiete ihren Status verlieren. Der NABU fordert die Europäische Kommission auf, die EU-Vogelschutz- und die EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in ihrer jetzigen Form zu erhalten. Dies schließt den Erhalt des Schutzstatus für Wolf, Biber und andere im Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistete Arten ein. Der NABU fordert in den EU-Mitgliedstaaten, inklusive Deutschland und den Bundesländern, eine Umsetzungsoffensive der Richtlinien. Damit sollen unter anderem die Natura-2000-Gebiete rechtlich gesichert und das Management der Schutzgebiete verbessert werden.

Angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation erklärten die NABU-Delegierten ihre Solidarität mit Flüchtlingen in einer Resolution gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Mit fast 600.000 Mitgliedern und Förderern sowie über 2.000 Gruppen ist der NABU breit in der Gesellschaft verankert. Gemäß dem Motto der aktuellen NABU-Kampagne „Wir sind, was wir tun“ sprechen sich der Bundes- und die Landesverbände des NABU entschieden gegen Menschenfeindlichkeit und Rassismus aus. Im NABU sei weder für rechtsextremes noch für anderes extremistisches Gedankengut Platz. Der NABU stehe für eine Politik der Offenheit und des Dialoges. Klimawandel und Umweltkatastrophen seien ein immer bedeutsamerer Auslöser für Migrationsbewegungen.

Als Ausdruck ihrer Solidarität mit Flüchtlingen setzten die NABU-Delegierten in Dresden auch bildlich ein Zeichen: Alle 250 Delegierte versammelten sich unter dem Motto „#Für ein grenzenloses Miteinander“ zu einem Gruppenbild. Sie betonten: Der NABU heißt alle Menschen im Verband willkommen, die mit der Natur verbunden sind – unabhängig davon, woher sie kommen und welcher Religion sie angehören.
 
 

 
Projekt "Zuhause A+++"
Das Projekt "Zuhause A+++" bietet kostenlose Energiesparberatung für alle Freiburger Haushalte

Eine kostenlose Energiesparberatung im eigenen Zuhause –
das bietet das neue Projekt "Zuhause A+++" des
Umweltschutzamtes. Teilnehmen können alle Freiburgerinnen
und Freiburger, die ihre Strom- und Heizkosten senken wollen.
Im Stadtteil Haslach wurde das Projekt erfolgreich getestet,
bis Oktober 2016 läuft es nun in der Gesamtstadt. Dafür
kooperiert die Stadtverwaltung mit der Verbraucherzentrale
Baden-Württemberg.

Für die Beratung kommen Expertinnen und Experten direkt
nach Hause. Zuerst findet dort der Energiecheck der
Verbraucherzentrale statt. Deren Berater informieren über den
Strom- und Wärmeverbrauch und die Geräteausstattung des
Haushalts. „Unsere Beratung ist allein den Interessen der
Verbraucher verpflichtet. Unsere Fachkräfte informieren
unabhängig von Anbietern und Marken“, betont Cornelia
Tausch, Vorstand der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg.

Anschließend folgt eine halbstündige Beratung durch eine
Architektin oder einen Ingenieur der Projektgruppe Energie
des Agenda 21-Büros. Die Projektgruppe hat langjährige
Erfahrung in der Energieberatung und bietet professionelles
Know-how in alltagstauglicher Form. Die Ratsuchenden
erhalten individuell zugeschnittene Tipps rund ums
Energiesparen. Wer teilnimmt, bekommt zudem ein LEDLeuchtmittel
geschenkt.

Mit dem Projekt will die Stadt die Energiesparpotenziale in den
Freiburger Haushalten nutzen und ihre Klimaschutzziele
voranbringen. Das Umweltschutzamt hofft, möglichst viele
Haushalte zu erreichen, denn je mehr mitmachen, desto höher
die Einsparung. Auch Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik
ermuntert zur Teilnahme: „Mit Zuhause A+++ finden Sie
unerkannte Energiefresser in Ihrer Wohnung. Sie erfahren,
wie Sie am schnellsten und einfachsten Energie sparen, und
erhalten Tipps für Ihre individuellen Bedürfnisse“.

In den Stadtteilen Stühlinger und St. Georgen haben auch
kleinere Läden und Betriebe die Chance auf eine kostenlose
Energieberatung. Im Gegenzug können sie ihre Kundschaft
über das Projekt informieren. Im Stühlinger ist die Teilnahme
ab sofort möglich, in St. Georgen ab dem kommenden
Frühjahr. Engagierte Ladenbetreiber können sich außerdem in
der französischen Partnerstadt Besançon mit den Teilnehmern
des dortigen Projekts "Commerçant Écocitoyen" austauschen.
Die Teilnahme ist auch ohne Französischkenntnisse möglich.
Wie in Freiburg lauten auch in Besançon die Projektziele:
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit fördern. Die Stadt
informiert die Ladenbetreiber in den nächsten Tagen per Brief
über die Aktion.

Um das Projekt bekannt zu machen, sind Infostände auf
Wochenmärkten und an anderen hoch frequentierten Orten
geplant. Wer sich weiter informieren oder anmelden möchte,
kann dies auf www.freiburg.de/zuhause-a-plus und unter
Tel. 0761 / 201-6147 tun.

Dank der Förderung durch das Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie kostet eine Beratung nur 10 Euro.
Diese Kosten übernimmt die Stadt Freiburg. Insgesamt stellt
die Stadt für das Projekt "Zuhause A+++" 80.000 Euro bereit.
 
 

 
Verbesserungen für den Radverkehr
GuT legt in der Basler Landstraße Schutzstreifen an

Die Basler Landstraße ist bislang eine Lücke im Freiburger
Radwegenetz. In großen Abschnitten gibt es keine Anlagen für den
Radverkehr, und der Radweg, der in einem Abschnitt besteht,
entspricht nicht den heutigen Ansprüchen an die Verkehrssicherheit.

Zusammen mit der Fahrbahnsanierung in der Basler Landstraße
verbessert das Garten- und Tiefbauamt nun die Verkehrsführung für
den Radverkehr. Nach Abwägung verschiedener Varianten wurde
beschlossen, beidseitig Schutzstreifen anzulegen. Diese sind im
Unterschied zu Radfahrstreifen nicht mit einer durchgezogenen,
sondern einer unterbrochenen Linie markiert. Der vom Schutzstreifen
markierte Bereich steht Radfahrern zur Verfügung. Autofahrende
dürfen aber bei Bedarf, etwa wenn sich größere Fahrzeuge
begegnen, auf den Schutzstreifen ausweichen. Auf Schutzstreifen
darf auch kurz gehalten werden, etwa zum Laden oder Liefern. Dies
bedeutet eine größtmögliche Flexibilität bei beengten Verhältnissen.


Forschungsergebnisse zeigen: In beengten Straßenräumen mit nicht
zu hoher Verkehrsstärke wie der Basler Landstraße sparen
Schutzstreifen Fläche und machen den Radverkehr sicherer und
attraktiver. Die Erfahrungen an zwei Straßenzügen in Freiburg
(Rennweg und Elsässer Straße) belegen dies.

Mit der jetzigen Fahrbahnsanierung werden Schutzstreifen von der
Schulstraße bis zum Wihlerweg angelegt. Ihre Fortführung bis zum
Kreisverkehr an der Uffhauser Straße ist geplant. Dabei werden so
viele Längsparkstände wie möglich in der Basler Landstraße
erhalten. Die Umsetzung ist für nächstes Frühjahr vorgesehen.
 
 

 
NABU fordert umfassende Neubewertung von Glyphosat
EFSA-Einschätzung folgt nicht dem Vorsorgeprinzip

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat am heutigen Donnerstag einen Bericht veröffentlicht, in dem das umstrittene Totalherbizid Glyphosat für „wahrscheinlich nicht krebserregend“ bewertet wird. Demgegenüber hatten die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation WHO das Mittel im Juli als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Die Zulassung des in Europa weit verbreiteten Mittels läuft Mitte 2016 aus, die EU-Kommission will auf Basis des Gutachtens über eine Neuzulassung entscheiden.

Dazu erklärt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Solange die Risiken von Glyphosat auf Mensch und Natur nicht einwandfrei widerlegt sind, muss unbedingt das Vorsorgeprinzip gelten. Für eine Neuzulassung von Glyphosat fehlt nach wie vor die Grundlage, da der vorliegende Bericht des Bundesinstituts für Risikoforschung (BfR) zahlreiche Defizite und Lücken aufweist. Bis zur Klärung der offenen Fragen muss die Zulassung daher auf jeden Fall ausgesetzt werden. Zudem muss die Bundesregierung die Anwendungsbestimmungen für Glyphosat möglichst rasch verschärfen, um die Aufwandmengen deutlich zu reduzieren. Hierzu gehört auch ein Verbot von Glyphosat im Haus- und Kleingartenbereich, da das Risiko von Fehlanwendungen dort besonders groß ist.“

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel – über 700.000 Tonnen werden pro Jahr versprüht. In Deutschland werden 6.000 Tonnen ausgebracht, wobei rund 39 Prozent aller Ackerflächen behandelt werden. Auch im Hobbygarten und auf öffentlichen Wegen wird das Gift gerne gespritzt, um sich das Hacken des Unkrauts zu ersparen. Neben den direkten toxischen Effekten gefährdet die Wirkung als Breitbandherbizid auch zahlreiche andere Organismen, denn durch die Vernichtung der Wildkrautflora gehen Nahrungsquellen und Lebensräume verloren.

An einer im Sommer gestarteten NABU-Protestaktion gegen den Verkauf von Glyphosat in Baumärkten und Gartencentern beteiligten sich innerhalb von zwei Wochen fast 3.000 Personen. Inzwischen haben zahlreiche Märkte einen vollständigen oder weitreichenden Verzicht auf das Totalherbizid zugesagt.
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Wo wird mein Obst zum Saft?
NABU stellt 250 Mostereien vor

Bundesweite Liste für Verwerter von Saft aus Streuobst wächst stetig

Wo aus eigenem Obst Saft hergestellt werden kann, zeigt der NABU in einer deutschlandweiten Liste. Insgesamt 250 mobile und stationäre Mostereien sind inzwischen auf www.streuobst.de registriert. Den 250. Eintrag beantragte die Lohnmosterei Bach aus Großenhain in Sachsen. „Bei allen registrierten Mostereien können die Menschen ihr eigenes Obst zu Saft oder Most pressen lassen – das ist unsere Vorgabe für die Aufnahme“, sagte Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst.

Die Mosterei Bach stehe stellvertretend dafür, dass kleine Unternehmen gerade auch in den neuen Ländern wirtschaftliche Chancen haben. „Allein für Sachsen haben wir schon die siebzehnte Mosterei registriert. Insgesamt sind in den neuen Bundesländern 74 Mostereien gelistet, also ein knappes Drittel aller deutschen Unternehmen. Bei den mobilen Mostereien sind es sogar 36 Prozent – das ist eine phänomenal hohe Quote. Und jede Mosterei trägt mit ihrer Arbeit auch zur Nutzung und Sicherung der bundesweit rund 300.000 Hektar Streuobstbestände bei“, so Rösler.

Auf www.Streuobst.de sind die 250 Mostereien nach Bundesland und Postleitzahl sortiert. Darunter finden sich insgesamt 80 mobile und 170 stationäre Einrichtungen. „Wir gehen aber davon aus, dass es bundesweit sogar noch mehr Mosterein gibt: über 100 mobile und weit über 300 stationäre Mostereien könnten es sein. Die Tendenz ist steigend, besonders bei den mobilen Mostereien“, so Rösler.

Der NABU ruft alle Mosterei-Betriebe, die das Pressen von eigenem Saft in Deutschland anbieten, dazu auf, sich in der Liste registrieren zu lassen. Auch konkrete Angaben zu speziellen Dienstleistungen wie das Abfüllen in Bag-in-Box und Preisen sind möglich. Die Liste solle so den Verbrauchern Orientierung geben und auch die Mostereien untereinander vernetzen, so Rösler.

Die höchste Anzahl der Mostereien zählt mit insgesamt 52 das „Streuobstland Nummer 1“ Baden-Württemberg. Dort hatte sich kürzlich die 50. Mosterei auf www.Streuobst.de eintragen lassen. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen folgen mit je 29 Mostereien auf dem zweiten Platz.

80 der 250 Mostereien sind „mobile Mostereien“, die auf Fahrzeugen transportiert werden und so zum Endkunden kommen. „Das ist eine sehr dynamische Entwicklung: Vor 20 Jahren gab es noch keine mobilen Mostereien in Deutschland. Inzwischen haben wir Regionen, in denen die mobilen Mostereien eine wichtige Grundlage für die Erhaltung und Bewirtschaftung der Streuobstwiesen sind“, so Rösler. Die mobilen Mostereien in Deutschland pressen nach Schätzungen des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst inzwischen jährlich weit über fünf Millionen Liter Apfel- und Birnensaft.
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NABU: Zahl der deutschen Vogelarten auf der Globalen Roten Liste verdoppelt sich
Effektive Schutzmaßnahmen sind dringend notwendig

Elf regelmäßig in Deutschland vorkommende Vogelarten stehen neu auf der weltweiten Roten Liste. Damit erhöht sich ihre Zahl auf insgesamt 22 Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Zu diesem Ergebnis kommt die NABU-Dachorganisation BirdLife International, die heute die jährliche Aktualisierung der Roten Liste nach den Kriterien der Weltnaturschutzorganisation IUCN vorgestellt hat.

Etwa ein Achtel der gut 10.000 weltweit vorkommenden Vogelarten ist in der Liste enthalten und gilt damit als vom Aussterben bedroht. Neu auf der Liste ist die in Deutschland weit verbreitete und ehemals häufige Turteltaube. Ihr Bestand ist hierzulande in den letzten zwölf Jahren um über 40 Prozent zurückgegangen. Ähnlich erging es ihr in vielen anderen Ländern Europas und Westasiens. Obwohl bisher weltweit nicht als gefährdet eingestuft, überspringt sie die Vorwarnstufe und landet direkt in der Kategorie „gefährdet“. Hauptgründe für ihren Rückgang sind die Intensivierung der Landwirtschaft mit dem Verlust von wildkrautreichen Brachflächen, aber auch der legale und illegale Abschuss während ihres Zuges in den Süden.

„Die Aufnahme der Turteltaube in die Liste der global gefährdeten Vogelarten ist ein Schock für alle Vogelschützer“, sagte Lars Lachmann, Vogelschutzexperte des NABU. „Umso unverständlicher erscheint die Tatsache, dass Turteltauben in vielen Ländern Europas auf dem Herbstzug noch immer in großen Zahlen abgeschossen werden dürfen. Auf Malta gibt es sogar eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von jährlich 10.000 Turteltauben während des Frühjahrszugs in die Brutgebiete. Das entspricht fast einem Viertel des deutschen Brutbestandes.“

Auch die Tafelente, die in Deutschland mit knapp 5.000 Paaren brütet, aber in wesentlich größeren Zahlen überwintert, hat international so stark abgenommen, dass sie nun weltweit als „gefährdet“ gilt. Über zehn Prozent des europäischen Bestandes dieser Art verbringt den Winter in Deutschland. Weitere neun deutsche Vogelarten wurden neu in die sogenannte Vorwarnliste aufgenommen. Auch sie nehmen stark ab. Dazu gehören die Feuchtwiesenarten Kiebitz und Wiesenpieper, der auf Helgoland brütende Hochseevogel Tordalk und die Küstenvögel Eiderente, Austernfischer, Knutt, Pfuhlschnepfe und Sichelstrandläufer. Die drei letztgenannten gehören zu den im deutschen Wattenmeer rastenden Zugvögeln. Ihre Bestände sind vor allem durch die Vernichtung von Wattflächen in Ostasien bedroht, aber auch die deutschen Rastbestände gehen zurück.

Nur für eine deutsche Vogelart gibt es gute Nachrichten: Die Samtente, eine Art von der etwa ein Viertel der Weltpopulation in der deutschen Ostsee überwintert, nahm zuletzt weniger stark ab, sodass sie von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“ zurückgestuft werden konnte. Sie ist jedoch weiterhin weltweit bedroht, genauso wie Großtrappe, Seggenrohrsänger, Zwerggans und Eisente, die in den höchsten Gefährdungskategorien verbleiben.

Insgesamt mussten in diesem Jahr weltweit 40 Vogelarten in eine höhere Gefährdungsstufe eingeordnet werden, während nur 23 Arten herabgestuft werden konnten. „Während früher vor allem Vogelarten kleiner Inseln mit sehr kleinen Verbreitungsgebieten in der weltweiten Roten Liste geführt wurden, kommen nun viele weit verbreitete und vergleichsweise häufige Arten wie die Turteltaube und der Kiebitz hinzu, weil ihre Bestände auf ganzen Kontinenten kollabieren“, so Lachmann. „Die Entwicklung effektiver Schutzmaßnahmen ist damit eine noch viel größere Herausforderung geworden. Sie bedarf neben der Arbeit von Naturschützern auch grundsätzlicher Entscheidungen der Politik, zum Beispiel für eine echte ökologische Wende in der Agrarpolitik.“
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Wir brauchen eine schützende Arche mehr denn je
Halbzeitbericht zur EU-Biodiversitätsstrategie zeigt keine Annäherung an Ziele

Der kürzlich veröffentliche Halbzeitbericht zur EU-Biodiversitätsstrategie zieht eine erschreckende Bilanz: Seit dem Beschluss der Strategie im Jahre 2011 konnte diese dem fortlaufenden Artenverlust noch keinerlei Einhalt gebieten. Ganz im Gegenteil: "Die Populationen einiger gängiger Vogelarten scheinen sich zwar wieder zu stabilisieren, aber andere Arten, die in Verbindung mit landwirtschaftlichen, oder Frisch- und Salzwasser-Ökosystemen stehen, sind weiterhin im Verfall; 70% der europäischen Arten sind gefährdet durch Habitatverlust." (Seite 3, Halbzeitbericht).

Der Bericht der EU bestätigt die intensive, industrialisierte Landwirtschaft als eine der größten Ursachen für die Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt. Ökologisch nachhaltig bewirtschaftete Flächen und Produktionsweisen werden zunehmend durch Massentierhaltung, Intensivanbau, und Monokulturen ersetzt. Der daraus resultierende Verlust von fruchtbarem Boden, Streuobstwiesen und Weiden hat extreme ökologische Auswirkungen auf unseren Planeten und die Welternährung.

Deswegen setzt sich Slow Food für den Erhalt der biologischen Vielfalt ein, denn eine Vielfalt an regional angepassten Tierarten, Kulturpflanzen und traditionellen Lebensmitteln bedeutet vielfältige Kulturlandschaften, Ökosysteme, und nicht zuletzt Vielfalt auf unseren Tellern. Die Arche des Geschmacks ist ein Slow-Food-Projekt das weltweit einheimische Tierrassen, regional wertvolle Lebensmittel und Kulturpflanzen, die vor dem Verschwinden bedroht sind, schützt.

"Der Halbzeitbericht zur EU-Biodiversitätsstrategie zeigt, dass der Bewusstseinsbildung verstärkte Maßnahmen zur Erhaltung und zum Schutz der Arten und Ökosysteme folgen müssen," so Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V. "Echten Genuss kann es nur mit Bewusstsein und Verantwortung geben - für die Menschen und die Umwelt, die diesen Genuss möglich machen. Wir brauchen die schützende Arche mehr denn je."

Biologische Vielfalt garantiert das Gleichgewicht in der Natur und sorgt für eine vielfältige menschliche Ernährung. Sie steht ebenso in engem Zusammenhang mit kultureller Identität: aus der lokalen Artenvielfalt, dem lokalen Klima und der örtlichen Geografie entwickeln sich spezifische landwirtschaftliche Praktiken, Küchen und Traditionen.

Zur internationalen Arche des Geschmacks zählen aktuell über 2.500 traditionelle Lebensmittel; die deutsche Arche hat bisher 55 Passagiere aufgenommen. Ziel ist es, diese tierischen und pflanzlichen Passagiere bekannter zu machen, um die Nachfrage zu erhöhen, nach dem Motto "Essen, was man retten will!". Slow Food veröffentlicht Informationen zu diesen bedrohten Lebensmitteln und hilft den Erzeugern, die sich durch ihre tägliche Arbeit für den Erhalt der biologischen Vielfalt und ökologisch nachhaltige landwirtschaftliche Systeme einsetzen, sich mit anderen Erzeugern zu vernetzen, und durch Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen in direkten Kontakt mit Kunden zu kommen.

Die große Mehrheit der Arche-Passagiere sind vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen und Nutzpflanzenarten, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen bedeutungslos geworden sind. Ihre Qualitäten werden nicht geschätzt - wie ihr dicker Speckmantel und ihr mit regionalem Futter verbundenes langsames Wachstum (Buntes Bentheimer Schwein), ihre ursprüngliche züchterische Ausrichtung auf Milch und Fleisch (Murnau-Werdenfelser Rind, Hinterwälder Rind) oder ihre Formenvielfalt: kleine Varietäten fallen durch den Kartoffelvollernter (Bamberger Hörnla).

Die andere, kleinere Gruppe bilden handwerklich hergestellte Lebensmittel. Ostheimer Leberkäs wird von nur einer Metzgerei in Ostheim (Bayrische Rhön) traditionell hergestellt. Weißlacker ist der einzige nur im Allgäu vorkommende Käse. Würchwitzer Milbenkäse (Sachsen-Anhalt) hat eine lange Tradition, die fast schon vergessen war, ebenso der Nieheimer Käse. Das Filder-Spitzkraut ist wegen seiner Form mechanisch schwierig verwertbar und doch geschmacklich dem runden Weißkohl überlegen. Die Nordhessische Ahle Wurscht schließlich zählt zu der Gruppe von traditionellen Produkten, die durch zunehmende Industrialisierung der Fleischverarbeitung an sensorischer Qualität oftmals verloren hat. Ein durch Slow Food initiierter Förderverein arbeitet gegen diesen Trend.

Die Vielfalt, die sich in Geschmack, Aroma, Farbe und Form von Lebensmitteln sowie in Rezepten und Bräuchen manifestiert, ist Teil unseres kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Reichtums. Durch Projekte wie die Arche des Geschmacks will Slow Food unser wertvolles kulinarisches Erbe bewahren.
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NABU wird offizieller Partner des UN-Abkommens zum Schutz der Saiga-Antilope
Tennhardt: „Um Schutzmaßnahmen für die seltene Saiga-Antilope zu beschließen, trafen sich Ende Oktober Vertreter der Saiga-Verbreitungsländer in Taschkent, Usbekistan. Der NABU unterstützte die Veranstaltung, die von der UN-Konvention zum Schutz der Wandernden Wildlebenden Tierarten (CMS) organisiert und von der Usbekischen Regierung ausgerichtet worden war. Die Teilnehmer einigten sich auf eine Reihe von Maßnahmen für die nächsten fünf Jahre, die die Bestände der stark bedrohen Saiga-Antilope wiederherstellen und langfristig sichern sollen.

NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt sagte: „Die Situation der Saiga-Antilope ist nach dem Massensterben im Mai dieses Jahres und aufgrund der anhaltenden Wilderei dramatischer denn je. Um die verbliebenen Bestände zu retten und das Aussterben der besonderen Art zu verhindern, müssen jetzt alle Verantwortlichen entschlossen an einem Strang ziehen. Mit seiner Unterzeichnung des Saiga-Abkommens bekräftigt der NABU sein langjähriges Engagement für den Schutz der Saiga und unterstützt die Umsetzung der dringenden Schutzmaßnahmen, die auf dem Treffen verabschiedet wurden.”

Derzeit leben noch fünf separate Populationen von Saiga-Antilopen in den Steppen und Wüsten der zentralasiatischen Länder Kasachstan, Mongolei, Russland, Turkmenistan und Usbekistan. Mehr als 150.000 adulte Saiga-Antilopen fielen dem Massensterben in Zentralkasachstan zum Opfer, das die globale Population der ohnehin stark bedrohten Art um mehr als die Hälfte reduzierte. Neue Daten belegen zudem, dass die grenzüberschreitende Ustjurd-Population zwischen Kasachstan und Usbekistan, die einst mehrere Hunderttausend Tiere umfasste, aufgrund exzessiver Wilderei und des Ausbaus von Infrastrukturprojekten auf nur noch 1.270 Tiere geschrumpft ist und heute am Rande der Ausrottung steht.

Diese Ergebnisse stellen einen großen Rückschlag für die Schutzbemühungen um die Saiga-Antilope dar, deren Bestände gerade im Begriff waren, sich von einem historischen Tiefstand zu erholen: Zu Beginn des Jahrhunderts war die Zahl der Saigas aufgrund massiver Wilderei um 95 Prozent auf nur noch 50.000 Tiere zurückgegangen. Ob sich die Population jemals wieder erholt, ist unsicher, denn neben der anhaltenden Wilderei gefährden Lebensraumzerschneidung und illegaler Handel die kleinen Antilopen.

Maßnahmen, die auf dem Treffen in Taschkent beschlossen wurden, und von allen Verbreitungsstaaten sowie den Konsumländern von Saiga-Hörnern umgesetzt werden sollen, sind der Umbau von Grenzzäunen, um sie für die Tiere durchlässiger zu machen, Anti-Wilderei-Einsätze sowie ein verbessertes Gesundheitsmanagement für die Tiere..

Das Thema Gesundheitsmanagement stand vor allem angesichts des Massensterbens in der Betpak-dala-Population weit oben auf der Agenda. Wissenschaftler bestätigten, dass Haemorraghic Septicaemia Ursache dieser Katastrophe zu sein scheint, eine manchmal fatale Krankheit, die in domestizierten Büffeln und Rindern sowie in wildlebenden Wiederkäuern vorkommt. Zwei opportunistische Bakterien, Pasteurella multocida Serotyp B und Clostridium perfringens, haben zu dem rapiden Massensterben und damit zu dem Verlust der gesamten Saiga-Population in den jeweiligen Kalbungsgebieten beigetragen. Es wird jedoch angenommen, dass die Infektion sich nicht von Tier zu Tier übertragen hat, da sie unabhängig voneinander in 13 verschiedenen Kalbungsgebieten auf einem Gebiet von über 250.000 Kilometer auftrat. Dieses nahezu gleichzeitig stattfindende Sterben soll aufgrund weiterer Umweltfaktoren ausgelöst worden sein, die sich zeitgleich in der ganzen Region ausgewirkt haben sollen. Die genauen Faktoren und Ursachen bleiben jedoch weiterhin unklar. Wahrscheinlich ist, dass plötzliche Wetterveränderungen eine Rolle gespielt haben, die wiederum mit dem Klimawandel zusammenhängen. Weitere Untersuchungen zu den genauen Ursachen des Massensterbens dauern an.

Im Anschluss an das Treffen in Taschkent ist ein NABU-Expertenteam in die Ustjurd-Region aufgebrochen, um mögliche Sofortmaßnahmen zu identifizieren und das Potenzial für gemeindebasierte Schutzaktivitäten gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung zu eruieren.Nach Sterben von 150.000 Saigas braucht die Art internationale Unterstützung dringender denn je”
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