.... fand auf dem zentralen Versuchsfeld in Endingen-Wilhemshöfe statt
Im November 2006 wurde bekannt, dass auch in unserem Landkreis, in Endingen heimliche Sortenversuche mit gentechnisch verändertem Mais stattgefunden haben.
Eine Anfrage an Herrn Landrat Hurth brachte die folgende Antwort: Der heimliche Genmaisanbau fand auf dem zentralen Versuchsfeld in Endingen-Wilhemshöfe in den Jahren 2000 und 2002 auf jeweils 25 m² statt, d. h. bei vier Versuchen auf einer Gesamtfläche von 100 m². Es gab zumindest Maßnahmen zur Verhinderung des Pollenfluges (Eintüten).
Erstaunlich und befremdlich ist in diesem Zusammenhang ein Schreiben des Ministeriums für Ländlichen Raum an den BUND Nördlicher Kaiserstuhl. Im Auftrag von Frau Ministerin Staiblin schrieb am 13.2.2001 ein Herr Brückner: ?Ihre Sorge um mögliche Genmaisversuche auf dem Versuchsfeld Endingen können wir ausräumen, indem wir Ihnen mitteilen, dass auf dem zentralen Versuchsfeld Endingen auch im Jahr 2001 kein Versuch stattfindet, in dem gentechnisch veränderter Mais mitgeprüft wird.? (Zitatende)
Wusste das Ministerium am 13.2.2001 nichts vom Versuch im Jahr 2000 oder wollte es nichts wissen? Im Moment werden in Sachen Genmaisversuche die damaligen Verantwortlichkeiten zwischen Berlin und Stuttgart hin und her geschoben. Die gesetzliche Zuständigkeit für den Wertprüfungsanbau lag laut Schreiben des Ministeriums beim Bundessortenamt. Da das Bundessortenamt dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) nachgeordnet ist, lag es nach Meinung des Baden Württembergischen Ministeriums alleine in der Verantwortung des BMELV die Standorte veröffentlichen zu lassen. Gleichzeitig wird aber auch darauf hingewiesen, dass die EU-Freisetzungslinie vom 12. März 2001 erst im Februar 2005 durch die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast, mit einer jahrelangen Verzögerung in nationales Recht umgesetzt wurde. Gezielt verschwiegen wird dabei, dass diese Verzögerung hauptsächlich durch die unionsregierten Bundesländer verursacht wurde.
Heimlicher Genmaisanbau gegen den Willen der Bevölkerung erinnert an das Vorgehen der Saatgutmultis in undemokratischen Ländern der Dritten Welt. In Endingen war dieser Genversuch auf Grund des Briefes aus dem Ministerium ein besonderer Skandal.
Die Saatgutvermehrung, in erster Linie die Mais-Saatgutvermehrung, ist für viele Landwirte in der Rheinebene ein existenziell wichtiges Standbein. Nur reines Saatgut ohne Fremdbeimischungen bekommt auch eine Anerkennung und kann als Saatgut verkauft werden. Hoffentlich waren in Endingen die Maßnahmen zur Verhinderung des Pollenfluges effektiv. Landwirtschaftliche Betriebe mit Biosiegel sind verpflichtet, nur gentechnikfreie Ware anzubieten. Eine Kontamination ihrer Maiskulturen mit gentechnisch verändertem Erbgut hätte erhebliche wirtschaftliche Verluste zur Folge. Auch der Großabnehmer Jungbunzlauer in Marckolsheim kauft den teuren Mais vom Oberrhein nur deshalb, weil er gentechnikfrei ist.
Die Genlobby hat ein großes wirtschaftliches Interesse an einer Verunreinigung von Saatgut in den noch gentechnikfreien Regionen.
Durch ?Zufall? verunreinigtes Saatgut und Genversuche sollen nach unserer Ansicht langfristig zu einer gezielten, flächendeckenden Verunreinigung von konventionellem Mais führen. Dann haben die VerbraucherInnen in Zukunft keine Wahlmöglichkeit mehr.
In der Bevölkerung besteht eine große Ablehnung gegenüber gentechnisch veränderten Kulturen. Um die 80% der Bevölkerung lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab.
Das Risiko der Gen-Mais-Versuche tragen die Konsumenten und im Zweifelsfall haben wieder die Landwirte den Ärger.
Gentechnik in der Landwirtschaft führt zu einer industrialisierten Landwirtschaft und vernichtet Arbeitsplätze. Er ist erstaunlich dass gerade konservative Regierungen immer wieder so vorbehaltlos Industrieinteressen vertreten.
für die Fraktion
Axel Mayer, Kreisrat Endingen
|