Analyse: Reststrommengen der Kernkraftwerke müssen um mindestens 35 Prozent gekürzt werden / Laufzeit pro Meiler auf 30 Jahre verringern
Berlin - Der WWF fordert die Bundesregierung auf, die neun verbliebenen Kernkraftwerke stufenweise vom Netz zu nehmen, um Probleme zu vermeiden. Bislang ist geplant, die Meiler innerhalb von nur 12 Monaten in den Jahren 2021/22 abzuschalten. Eine Analyse im Auftrag des WWF zeigt, dass ein solches geballtes Abschalten von insgesamt 10.800 Megawatt Kraftwerkskapazitäten erhebliche energiewirtschaftliche und netztechnische Probleme mit sich bringen könnte, insbesondere im süddeutschen Raum. Dies lässt sich laut WWF verhindern, indem die Reststrommengen um mindestens 35Prozent gekürzt werden. Die Gesamtlaufzeit jedes Kernkraftwerkes solle zudem um zwei auf 30 Jahre verringert werden.
Der WWF-Analyse zufolge ergibt sich derzeit für den Zeitraum ab 2011 eine Kernkraftwerksbetriebszeit, die um knapp 60 Prozent über der von Rot-Grün ursprünglich vorgesehenen Reststrommenge zum heutigen Zeitpunkt liegt. „Aus einem geplanten verlässlichen Auslaufpfad wird so eine zehnjährige Fahrt zu einer hohen Auslauf-Klippe. Wir bewegen uns sehenden Auges auf ein großes Problem zu. Ein reibungsloser Ausstieg wird so schwer“, warnt Regine Günther, Leiterin Energie und Klimaschutz beim WWF Deutschland. „Für einen verlässlichen Übergang ins Zeitalter der erneuerbaren Energien muss der derzeitige abrupte Abschaltplan verändert werden.“
In einem Zeitraum von etwa 12 Monaten fast alle länger betriebenen Anlagen vom Netz zu nehmen, sei auch politisch riskant: „Eine solche Situation ist eine Steilvorlage für die Betreiber der Kernkraftwerke, die Stilllegung weiter hinauszuzögern“, so WWF-Expertin Günther.
Der WWF plädiert für einen schrittweisen Ausstieg. Regine Günther: „Wir müssen weitere Spiele der Stromunternehmen schon jetzt unterbinden. Nur so kann Deutschland zum Vorbild für einen gelungenen Ausstieg aus der Kernenergie und den Einstieg in Erneuerbare Energien werden.“ |