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Die Verlierer des Biogas-Pokers
WWF: Fehlanreize im EEG fördern Maiswüsten und treiben Pachtpreise in die Höhe

Berlin - Deutschland wird immer mehr zur Mais-Wüste. Zwischen 2005 und 2010 ist die Maisanbaufläche von 70.000 Hektar auf 600.000 Hektar hochgeschnellt, mit fatalen Folgen für Umwelt und Landwirtschaft, so eine WWF-Studie. Grund dafür sind falsche Förderanreize für Strom aus Biomasse im Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG). Das EEG belohnt Strom aus Biogas mit umgerechnet jährlich rund 3000 Euro pro Hektar. Das ist fast das Zehnfache dessen, was Bauern sonst pro Hektar durchschnittlich an EU-Förderungen erhalten.

Die Folge: Investoren pachten oder kaufen im großen Stil Ackerflächen. Angebaut wird darauf hauptsächlich Energie-Mais. Ein für die Investoren lukratives Geschäft, das die Pachtpreise in die Höhe treibt und ganze Landstriche in Mais-Monokulturen verwandelt.

„Das Erneuerbare Energien-Gesetz muss in dieser Hinsicht schnell und umfassend geändert werden“, fordert WWF-Agrarreferentin Tanja Dräger de Teran. „Es ist unsinnig, das halbe Land in Maisfelder zu verwandeln. So, wie er heute angebaut wird, vernichtet Mais die Artenvielfalt, belastet die Gewässer und trägt wertvollen Mutterboden ab.“ Die dramatische Ausweitung des Maisanbaus gefährde die nationalen Ziele zum Schutz der Biodiversität.

Besonders irritierend: Für die Erzeugung von Bioethanol muss Mais Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, für Biogas hingegen nicht. „Das ist vollkommen unlogisch und muss sich umgehend ändern“, so die WWF-Expertin. Nach WWF-Angaben ist die Zahl der Biogasanlagen in Deutschland von etwa 2000 im Jahr 2005 auf heute 6000 gestiegen.

Der Biogas-Boom lässt die Pachtpreise in vielen Regionen Deutschlands anziehen. In Ostdeutschland haben sich die Pachtpreise für Agrarflächen laut WWF in den vergangenen drei Jahren beinahe verdreifacht. Landwirte haben beim Auslaufen ihrer Pachtverträge häufig das Nachsehen, weil die Anlagenbetreiber höhere Preise pro Hektar bieten. Rund 60 Prozent der deutschen Landwirte pachten Land.

„Die derzeitige Situation zeigt, dass Bioenergie nicht per se umweltfreundlich oder nachhaltig ist. Es kommt sehr darauf an, woher die Rohstoffe stammen und wie sie angebaut werden“, sagt WWF-Expertin Dräger. Die Bundesregierung müsse nun schnell das EEG verbessern. Die geltenden Nachhaltigkeitskriterien für Biokraftstoffe müssten auch für Energiepflanzen gelten, die zum Betrieb von Biogasanlagen angebaut werden.

Die WWF-Forderungen zu Biogas in Kürze:

1. Die derzeit geltenden Nachhaltigkeitskriterien für Biokraftstoffe und flüssige Brennstoffe müssen auf den gesamten Anbau von Biomasse zur Erzeugung von Bioenergie ausgeweitet werden.
2. Die Vergütungsstruktur des EEG ist auf den Einsatz von Reststoffen aus der Landwirtschaft auszurichten (zum Beispiel Wirtschaftsdünger, biogene Reststoffe)
3. Die Vergütungssätze sollen kommunale Anlagen verstärkt fördern.
4. Eine ausgeglichene Stickstoffbilanz muss Voraussetzung für den Erhalt von Fördergeldern sein.
5. Biomasse sollte statt für Strom- und Wärmeerzeugung prioritär für Emissionsminderungen im Verkehrssektor eingesetzt werden (Biokraftstoffe), wo es z.B. im Güterverkehr keine vergleichbaren Alternativen gibt.
 
Eintrag vom: 23.02.2011  




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