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Vogelgrippe, Kranichsterben und Massentierhaltung
(c) mitwelt.org
 
Vogelgrippe, Kranichsterben und Massentierhaltung
Tausende tote Kraniche in Deutschland
„Ersten Schätzungen zufolge sind bislang rund 2.000 Kraniche während ihres alljährlichen Vogelzugs nach Süden in deutschen Rastgebieten an der Geflügelpest verendet. Allein in Nordbrandenburg wurden nach Behördenangaben fast 1.000 tote Tiere geborgen – die Suche dauert an. An einem Stausee an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt wurden mehr als 500 tote Kraniche gefunden, über 100 in der Mecklenburgischen Seenplatte. Da der Höhepunkt der Kranichrast erst noch erwartet wird, rechnen Fachleute mit deutlich höheren Zahlen.“ berichten Medien.
Es ist beeindruckend, wie in vielen Medien daran »vorbeiberichtet« wird, dass die Kraniche nicht nur Krankheitsüberträger, sondern auch Opfer der "menschengemachten" Vogelgrippe sind.
Die Ursachen der Vogelgrippe

Immer, wenn viele Tiere auf engem Raum zusammenkommen, besteht eine erhöhte Seuchengefahr. Unter vielen Experten und Expertinnen wird die Massentierhaltung für eine sehr wahrscheinliche Ursache der Vogelgrippe gehalten. Die massenhaft auf engem Raum zusammengepferchten Tiere sind genetisch gleichförmig und immungeschwächt und somit anfälliger für Seuchen. Diese Intensivfarmen schaffen die idealen Bedingungen für die Ausbreitung der Krankheit, da sie den Viren eine konstante Versorgung mit Wirten bieten, was eine schnelle Ausbreitung von Infektionen und die Entstehung äußerst schädlicher neuer Stämme ermöglicht.

Die marktradikale Umwandlung der Landwirtschaft in eine globalisierte Agrarfabrik, das Verschwinden der kleinen, mittleren und bäuerlichen Betriebe und die damit verbundene Insektenausrottung und der Verlust an Lebensräumen sind wichtige Gründe für das Vogelsterben. Auf unserer Mitweltseite zum Vogelsterben in Deutschland tragen wir diese Informationen sehr umfangreich zusammen.

Massentierhaltung bei Geflügel (eine Milliarde sind tausend Millionen)
Der größte Geflügelproduzent der Welt ist JBS S.A. aus Brasilien, mit einer jährlichen Produktion von etwa 4,4 Milliarden Geflügeln. Auf dem zweiten Platz folgt Tyson Foods aus den USA mit rund 2 Milliarden geschlachteten Geflügeln pro Jahr. Die BRF (Brasil Foods), ebenfalls aus Brasilien, belegt den dritten Platz mit etwa 1,7 Milliarden produzierten Tieren. Diese perverse Form der Massentierhaltung in vielen großen Fleischfabriken bietet ideale Voraussetzungen für die Ausbreitung von Krankheiten.
Quelle: https://www.dgs-magazin.de/aktuelles/news/article-7728600-4627/das-sind-die-fuenf-groessten-gefluegelfleischproduzenten-weltweit-.html
Ein besonders tödlicher, hochpathogener Stamm des Vogelgrippevirus H5N1 hat seit 2021 bereits zum Tod von Millionen Wildvögeln und Nutztieren geführt. Sogar bis in entlegene Regionen wie der Antarktis ist dieser Virenstamm zuletzt vorgedrungen, wahrscheinlich über Zugvögel eingeschleppt. Funde in Raubvögeln wie Adler, Eulen und Geier legen nahe, dass sich dieses Virus nicht nur innerhalb einzelner Populationen und Arten, sondern über das Jagdverhalten auch zwischen verschiedenen Vogelspezies ausbreitet.
Jetzt sorgen immer mehr Funde in Milchkühen und Delfinen in den USA für Aufsehen unter Experten. Dadurch erscheint auch das Überspringen auf den Menschen immer wahrscheinlicher.
Wir erinnern uns, wie Lobbyisten der Agro-Chemie-Konzerne

viel zu lange das Bienensterben ausschließlich auf die Varroamilbe geschoben haben, um von den Verheerungen durch Neonicotinoide abzulenken. Wir erinnern uns an die Verharmlosungs-Kampagnen für DDT, Asbest, PFAS, und an die „Ungefährlichkeit des Rauchens“. Wir erinnern uns an schwere Atomunfälle, die nur einmal in einer Milliarde Jahre stattfinden sollten. Am verheerendsten aber waren und sind die Kampagnen der Öl- und Energiekonzerne, mit denen die Auswirkungen von CO₂ auf das Klima heruntergespielt wurden und werden.

Aus diesen Gründen sollten wir die herunter gespielten Gefahren der Massentierhaltung wie zunehmende Antibiotikaresistenzen und die Vogelgrippe kritischer beobachten. Hier braucht es mehr unabhängige, wissenschaftliche Studien und kritische Medien. Der zerstörerische Traum vom unbegrenzten Wachstum führt zur Verwandlung der Welt in eine große Fabrik und eben auch in eine Agrarfabrik mit zunehmenden Gefährdungen, immer mehr Massentierhaltung und immer weniger landwirtschaftlichen Betrieben.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein. Der Autor ist seit fünfzig Jahren in der Umweltbewegung aktiv und war 30 Jahre lang BUND-Geschäftsführer.

Mehr Infos:

Der Bericht – „Vogelgrippe: Nur große Agrarreformen können sie beenden“ zeigt, dass Wildvögel entgegen der landläufigen Meinung in der Regel eher Opfer der Krankheit als deren Ursache sind und dass die Krankheit aufgrund der zunehmenden Massentierhaltung außer Kontrolle gerät.
Ein Artikel im Guardian verweist auf Forschungen von Epidemiologen, die den Anstieg der Vogelgrippe mit der Intensivierung der Geflügelhaltung in Verbindung bringen.
Der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestag sagt in einem Artikel zum Thema Zoonosen: „Die im Anhang aufgelisteten Studien zeigen, dass bestimmte Tierhaltungsformen grundsätzlich eine virale Zoonose begünstigen können.“
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Eintrag vom: 30.10.2025  




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