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Schwarz maskierter Regenwurmjäger: Dachs ist Wildtier des Jahres 2010
Forstamt Freiburg berät

Er ist in Deutschland weit verbreitet und seine Bauten fehlen in keinem Wald: Der Dachs (Meles meles). Da viele Naturfreunde dieses nachtaktive Tier wohl nur selten zu sehen bekommen und man es bestenfalls als Meister Grimmbart aus Märchen, ausgestopft aus dem Museum oder von weichen Rasierpinseln her kennt, dessen Haar allerdings meist aus asiatischen Dachszuchten stammt, hat die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild den Dachs zum Wildtier des Jahres 2010 ausgerufen.

Der grau gefärbte Dachs mit seinen typischen weißen Gesichtsstreifen ist nicht viel größer als ein Fuchs, bringt jedoch das doppelte bis dreifache des Gewichts eines Fuchses auf die Waage. Er lebt vorzugsweise in Laub- beziehungsweise Laubmischwäldern aber auch in Parks und offenen Hecken- und Feldfluren, wo er unterirdische Mehrfamilienhäuser, die Dachsbaue, anlegt. Die Baue werden von Generation zu Generation erweitert. Alte Baue umfassen oft mehrere 100 Meter Gänge und zahlreiche Wohnkessel, in denen als Untermieter auch Füchse unterkommen können. Fast wäre dem Dachs diese Nähe zum Fuchs im Rahmen der Vergasung von Fuchsbauen zur Tollwutbekämpfung in den 70er Jahren zum Verhängnis geworden. Heute jedoch haben sich die Bestände gut erholt.

Der Dachs ist Allesfresser: Beeren, Wurzeln, Regenwürmer, Heuschrecken - kaum etwas, was ihm während seiner nächtlichen Streifzüge vor die empfindliche Nase kommt, wird verschmäht. Für den Winter fressen sich die Dachse einen ordentlichen Speck an, so dass sie sogar drei Monate ganz ohne Nahrung auskommen können. Sie halten in ihrem frostfreien Bau Winterruhe, die je nach Witterungsverlauf mal kürzer oder länger ausfällt.

Der Dachs ist zoologisch gesehen eigentlich ein Marder. Die bis zu fünf Jungtiere kommen im Februar oder März zur Welt. Sie sind zunächst rein weiß behaart, werden bis zu vier Monate lang gesäugt und verlassen unter Obhut der Elterntiere erstmals im Frühsommer den Bau.

Gartenbesitzern in Randlagen zu Feldern, Heckenlandschaften oder Wäldern fällt der Dachs zumeist negativ auf: Er gräbt hier und da, legt sogenannte Latrinen an, in die er Urin und Kot absetzt oder versucht gar Baue anzulegen, was mitunter zu Schäden an Rasen und Bausubstanz führen kann. Auch das Staatliche Weinbauinstitut hat bereits Bekanntschaft mit dem Dachs gemacht: Immer wieder registriert man dort Biss-Schäden an neuen Rebsorten und versucht die Pflanzen durch Lattenroste zu schützen. In Deutschland wird der Dachs daher vor allem bejagt, um Schäden in landwirtschaftlichen Kulturen zu vermeiden.

„Der Dachs verhält sich ähnlich wie Wildschweine und andere kulturfolgende Wildtiere: es zieht ihn in die Stadt“, erläutert Freiburgs Forstamtsleiter Hans Burgbacher. Über die Frage, wie man Dachsen den Spaß an der Zivilisation verderben kann, grübeln derzeit bereits Diplomanden an der Fakultät für Biologie der Universität Freiburg. Auch mit der Kartierung von Dachsbauten haben Wissenschaftler an der Fakultät für Forstund Umweltwissenschaften bereits begonnen, um einen Überblick über die Population zu bekommen. „Grundsätzlich empfehlen wir Gärtnern, die Löcher von Dachsbauen nach der Aufzucht der Jungen im April nach und nach zu verschließen“, so Burgbacher.

Informationen geben das Forstamt und das Kreisjagdamt telefonisch unter der Nummer 0761/201-6201 und im Internet
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Eintrag vom: 13.08.2010  




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