oekoplus - Freiburg
Mittwoch, 2. April 2025
  --- Besuchen Sie unser neues Informationsportal wodsch.de
Uhr


 
Feldforschung auf dem Mundenhof
Javaneraffen experimentieren mit Steinwerkzeug

Forschungsprojekt soll Erkenntnisse zum Verhalten unserer Vorfahren liefern

Im März wurde das Javaneraffen-Gehege auf dem Mundenhof zum Forschungslabor: Der Paläoanthropologe William Snyder von der Universität Tübingen untersuchte dort eine Woche lang das Verhalten der Tiere. Ziel seiner Forschung ist es, besser zu verstehen, wie unsere Vorfahren Steinwerkzeuge nutzten.

Javaneraffen sind besonders gut für diese Forschung geeignet. In freier Wildbahn nutzen sie Steinwerkzeuge, um Nüsse und Schalentiere zu öffnen. Der Wissenschaftler der Universität Tübingen will herausfinden, wie die Tiere mit Nachbildungen von Faustkeilen und anderen prähistorischen Steinwerkzeugen umgehen. Die Beobachtungen könnten neue Erkenntnisse über unsere Vorfahren liefern. Denn wie frühe Formen des Menschen genau mit Werkzeugen umgegangen sind, ist bisher noch nicht geklärt.

Das Experiment lief über fünf Tage. Am ersten Tag beobachtete der Forscher die Affen in ihrer gewohnten Umgebung. Ab dem zweiten Tag kamen dann Nachbildungen historischer Steinwerkzeuge und zwei Rätselboxen ins Spiel. In den durchsichtigen Boxen waren Früchte versteckt, die bei den Tieren besonders gut ankommen. William Snyder wollte herausfinden, wie die Primaten auf die Werkzeuge reagierten und ob sie sie nutzen würden, um die Boxen zu öffnen. Sobald ein Affe ein Werkzeug einsetzte, gab es zur Belohnung eine Extra-Portion der beliebten Leckereien.

Um Stress bei den Tieren zu vermeiden, integrierte der Forscher seine Untersuchungen in den Arbeitsalltag auf dem Mundenhof. Dabei unterstützte ihn die Tierpflegerin Alina Rießle. Sie half dem Paläoanthropologen dabei, die Affen während der Experimente richtig zuzuordnen und zu identifizieren.

Aktuell leben 30 Javaneraffen auf dem Mundenhof. Sie bewohnen ein großzügiges, vom Berufsverband der Zootierpfleger ausgezeichnetes Freigehege mit Innenanlage, das die Tierpfleger*innen immer wieder neu mit Beschäftigungsmöglichkeiten und kreativen Herausforderungen bei der Futtersuche ausstatten. Abwechslung ist für die Primaten besonders wichtig, damit sie ihren artspezifischen Trieben nachkommen können.

Paläoanthropologie ist die Wissenschaft von der menschlichen Evolution. Sie erforscht die Entwicklung des Menschen und seiner Vorfahren, insbesondere im Pleistozän (ca. 2,6 Mio. bis 11.700 Jahre vor heute). Dabei werden Fossilien, Skelette und genetische Spuren untersucht, um Rückschlüsse auf Anatomie, Anpassungen und Verwandtschaftsbeziehungen zu ziehen.

Das Experiment auf dem Mundenhof ist Teil einer umfassenden Studie, die William Snyder zusammen mit Elisa Bandini von der Universität Zürich leitet. Das Projekt erhält Förderung von der Leakey Foundation, eine Stiftung zur Erforschung der menschlichen Evolution mit Sitz in den USA.
 
Eintrag vom: 23.03.2025  




zurück
Oekostation_Haus_3026_2a.JPG

Copyright 2010 - 2025 B. Jäger