Das Tierärzte-Team des Zoo Basel kümmert sich nicht nur um die Gesundheit der Zolli-Tiere. Als Vet Advisors (Berater:innen in tiermedizinischen Belangen) sind die Zolli-Tierärztinnen und -Tierärzte auch Ansprechpartner:innen für Kolleginnen und Kollegen aus Europa und der ganzen Welt. Vet Advisors geben Einschätzungen und Empfehlungen zu medizinischen Fällen, zur Optimierung der Fütterung oder zur Durchführung von Narkosen.
Die Zolli-Tierärztinnen und -Tierärzte sind, nebst ihren primären Aufgaben, als Vet Advisors im Einsatz. Die Funktion als sogenannte Berater:innen in punkto Tiergesundheit nehmen sie für die Somali Wildesel, die Zwergflusspferde, die Indischen Panzernashörner, die Kleinen Kudus und die Totenkopfäffchen wahr. Die Auswahl der Tierarten kommt nicht von ungefähr. Sie entspricht den im Zoo Basel geführten EAZA Ex-situ-Programmen (EEP, Erhaltungszuchtprogramme der European Association of Zoos and Aquaria) und betrifft jene Tierarten, deren Haltung im Zolli eine lange Tradition hat. Das hat sich bewährt: Einerseits ist eine grosse Expertise vorhanden. Andererseits sind die Wege zwischen den Zoologinnen und Zoologen, welche die Zuchtbücher betreuen, und dem Tierärzte-Team kurz. So können Schwierigkeiten und Lösungsansätze unkompliziert besprochen werden.
Tierärztinnen und Tierärzte für ganze Populationen
Jede Woche erreichen die Vet Advisors des Zolli Anfragen zu medizinischen Problemen aus anderen Zoos. Auch geben sie Auskunft zu Managementfragen, welche die Fütterung oder Haltung der jeweiligen Tierarten betreffen. Darüber hinaus werten die Vet Advisors Berichte über Todesfälle und Pathologiebefunde aus. So erhalten sie einen umfassenden Überblick und sind kompetente Auskunftspersonen. Sie wissen zum Beispiel, welche Krankheiten in der Population häufig vorkommen oder welche Behandlungen erfolgreich sind.
Best-Practice-Guidelines
Gemeinsam mit dem zuständigen Kuratorium sowie weiteren Expertinnen und Experten erstellen die Vet Advisors je Tierart Handbücher, sogenannte Best-Practice-Guidelines. Diese geben Zoos, die eine spezifische Art neu halten wollen, einen umfassenden Überblick. Sie enthalten Haltungs- und Fütterungsempfehlungen, beschreiben die grössten medizinischen Herausforderungen und, sofern bekannt, die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten.
Praxisbeispiel 1: Jungtiersterblichkeit vermindern
Seit 1955 züchtet der Zoo Basel Kleine Kudus. In den frühen 2000er-Jahren beschäftigte sich der Zolli intensiv mit verschiedenen Faktoren, um die Jungtiersterblichkeit zu reduzieren. Dank Optimierung der Gruppengrösse sowie Anpassungen bei Anlagestrukturierung und Futterration ging die Sterblichkeit der Kudu-Jungtiere im Zolli stark zurück. Beim Wägen der Neugeborenen zeigte sich, dass optimal versorgte Kühe deutlich kräftigere Jungtiere gebären. Diese Erkenntnisse helfen heute der gesamten Zoopopulation der Kleinen Kudus.
Praxisbeispiel 2: Forschung für die Nashörner
In den letzten Jahren hatten sich in der europäischen Zoopopulation zwei Panzernashörner mit einem Virus infiziert, das normalerweise bei Pferden für Probleme sorgt. Sofort stellen sich wichtige Fragen: Sind die Kontakttiere ebenfalls infiziert? Sollen nun alle Nashörner geimpft werden? Auf solche Fragen faktenbasierte Antworten liefern zu können, ist eine weitere Aufgabe der Vet Advisors. Um Gewissheit zu erlangen, werden die Vet Advisors des Zoo Basel gemeinsam mit der Universität Zürich in den nächsten Monaten eine Vielzahl von Blutproben von möglichst vielen Indischen Panzernashörnern untersuchen. |