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Streit um die Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald
(c) mitwelt.org
 
Streit um die Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald
Säger, Jäger & CDU gegen Natur & Naturschutz

Alle Parteien in Baden-Württemberg lieben im Wahlkampf Natur, Nationalparks und bedrohte Arten. Doch manche Parteien mögen Nationalparks in Afrika und Südamerika einfach mehr als solche in ihrer Heimat. Und die bedrohten Arten sollten schon möglichst weit von Baden-Württemberg und seinen Sägewerken entfernt bedroht sein.

Nach unglaublichen, gut organisierten Konflikten wurde am 1. Januar 2014 im Schwarzwald der erste Nationalpark in Baden-Württemberg gegründet. Die FDP und fast die gesamte CDU (mit einer einzigen Ausnahme!) stimmten im Landtag gegen Natur und Nationalpark. Ähnlich wie beim Streit um die ersten Nationalparks in den USA oder bei aktuellen Nationalparkkonflikten in Amazonien wurde der Park von ökonomischen Nutzungsinteressen, von Sägern und Jägern massiv bekämpft.

Der winzige, zweigeteilte Nationalpark (100,62 km²) liegt am Hauptkamm des Nordschwarzwalds überwiegend zwischen der Schwarzwaldhochstraße und dem Tal der Murg. Er besteht aus zwei etwa 3,5 Kilometer voneinander getrennten Einzelbereichen am Ruhestein (7.615 Hektar) und Hoher Ochsenkopf/Plättig (2.447 Hektar). Die Verbindung dieser beiden Teile ist unbedingt erforderlich. Zu kleinen Nationalparks droht die Verrummelung durch Besuchermassen.

- Der Nationalpark soll um 2900 Hektar erweitert werden
- Der Flächenverbrauch in Baden-Württemberg liegt aktuell bei 1 673  Hektar jährlich.
- Der Flächenverbrauch in Deutschland liegt bei 55 Hektar pro Tag.
- Die Erweiterungsfläche des Nationalparks Schwarzwald entspricht der Fläche, die in Deutschland in 53 Tagen zugebaut wird.
- Wir leben in einer Zeit massiver menschengemachter Artenausrottung. Täglich rotten wir gerade bis zu 150 Arten aus!

Doch erneut kämpfen Säger, Jäger, CDU und FDP gegen die notwendige Erweiterung des putzigen, kleinen Nationalparks. Und wie es sich heutzutage gehört, werden gerne vorgeschobene "scheingrüne" Argumente genutzt, um die ökonomischen Interessen mit Greenwash zu bemänteln. Am erfolgreichsten sind Kampagnen aber immer, wenn Lobbyisten der örtlichen Bevölkerung erfolgreich einreden, ihnen würde etwas weggenommen.

- Die Haltung der FDP wird in folgendem Zitat von Dr. Hans-Ulrich Rülke deutlich: „Das Land hat nun wirklich andere Sorgen als die Frage, ob ein kropfunnötiger Nationalpark noch einen Hektar größer wird oder nicht."
- Naturschutz ist für die "wertebewahrende" CDU und insbesondere für Landwirtschaftsminister Hauk immer nur ein Thema für die kurzen Wochen des Wahlkampfes. Der Begriff konservativ kommt doch eigentlich vom lateinischen conservare „erhalten, bewahren“ oder auch „etwas in seinem Zusammenhang erhalten“.

In einer Zeit massiven Flächenverbrauchs und zunehmender Artenausrottung sind Nationalparks ein winziges Trostpflaster für die geschundene Natur. Nicht mehr und nicht weniger. Wir brauchen sie hier bei uns.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein

Der Autor ist seit 50 Jahren in der Umwelt- und Naturschutzbewegung aktiv und war 30 Jahre lang BUND-Geschäftsführer in Freiburg.
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Eintrag vom: 29.09.2023  




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