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Anupi hat ein neues Zuhause
Anupi mit ihrer Tierpflegerin Regine Köster (c) Stadt Freiburg / Patrick Seeger
 
Anupi hat ein neues Zuhause
Neue Pferderasse auf dem Mundenhof – Dülmener (Wild)pferd Stute ist angekommen

Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde: Ein geläufiges Sprichwort, das den Neuzugang im Mundenhof zusammenfasst. Anupi, eine schöne vierjährige Dülmener Stute, hat seit dem 28. Februar ihr neues Zuhause im Mundenhof gefunden. Sie stammt von einem privaten Pferdehalter in der Pfalz und sticht mit ihrer graufalbenen Färbung zwischen den gescheckten PintoPferden heraus.

Tiefenentspannt kam die Dame im Tier-Natur-Erlebnis-Park an. Bereits bei der Ankunft wurde klar: Anupi lässt sich offenbar nicht aus der Ruhe bringen, denn sie hat auf der Fahrt im Pferdeanhänger den ganzen Heusack leer gefressen. Aufgeregt reagierten die Pinto-Pferde, als die neue Stute aus dem Anhänger auf die Koppel marschierte. Eigentlich sollte Anupi zur Eingewöhnung die erste Nacht in einem abgezäunten Bereich auf der Pinto-Koppel verbringen, sie selbst sah das aber anders. Von Neugierde getrieben, hat sie eine Litze am Zaun geöffnet und sich darunter durchgeschoben. Am nächsten Morgen staunte dann ihre Tierpflegerin Regine Köster nicht schlecht, als sie die Pferde zusammen antraf. Vorsorglich wurde Anupi noch für ein paar Tage mit Mona, der ältesten Pinto-Stute aufgestellt, inzwischen lebt sie aber in ihrer neuen Herde.

Da die Dülmener Stute am Halfter geführt werden kann, wird man sie in Zukunft immer wieder bei einem Spaziergang über den Mundenhof antreffen. Die 337 Kilo schwere Dame ist sehr neugierig und vertraut mit Menschen und Kindern. Um die 4000 Euro von Anupis Anschaffung zu decken, sucht der Tier-Natur-Erlebnis-Park allerdings noch Spenderinnen und Spender. Bisher hat der Mundenhof zwei Pferderassen gehalten: die Schwarzwälder Füchse als Kaltblutpferde und die rassigen Pinto-Pferde aus Nordamerika, als Vollblüter. Zweitere sind mit ihrem weiß-braun gescheckten Fell zwar schön, in der Haltung für das Tiergehege aber nicht einfach. Als Araberpferde bräuchten sie noch mehr Betreuung, Führung und Ausbildung, als es sich der Mundenhof leisten kann. Aus diesem Grund hat der Tier-Natur-Erlebnispark seit einigen Jahren die Zucht der Pinto-Pferde nicht mehr vorangetrieben. Die aktuelle Herdengröße beläuft sich auf drei Pferde, davon haben zwei bereits bereits ein hohes Seniorenalter erreicht. Das Mundenhof-Konzept „Haus- und Nutztierarten aus aller Welt“ legt nahe, dass den Besuchenden auch die Entwicklung vom ehemaligen Wild- zum heutigen Nutztier gezeigt wird. Hier kommt als gutes Bindeglied zwischen Wild- und Zuchtpferd das Dülmener (Wild)pferd ins Spiel.

Die (Wild)pferde sind zum ersten Mal in einem amtlichen Schreiben aus Jahr 1316 erwähnt. Dülmen, eine Stadt zwischen Münster und Recklinghausen, gilt seither als „Stadt der Wildpferde“ und ist dafür weit über die Grenzen Westfalens bekannt. Gebiete, in denen die Pferde ohne menschliche Kontrolle lebten, sogenannte Wildbahnen, gab es zu Beginn des vorherigen Jahrhunderts in Westfalen mehrere. Mittlerweile gibt es nur noch eine Fläche von 400 Hektar, die ihnen die Herzöge von Croy bereits ab 1840 gestellt haben. Sie boten den Pferden bis heute auf der Wildpferdebahn einen neuen Lebensraum. Samt Fohlen besteht so eine Herde aus 400 Tieren.

Auf der eingezäunten Wildpferdebahn, auch Merfelder Bruch genannt, sind die Tiere völlig sich selbst überlassen. Das weitläufige Gelände aus Weide-, Moor- und Heideflächen ist umrandet von Birkengestrüpp und Nadelwäldern. Unter den vereinzelten Eichenbäumen finden die Tiere Schutz und eine abwechslungsreiche Nahrung. Die Pferde leben dort das ganze Jahr über ohne Zufütterung. Vor Kälte schützen sie sich durch ihr dickes Winterfell, Krankheiten müssen sie alleine überstehen.

Die Dülmener (Wild)pferde unterliegen auf der Wildpferdebahn der natürlichen Selektion und können ihr Leben fast ganz so, wie in freier Wildbahn genießen. Durch diese natürlichen Bedingungen wurden sie zu einer der härtesten Pferderassen. Zoologisch gesehen können die Pferde allerdings nicht als reine Wildpferde bezeichnet werden, denn sie zeigen Merkmale der Domestizierung und Zucht. Äußerlich ist das an der Hängemähne und dem Stirnschopf zu sehen. Die mausgraue Färbung lässt allerdings auf Blut der Urwildpferde schließen. Außerdem haben sie einen schwarzen Aalstrich, der aus der Mähne über den Rücken bis in den Schweif verläuft.

Bei dem jährlichen (Wild)pferdefang im Merfelder Bruch werden einjährige Hengste von Hand eingefangen, dann gechipt und schlussendlich verkauft. So wird die natürliche Auslese ersetzt und nur ein Deckhengst bleibt bei den Stuten der Herde. Wenn mehrere Hengste auf dem begrenzten Raum wären, würde die Gefahr von Inzucht und Rangkämpfen steigen – das wiederum wäre eine Gefahr für den Bestand der Herde.
 
Eintrag vom: 19.03.2023  




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