Vom neuen Besucherrekord bis zu Küken jagenden Krähen
Großbaustelle auf der Zielgeraden: Erdmännchen- und Straußenstall wird in den nächsten Monaten fertig
Noch nie war der Mundenhof so begehrt wie heute: Im Jahr 2022 wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Insgesamt kamen über 480.000 Besucherinnen und Besucher in Freiburgs Tier-Natur-Erlebnispark. Diese gute Nachricht verkündete Bürgermeisterin Christine Buchheit heute auf der Jahrespressekonferenz des Mundenhofs. „Wir beobachten, dass inzwischen auch an heißen Tagen die Besucherzahlen hoch sind. Der Mundenhof ist für viele Menschen ein niederschwelliger Ort der Entspannung für die ganze Familie. Viele kommen regelmäßig hierher und besuchen ihre Lieblingstiere. Der kostenfreie Zugang ermöglicht den Besuch aller Bevölkerungsschichten – das ist uns besonders wichtig“, betont Buchheit.
Der Besucherrekord hatte mehrere Ursachen. Die Wichtigste: Im Laufe des Jahres wurden alle Corona-Einschränkungen aufgehoben. Zudem bewirkte der Hitzesommer, dass viele Menschen Entspannung im Freien suchten – und das bekommt man nicht nur im Freibad. Schließlich führten Ukrainekrieg, Energiekrise und Inflationsangst dazu, dass weniger auf Fernreisen als auf Schwarzwald-Tourismus gesetzt wurde; und für Familien, die im Schwarzwald Urlaub machen, steht ein Besuch auf dem Mundenhof hoch im Kurs. Somit hat der Tier-Natur-Erlebnispark als Erholungsraum, Ort der Begegnung, Bildungsstätte und Ruhepunkt für das Wohlbefinden der Besuchenden noch mehr Gewicht.
Doch der Hof hatte im Jahr 2022 auch mit Problemen zu kämpfen. Am gravierendsten waren die Folgen der Wetterextreme der vergangenen Jahre wie Dürre, Starkregen, Stürme. Dass es in den vergangenen zehn Jahren immer wieder Ernteausfälle gab, erschwert die Futterversorgung. Wo vor 20 Jahren noch bis zu drei Heuernten normal waren, ist es heute schwierig, zwei gute Ernten zu erzielen. Aus diesem Grund hat der Mundenhof ein Netzwerk mit regionalen Heulieferanten aufgebaut, das inzwischen gut funktioniert; seither steht die Versorgung der Tiere auf sicheren Beinen.
Darüber hinaus haben die Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner des Hofes ein Projekt zum Thema Pflanzenkohle angestoßen. Das anfallende biologische Material (Mist, Laub) wird in einem speziellen Verfahren kompostiert und danach wieder auf den Flächen verteilt. So wird die Humusschicht im Boden angereichert und das hilft den Pflanzen, mehr Wasser zu speichern und schneller zu wachsen.
Doch die Extremwetterlagen haben nicht nur Ernteausfälle zur Folge. Durch spezielle Witterung, auch im vergangenen Jahr, sind die Tiere anfälliger für Parasiten. So hatten die Tierpflegerinnen und -pfleger vor allem vermehrt mit Fell- und Hautproblemen bei den Tieren zu kämpfen. Zu warme Winter, die die Erreger unbeschadet überstehen, tun dabei das ihre.
Für Besucherinnen und Besucher haben die begehbaren Gehege, die in der Corona-Zeit geschlossen waren, zumindest zeitweise wieder geöffnet. Die Aussichtsplattform bei den Buntmardern war sogar zum ersten Mal seit ihrem Bau offen. Manja und Valerian, die zwei Buntmarder, ließen sich davon aber nicht beeindrucken und erkunden weiterhin neugierig ihr Gehege.
Spannend kann es dieses Jahr bei den Javaneraffen werden. Hier steht ein Machtwechsel an. Nijamuk und Elisha, das bisherige Königspaar, ist in die Jahre gekommen, und die jungen Emporkömmlinge wittern nun ihre Chance. Das Thema begleitet den Klan bereits seit Längerem, und so ist es nicht verwunderlich, wenn bei einem Besuch im Tiergehege plötzlich lautes Geschrei zu hören ist und eine wilde Verfolgungsjagd stattfindet. Dabei kam es im letzten Jahr auch immer wieder zu Verletzungen. Das Team der Pflegerinnen und Pfleger hatte den Tierbestand jedoch immer genauestens im Blick. So wurde sich auch mit viel Geduld um verängstigte Affen, die sich nicht mehr vom Baum trauten, gekümmert und diese konnten in den Stall und zum Futter geführt werden.
Auch im vergangenen Jahr gab es auf dem Mundenhof wieder viel tierischen Nachwuchs. Allein bei den Ziegen und Schafen kamen 37 Lämmer zur Welt. Die Pfauen bekamen neun Jungtiere und der neue Straußenhahn Kito nahm seine Rolle als Vater von Anfang an sehr ernst. Leider waren die Krähen so aufdringlich wie noch nie zuvor. In Gruppen lauerten sie den Küken auf, jagten sie und pickten auf sie ein. Die Pflegerinnen und Pfleger kamen mit der Wundversorgung kaum hinterher. In mühsamer Fleißarbeit wurde schließlich ein Netz über den gesamten Auslauf der Küken gespannt.
Bemerkenswert war die Geschichte von Alba. Das junge Schottische Hochlandrind konnte von seiner Mutter Blondi nicht mit genügend Milch versorgt werden. Von März bis Oktober wurde Alba deshalb mit der Flasche großgezogen. Heute hat sie die Zeit gut überstanden.
Ein trauriges und zugleich besonderes Ereignis mit doch noch gutem Ausgang war bei den Lamas die Geburt des Hengstes Jaro im Juni. Sie ereignete sich in der Nacht, und seine Mutter erlitt währenddessen eine schwere Kolik. Das sind starke, wehenartige Krämpfe der Muskulatur, die zum Tod führen können. Die hinzugezogene Tierärztin konnte ihr nicht helfen: Während das Lamafohlen überlebte, musste die Mutter vor Ort eingeschläfert werden. Inzwischen wurden Jaro der Lamawallach Muracho und die Stute Thala als Zieheltern zur Seite gestellt. Anfang November durfte die kleine Familie dann zurück zur Herde.
Neben einem neuen Heidschnucken- und Kaschmirziegenbock, zwei neuen Kamerunschafen und zwei neuen Nandus gab es einige besondere Neuzugänge in der Mundenhoffamilie. Im Februar 2022 konnte ein neuer Bisonbulle mit dem Namen Manitou begrüßt werden. Auch bei den Ungarischen Steppenrindern gab es einen Neuzugang. Nachdem Tibor, der vorherige Bulle, wegen eines Tumors eingeschläfert werden musste, vergrößert seit Oktober 2022 Bika als neuer Stier die Herde. Im November hat der Mundenhof dann über die Gesellschaft zur Erhaltung bedrohter Haustiere zwei neue Wollschweindamen gefunden. Sie heißen Marla und Gretel und leben noch im Absperrgehege, bis sie groß genug sind, um zu Waldemar und Nanni gelassen zu werden.
Auf der Großbaustelle Erdmännchen- und Straußenstall hat sich 2022 viel getan. Auch wenn von außen nicht viel zu erkennen war, waren die Arbeiten in vollem Gange. Nach dem Versetzen des Zauns und den Grabungen wurde im Herbst die neue Bodenplatte gegossen und danach das neue Stallgebäude errichtet. Vorher gab es intensive Beratungen auch mit anderen Einrichtungen und Experten. Nun erfüllt das neue Gebäude alle Ansprüche, die an eine moderne, artgerechte Haltung gestellt werden. Der Stall wird in der ersten Jahreshälfte 2023 eröffnet.
Aber auch viele kleinere Baumaßnahmen konnten verwirklicht werden. Dazu gehört der Stall auf der Hinterwälderkoppel und der sanierte Aufgang zum oberen Lager im Kamelstall. Außerdem hat die Krankenstation einen geschützten Auslauf bekommen, den besonders die jungen Zwergziegen bereits eingehend nutzen. In der KonTiKi-Scheune wurde auf einer Seite ein Zwischenboden als Dauerlagerplatz für die Krippenspielrequisiten eingezogen. Ein Meilenstein hin zu einer sinnvollen guten Lagerung und dem Freimachen des großen Kuhstalles.
Neben dem Kuhstall befindet sich die Alte Schmiede. Diese soll zu einer Zukunftsschmiede umgebaut werden. Hier soll ein Schulklassenraum beziehungsweise Werkraum mit angrenzender Küche entstehen. Aus den Garagen soll eine Orangerie werden, die einen direkten Zugang zu den neu entstehenden Gartenflächen bietet. Da dies viel Geld kosten wird, will der Mundenhof nun Fördermittel bei Stiftungen und Unternehmen beantragen.
Neben baulichen Erneuerungen haben auch viele Veranstaltungen den Mundenhof bereichert. Zum Beispiel zogen das Osterfest, das Mittsommerfest und das Kürbisfest viele Besucherinnen und Besucher an. Beim Blumenkränze basteln und Kürbis schnitzen hatten Jung und Alt ihren Spaß.
Im KonTiKi (Kontakt-Tier-Kind), der naturpädagogischen Bildungs-und Freizeiteinrichtung des Hofes, konnten auch im vergangenen Jahr viele Kinder die Natur spielerisch entdecken. An allen KonTiKi-Nachmittagen kamen zusammen 3885 Kinder (im Jahr 2021: 2596) auf den Hof. Die Angebote für Schulklassen fanden wöchentlich statt. Insgesamt besuchten 62 Klassen (38) mit 1231 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (835) das Angebot. Außerdem fanden in den ersten beiden Wochen der Sommerferien Ferienfreizeiten statt, an denen insgesamt 50 Kinder teilnahmen. Auch in den Anfragen für die geplanten Kindergeburtstage auf dem Mundenhof zeichnet sich deutlich die Beliebtheit des Tier-Natur-Erlebnis-Parks ab. Sämtliche Termine für das Jahr 2023 sind bereits ausgebucht.
Auch in der Tierwelt des KonTiKi hat sich 2022 einiges geändert. Seit September bereichert Elsa die Hauseselherde. Im Oktober ergab sich auch bei den Poitou-Eseln die Möglichkeit, die Herde zu erweitern - Dora durfte einziehen. Die Schafherde blieb konstant, in nächster Zeit wird hier Nachwuchs erhofft. Im Juli kamen bei den Ziegen Anton und Pünktchen auf die Welt. |