Die Schweizer Wasserbirne, die beim Krippenspiel den Engel verkörperte, musste gefällt werden
Meistens stehen auf dem Mundenhof die Tiere im Mittelpunkt des Interesses. Die Kamelstute Quecke, der Wollschweineber Othello und der Ungarischer Steppenrindbulle Sultan sind oder waren einem größerem Publikum bekannt. Doch auch bei den Pflanzen gibt es Exemplare mit besonderer Bedeutung. Ein Baum hat es 2003 sogar auf die Titelseite des Jahresprogrammes geschafft.
Nun musste sich der Mundenhof von diesem Baum trennen. Die gut hundertjährige Schweizer Wasserbirne am Radweg nach Umkirch, zwischen dem Buntmardergehege und der Sandbahn, war vielen ein Anschauungsobjekt, denn sie verkörperte alle zwei Jahre wieder den Engel beim Krippenspiel. Zuletzt hatten Schadpilze ihre Standfestigkeit aber stark beeinträchtigt. In der Hoffnung, den Baum durch geeignete Maßnahmen noch retten zu können, zog die Mundenhof-Leitung einen Baumsachverständigen zu Rate. Dessen Urteil fiel aber so eindeutig aus, dass die Fällung in der vergangenen Woche umgehend erfolgte. Das gleiche Schicksal ereilte weitere Bäume entlang des Rad- und Hauptweges. Nun kommen dort wieder Schweizer Wasserbirnen, Stieleichen und Linden hin. Dass die neu zu pflanzenden Bäume ein ähnliches Alter erreichen wie die jetzt gefällte Birne, ist angesichts des Klimawandels ein frommer Wunsch.
Die Baumart Schweizer Wasserbirne ist ein Zufallsämling, der 1823 erstmals erwähnt und in der Schweiz und Baden-Württemberg verbreitet ist. Der starkwüchsige Baum gleicht mit Größe und Krone einer Eiche und kann ein Alter von 100 bis 150 Jahren erreichen. In früheren Zeiten waren die Früchte, die im Oktober reifen, ein begehrtes Mostobst, weswegen sie häufig auf Streuobstwiesen zu finden war. Auch zum Dörren eignet sich die Birne gut.
Auf dem Mundenhof haben Schweizer Wasserbirnen eine lange Tradition. Am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie zu Beginn der Stadtgut-Zeiten entlang wichtiger Wege wie dem Löhliweg oder der Straße zum Mundenhof in langen Reihen gepflanzt. Besonders im Frühjahr bieten die Großbäume mit ihren weißen Blütenwolken ein fantastisches Bild. Leider kommen diese Bäume nun aber nach und nach in ihre kritischen Jahre, fallen um oder müssen gefällt werden. Wo das möglich ist, werden sie als Totholzbäume stehen gelassen, da sie für viele Vögel oder Käfer eine hervorragende Nahrungs- und Lebensgrundlage bieten. |