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Ablehnende Stellungnahme des Klimabündnis Freiburg
zum Energiekonzept Neubaustadtteil Dietenbach – 8 schwere Mängel

zu Drs. G 21/093 für den Gemeinderat 27.7.2021 TOP 9

Das Klimabündnis Freiburg (ggr. 2006) hat mit Schreiben an den Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn, die Bürgermeisterriege und den Gemeinderat das dort in Beratung befindliche Energiekonzept für den Neubaustadtteil Dietenbach wegen 8 schwerer Mängel abgelehnt. Das Klimabündnis fordert eine Totalrevision des Konzepts
und als aktuelle Konsequenz die Ratsvorlage Drs. G 21-093 zurückzuweisen bzw. den Tagesordnungspunkt abzusetzen. Das Klimabündnis äußerte weiterhin große Zweifel daran, ob der Stadtteil gebaut würde - zu teuer, zu spät, fehlender Bedarf, nicht klimaneutral - und empfahl einige der guten Ideen und die hier erläuterte Kritik in den 4 kleinen Neubau“stadtteilen“ Stühlinger-West, Zähringen-Nord, Haslach-Schildacker und in Lehen-Zinklern anzuwenden statt beim grundfalschen Objekt Dietenbach.

Im Detail:

Erstens: Schon der Neubaustadtteil auf “der grünen Wiese“ im derzeitigen Überschwemmungsgebiet und auf land­wirtschaftli­chem Boden und Wald ist schon aus Gründen des Klimaschutzes ein unverzeihlicher Fehler, zumal bekanntlich auch in Freiburg genügend bauliche und ökosoziale Maßnahmen als Alternativen zur Verfügung stehen, erst recht bei wie in 2020 und künftig lt. Statistischem Landesamt zu erwartender stagnierender Einwohnerzahl.

Zweiter Grundfehler wäre, wie aus den Grafiken für die Stadt hervorgeht, der viel zu hohe Energieverbrauch im neu­en Stadtteil mit 5000 bis 6000 Kilowattstunden Wärme und fast 4000 Kilowattstunden Strom pro Wohnung und Jahr – nach Abzügen u.a. für Schule und Gewerbe. Das sind keine Energiespar-Klimaschutzhaushalte! Das bleibt weit zurück hinter Vorbildern wie der Solarsiedlung und den Kleehäusern sowie dem Passivhaus Wohnen und Arbei­ten in Freiburg Vauban von vor rund 20 Jahren und bleibt sogar hinter einigen Vorbild-Altbau-Passivhäusern zurück. Deutlich weniger als die Hälfte des genannten Verbrauchs wäre angesagt. Der von der Stadt angestrebte Freiburger Effizienzhaustan­dard 55 für Wohngebäude wäre energetische Altlast und passt nicht in eine Stadt, die klimaneutral werden will.

Drittens: Wenn es ein „echter“ Energiespar- und Solarstadtteil wäre, sollte nicht rund 40% der Betriebs-Energie von außen kommen, sondern das läge im Verbund mit der Region in der Jahresbilanz bei etwa Null oder besser positiv.

Viertens ist die Klimabilanz viel zu sehr geschönt, als dass sie akzeptierbar wäre. Der Stadtteil wäre bei weitem nicht klimaneutral: Die gesamte „graue“ Energie für die Erschließung (Straße, Wege, Versorgungsleitungen, Erdarbei­ten usw.) und für Baustoffe und die Errichtung der Gebäude wird ausgeklammert. Zudem bestehen Klimanachteile durch z.B. weitgehenden Wegfall der Kohlendioxid­speicherung im Boden, durch mehr Nahrungs­mittel“importe“ nach Freiburg nach Wegfall von über 100 Hektar Landwirtschaft. Es drohen Klimaschäden durch an die 5.000 im Gesamtge­biet zu rodende Bäume, hauptsächlich in Wäldchen an der Mundenhoferstr., beim Vogel­schutzgebiet Fronholz sowie in der Auwaldgalerie des Dietenbachs.

Fünftens verstört das Energiekonzept sehr, weil die von der Stadt favorisierte Variante 4 mit 28 Förderbrunnen und 36 Schluckbrunnen massiv in das jetzt kommende Trinkwasserschutzgebiet für Umkirch eingreifen würde. Das liegt unter ganz Dietenbach. Die Schutzschicht fürs Wasserschutzgebiet würde sehr oft durchbrochen. Es drohen später Altlasten aus Wärmetauschern, und es drohen Leckagen z.B von Wärmepumpenflüssigkeiten ins Grund­wasser. Da sind im Laufe der Jahrzehnte Verschmutzungen zu besorgen, die nach Strafgesetzbuch auch bei schlei­chender Verschmutzungen strafbar sind: (1)

Sechstens: Interessant ist zwar die Wasserstofferzeugung aus erhofften Stromüberschüssen erneuerbarer Energien.. Leider würde Strom für die Elektrolyse zu zwei Dritteln in den Stadtteil importiert. Das liegt auch an dessen mangel­hafter Strom- und Heizenergie-Einsparung. Der Nutzungsgrad der Elektrolyseanlage für Wasserstoff und Abwärme mit gut 80% sollte noch besser sein. Es fehlt völlig die Nutzung des entstehenden Sauerstoffs, der anderswo nicht mehr mit viel Energieeinsatz erzeugt werden müsste.

Siebtens wäre die winterliche Stromerzeugung deutlich zu klein, gerade dann brauchen die Wärmepumpen viel Strom. Es hilft mehr Einsatz von BHKW (Blockheizkraftwerke, stromerzeugende Heizungen) für Strom und Wärme.

Achtens bereitet große Sorge, dass das Konzept nicht krisenfest ist. Bei längerem Stromausfall von auswärts „stirbt“ der Neubaustadtteil, wenn nichts mehr funktioniert. Solche Situationen sind zu befürchten im schon begonne­nen Zeitalter des Cyber-Terrors. Dagegen helfen vor allem inselbetriebsfähige BHKW für Strom und Wärme aus Gas, dieses zunehmend aus gespeichertem Wasserstoff.
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Eintrag vom: 25.07.2021  




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