Beweidungsprojekt in Bahlingen schafft hochwertigen Lebensraum für geschützte Tier- und Pflanzenarten
Das Projekt sichert der Stadt Freiburg die Entwicklung des neuen Stadtteils Dietenbach
Im vergangenen Jahr haben die Gemeinde Bahlingen am Kaiserstuhl und die Stadt Freiburg die Kooperation „Wilde Weiden Bahlingen“ abgeschlossen. Dabei geht es um die ökologische Aufwertung eines 52 ha großen Geländes im Osten Bahlingens. Auf einer rund 44 ha großen Fläche, die bislang als Grün- und Ackerland genutzt wurde, werden nun ganzjährig robuste Weidetiere gehalten. Bereits Anfang März wurde eine aus Frankreich stammende Rinderrasse (Aubrac-Rinder) auf die Grünflächen gelassen, ab Herbst kommen Pferde dazu – später noch Wasserbüffel. Durch die extensive ganzjährige Beweidung wird strukturarmes Acker- und Grünland zu einer lebensraum- und artenreichen Weidefläche mit verschiedenen Gehölzinseln
aufgewertet.
Auch das vorhandene, aber brachliegende historische System zur Wiesenwässerung, wird in einer geänderten Form wieder aktiviert, so dass auch wieder Lebensräume in und an den Gewässerläufen entstehen können. In einigen Bereichen der Weideflächen werden zudem zusätzliche feuchte Mulden für Vögel, Amphibien und andere Tiere angelegt. Dieses Mosaik an verschiedenen Biotopen bietet Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.
Die Weidetiere werden von einem Landwirt aus Bahlingen betreut, der die Tiere und Weideflächen täglich kontrolliert. Durch die Einrichtung der Wilden Weide entstehen auf der Fläche auch neue Brutstätten und Nahrungsflächen für geschützte Vogelarten, die vom Bau des neuen Stadtteils Dietenbach betroffen sind. Dazu gehören Baumfalke, Feldlerche, Mäusebussard, Neuntöter, Schwarzmilan und Weißstorch.
Für den neuen Freiburger Stadtteil Dietenbach werden bis zum Abschluss der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme voraussichtlich bis zu ca. 70 ha Offenland für Kompensationsmaßnahmen benötigt, die den baurechtlichen und auch den artenschutzrechtlichen Ausgleich abdecken. Mit dem Projekt Wilde Weiden wird ein großer Teil des Gesamtbedarfs bei beiden Ausgleichsanforderungen für den neuen Stadtteil Dietenbach umgesetzt. Die Stadt Freiburg kauft der Gemeinde Bahlingen 3,2 Mio Ökopunkte sowie den artenschutzrechtlichen Ausgleich für die sechs oben genannten Vogelarten ab. Darüber hinaus trägt die Stadt Freiburg einen Kostenanteil an der dauerhaften Unterhaltung der Flächen.
Bürgermeister Harald Lotis: „Diese Kooperation ist für Bahlingen und Freiburg enorm wichtig. Damit können wir in Bahlingen über Ausgleichsflächen für unsere eigene bauliche Entwicklung verfügen, erhalten Geld für die Erweiterung unseres Kindergartens und schaffen eine hochwertige ökologische, landwirtschaftlich genutzte Fläche für mehr Biodiversität. Und es gibt nach kurzer Zeit auch schon den ersten Hinweis auf Erfolg: ein seltenes Vogelpaar hat die Fläche bereits angenommen und brütet. Das zeigt, dass man nachhaltige Landwirtschaft und Artenschutz miteinander verbinden kann.“
Baubürgermeister Martin Haag ergänzt: „Dieses Projekt leistet einen ganz entscheidenden Beitrag zur Realisierung des neuen Freiburger Stadtteils Dietenbach. Wir sind Bürgermeister Lotis außerordentlich dankbar, dass er mit dieser Idee auf uns zugekommen ist. Diese Zusammenarbeit ist mit der Kombination von bau- und artenschutzrechtlichem Ausgleich ein Meilenstein in der regionalen Kooperation. Sie zeigt auch, dass es möglich und fachlich sinnvoll ist, artenschutzrechtlichen Ausgleich für Vogelarten im räumlichen Zusammenhang zum Eingriff in der Region umzusetzen. Der Mehrwert ist für beide Partner und die Region groß. Dem Landratsamt Emmendingen danke ich für die Entwicklung und Förderung dieser positiven Idee.“
Hanno Hurth, Landrat des Landkreises Emmendingen, lobt die Zusammenarbeit zwischen Freiburg und Bahlingen und sieht sie als richtungsweisend an: „Es ist ein gutes Signal in die Region, dass im Rahmen von Kooperationen ein Mehrwert für alle Beteiligten geschaffen werden kann. Die Fläche wurde mit viel Bedacht ausgesucht - sie ist ideal im Zuschnitt, da auch die Situation der Landwirte größtmöglich berücksichtigt wurde. Ich danke den Mitarbeitenden im Landratsamt und allen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit bei diesem zukunftsweisenden Projekt.“
Das Projekt wird wissenschaftlich durch die Universität Freiburg begleitet. Dabei wird der Einfluss der Weidetiere im Hinblick auf ihren Nutzen für Biodiversität und Ökosystemleistung dokumentiert |