Große Herbstaktion von „Freiburg packt an“
Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern für wirksame Schädlingsbekämpfung
notwendig
Herbstliche Stimmung bereits in manchen Straßen Freiburgs:
Gelblich-braunes Laub fällt schon in so großen Mengen, dass
man sich schon im goldenen Oktober wähnt. Aber Grund dafür
ist, dass die Kastanien von einem Schädling befallen sind,
der sogenannten Kastanienminiermotte. Und die setzt den
Kastanien heftig zu. Der nur fünf Millimeter große Schmetterling
befällt die Bäume und zerstört großflächig deren Blätter.
Die einzige Methode, den Schädling effektiv zu bekämpfen ist
das Aufsammeln und Entsorgen des gefallenen Laubs, um
die Weiterentwicklung der Motte einzudämmen. Dabei ist die
Stadt auf die Mithilfe aller angewiesen und gibt heute den
Startschuss für eine Reihe von Aktionen im Rahmen von
„Freiburg packt an“.
Gemeinsam mit Anwohnerinnen und Anwohnern rund um die
Mozartstraße hat Martin Leser, stellvertretender Leiter des
Garten- und Tiefbauamtes heute eine Laubsammelaktion
durchgeführt. Martin Leser: „Es gibt in Freiburg kaum noch
eine Kastanie, die nicht von der Motten befallen ist. Wir appellieren
deshalb an alle, die Kastanien vor der Tür, im Garten
oder in nächster Nähe haben, regelmäßig bis in den Herbst
hinein das Laub zu sammeln und in unseren speziellen Laubsäcken
zu entsorgen.“
Hintergrund zur Kastanienminiermotte
Die Kastanienminiermotte ist erst seit 1986 überhaupt bekannt
und wurde nach Deutschland eingeschleppt. Nach wie
vor unbekannt ist ihr eigentliches Herkunftsgebiet. In Freiburg
wird ein deutlicher und zunehmender Befall seit Ende der
90er Jahre beobachtet. Ab Ende April schlüpfen aus den
Puppen im Kastanienlaub die Schmetterlinge, die ihre Eier im
unteren Kronenbereich ablegen. Drei bis vier Generationen
sind in einem Jahr möglich, wobei jede Generation ihre Eier
weiter oben in der Krone, auf noch unbefallenen Blättern ablegt.
Die letzte Generation überwintert als Puppe im abgefallenen
Laub am Boden.
Die Kastanienminiermotte befällt fast ausschließlich die weiß
blühende Rosskastanie. Andere Kastanienarten (rot oder gelb
blühend) werden nur schwach oder gar nicht befallen. In Freiburg
stehen insbesondere an Straßen überwiegend weiß blühende
Kastanien (zirka 1.800 Bäume), so dass es kaum mehr
Kastanienbäume gibt, die nicht von der Miniermotte befallen
sind. Die winzigen Raupen fressen das nahrhafte Pflanzengewebe
auf und zerstören so großflächig das Gewebe. Wenn
die Zerstörungen zu groß werden, trennt sich der Baum von
den befallenen Blättern, die dann oft noch die Puppen in sich
tragen. Dies führt dazu, dass die Kastanien bei starkem Befall
oft schon im August ihre Blätter abwerfen. Wenn nach zwei
bis vier Generationen der Laubabwurf zu stark geworden ist,
hilft sich der Baum durch einen neuen Austrieb, oft verbunden
mit einer "Notblüte" im Spätsommer. Die Zeit bis zum herbstlichen
Laubfall ist dann zu kurz, um die Energie- und Nährstoffreserven
wieder aufzufüllen, so dass die betroffenen
Bäume geschwächt in die Winterruhe gehen. Zum Glück führt
die Kastanienminiermotte noch nicht zum Absterben der
Bäume. Bei fortdauernder Schwächung ist dies aber nicht
auszuschließen.
Wie erkenne ich den Befall?
Der Miniermottenbefall ist dadurch zu erkennen, dass die
Blätter zunächst im unteren Kronenbereich gelbliche bis
bräunliche Flecken aufweisen. Diese Verfärbungen sind auch
aus einer gewissen Entfernung schon im Frühsommer zu erkennen:
Im Spätsommer sind die Blätter oft so stark befallen,
dass die Flecken zu Flächen zusammenwachsen und sich
das ganze Blatt braun verfärbt. Der Befall wandert dann immer
weiter in den oberen Kronenbereich hinein.
Die Bekämpfung
Die Bekämpfung der Kastanienminiermotte ist schwierig. Es
gibt wirksame Insektizide, deren Einsatz sich im bebauten
Gebiet aber verbietet. Natürliche Feinde gibt es kaum, zumindest
sind diese nicht in der Lage, die immense Anzahl an
Motten zu dezimieren. Die Stadt Freiburg hat verschiedene
Versuche, zum Teil in Zusammenarbeit mit der Universität
Freiburg, zur Bekämpfung des Schädlings durchgeführt, mit
geringem Erfolg (Pheromonfallen, Leimstreifen am Baumstamm).
Auch das Kompostieren des Laubs tötet die Miniermottenlarven
nicht zuverlässig ab, da auf den häuslichen
Komposthaufen in den Gärten nicht die erforderliche Temperatur
erreicht wird, um die Larven abzutöten.
Insbesondere in Berlin macht man sich die Tatsache zu Nutze,
dass die letzte Miniermottengeneration im Laub überwintert.
Dort wird seit einigen Jahren in breit angelegten Aktionen
das Kastanienlaub eingesammelt und vernichtet. Untersuchungsergebnisse
des Pflanzenschutzamts Berlin bestätigen
den Erfolg der Laubsammlungen und einer professionellen
Entsorgung: Wo im letzten Jahr gründlich Kastanienlaub gesammelt
wurde, sind im Frühjahr teilweise bis zu 80 Prozent
weniger Motten geschlüpft. Im Durchschnitt sind etwa zwei
Drittel weniger Motten in den Bäumen der geräumten Flächen
aufgetreten. Der Befall tritt deutlich später ein. Die Blätter
werden so anfangs deutlich weniger geschädigt und bleiben
länger grün. Auch der Laubfall verzögert sich im Vergleich zu
Bäumen, unter denen das Laub nicht entfernt wurde.
Deshalb gilt derzeit das möglichst vollständige Einsammeln
und professionelle Entsorgen des Kastanienlaubs als die einzig
wirksame und praktikable Methode, um den Miniermottenbefall
einzudämmen. Die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung
Freiburg sowie das Garten- und Tiefbauamt sammeln natürlich
innerhalb ihrer Zuständigkeit das Herbstlaub ein. Dabei
kann aber längst nicht das gesamte Kastanienlaub erfasst
werden. Deshalb bittet das Garten- und Tiefbauamt um die
Mithilfe der Bürger/-innen. Diese sind vor Ort und können das
Laub kontinuierlich einsammeln.
Aktion „Motten stoppen - Laub sammeln“:
Die Stadt Freiburg, Garten- und Tiefbauamt, stellt kostenlos
leuchtend gelbe Laubsammelsäcke zum Einsammeln und
Entsorgen des Laubs zur Verfügung. Diese Säcke dürfen nur
mit Kastanienlaub befüllt werden. Anders befüllte Säcke werden
nicht entsorgt, da das befallene Laub in der Verbrennungsanlage
aufwändig entsorgt werden muss. Die Abfallwirtschaft
und Stadtreinigung Freiburg GmbH weist darauf
hin, dass das Kastanienlaub nicht in die Bio- oder Restmülltonne
geworfen werden darf.
Die Laubsammelsäcke sind an folgenden Stellen zu erhalten:
- Bürgerservice im Innenstadtrathaus
- Hauptpforte im Technischen Rathaus
- Rathäuser der Ortsverwaltungen
- Ökostation Freiburg im Seepark
- Gärtnerunterkunft im Stadtgarten bei der Karlsbrücke
- Recyclinghöfe der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg
Die befüllten Säcke sollten von den Bürger/-innen deutlich
sichtbar an den Straßenrand bzw. den Platz gestellt, wo auch
die Abfallbehälter stehen. Der Standort sollte dem Gartenund
Tiefbauamt telefonisch mitgeteilt werden, um die Einsammlung
besser steuern zu können (Tel. 0761 / 201-4711,
Frau Kurze). Die gefüllten Laubsäcke werden vom Gartenund
Tiefbauamt abgeholt und von der Abfallwirtschaft und
Stadtreinigung Freiburg GmbH ordnungsgemäß entsorgt.
Die nächste Aktion findet bereits kommenden Samstag statt:
Am Samstag, 5. September, wird um 14 Uhr im Eschholzpark
Laub gesammelt. Treffpunkt ist die Gartenschlauch-
Skulptur.
Weitere Aktionen im Herbst im Rahmen von „Freiburg packt
an“ werden in der Presse gesondert angekündigt. Aktuelle
Infos auch unter www.freiburg.de/freiburgpacktan. Zusätzlich
werden an den Ausgabestellen der Laubsammelsäcke Flyer
mit Informationen über die Aktion ausgelegt. |