Von Bogenjägern und Hightechschützen: Diskussionsabend am
Dienstag, 19. März, um 18 Uhr über neue Rollen der Jagd
Unter dem Titel „Jagdperspektiven: Kultur, Politik, Landschaft“
startet eine neue Veranstaltungsreihe im Waldhaus
Unter dem Titel „Jagdperspektiven: Kultur, Politik, Landschaft“ startet
im Waldhaus eine neue Veranstaltungsreihe. Den Auftakt bildet am
Dienstag, 19. März um 18 Uhr der Impulsvortrag „Von Bogenjägern
und Hightechschützen“, dem sich eine Podiumsdiskussion über neue
Rollen der Jagd anschließt.
Das Wesen der Jagd wird oft aus dem prähistorischen Erbe der
Menschheit abgeleitet. Jagd ermöglicht heute auch in einem urbanen
Umfeld kleine Fluchten in die Natur und zu den Ursprüngen unserer
Kultur. Tatsächlich ziehen Jäger aber oft mit Hightech-Instrumenten
in den Wald und spielen ihre technische Überlegenheit gegenüber
dem Wild aus. Was bleibt da vom jagdlichen Traum eines Zurück zur
Natur? Wie passt er zur Massenvermehrung mancher Wildarten und
ihrer Ausbreitung bis in die Großstädte? Wie zu den Plänen neuer
Großschutzgebiete, die natürliche Prozesse zulassen wollen?
Ãœber neue Rollen dieses alten Handwerks, seine Motive und
Praktiken diskutieren nach dem Impulsvortrag „Von Bogenjägern und
Hightechschützen“ vier Vertreterinnen und Vertreter der Jagd: Nicole
Schmalfuß als Leiterin des städtisches Forstamtes, Thorsten
Beimgraben von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg,
Heidrun Zeus vom Nationalpark Schwarzwald und Jan Riedel als
Vorsitzender des Deutschen Bogenjagd-Verbands. Moderiert wird
der Abend von Ulrich Schraml, der auch den Impulsvortrag hält. Er
ist Leiter der Abteilung Wald und Gesellschaft der Forstlichen
Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Wie brisant das Thema Jagd ist, zeigt neben Presseberichten über
die Zulassung der Jagd in befriedeten Bezirken auch die Diskussion
über die „letale Entnahme“ sogenannter Problemwölfe. Worum es
beim Thema Jagd noch geht und welche Akteure und Geschichten
dahinterstecken, erfährt man in der Ausstellung „Wild + Jagd –
Grenzgänge zwischen Kultur und Natur“, die noch bis zum 22.
September 2019 im Waldhaus zu sehen ist.
Die Themen Natur und Wildnis haben sich in den letzten Jahren zu
einem Mega-Trend entwickelt. Dabei gibt es bei uns seit etlichen
Jahrtausenden keine Wildnis mehr. Wir leben in einer stark
genutzten Kulturlandschaft. Die Ansprüche der Land- und
Forstwirtschaft, der Bevölkerung und der Ökologie sind oft schwer in
Einklang zu bringen. Die Rolle der Jagd in diesem komplexen
Zusammenhang ist wenigen Menschen bewusst. Über die alltägliche
Jagdpraxis in Deutschland wird selten berichtet. Diese Wissenslücke
gibt Raum für Vorurteile. Deshalb will die Ausstellung über aktuelle
und historische Aspekte der Jagd aufklären.
Darüber hinaus bieten eine Vortragsreihe im Waldhaus und eine
Tagesexkursion Gelegenheit, sich intensiv mit Fragen zum Thema
auseinanderzusetzen. Kooperationspartner sind die Forstliche
Versuchs- und Forschungsanstalt, das städtische Forstamt, die
Kreisjägervereinigung und das Alemannische Institut.
Vortragsreihe im Waldhaus, Eintritt frei
Donnerstag, 9. Mai, 18 Uhr:
Jagdliche Prägung unserer Kulturlandschaften
Unsere Kulturlandschaften wurden stark durch die herrschaftliche
Jagd geprägt, nicht nur in Gestalt der barocken Jagdschlösschen.
Auch die territoriale und die Siedlungs-Entwicklung, die Baumarten-
Zusammensetzung der Wälder und die Betriebsarten waren von
jagdlichen Interessen beeinflusst. Hecken, Hage, Wälle und Gräben
markieren zum Teil heute noch die alten Jagdgrenzen. Zäune
verschlangen extrem viel Holz. Mit vielen Bildern und Karten zeichnet
Werner Konold vom Alemannischen Institut in diesem Vortrag die
Kulturlandschaftsgeschichte unter dem Einfluss der Jagd nach.
Donnerstag, 16. Mai, 18 Uhr:
Jagdpraxis in der Schweiz
Wer einmal im September im Kanton Graubünden wandern war, hat
dort die besondere Stimmung während der Hochjagd erlebt. Nicht
nur die Jäger sondern auch ein großer Teil der einheimischen
Bevölkerung wird vom Jagdfieber erfasst. Dort ist die Jagd seit 1526
ein Volksrecht. Im Vergleich zu Deutschland weist die Jagdpraxis in
der Schweiz einige Besonderheiten auf. Neben dem bei uns üblichen
Revier-Jagdsystem gibt es in vielen Schweizer Kantonen das Patent-
Jagdsystem, bei dem das Recht der Jagdausübung nicht an den
Grundbesitz gebunden ist.
Als gebürtiger Walliser Förster, Jäger, ehemals im Naturschutz und
nun in der Großraubtierforschung Tätiger kann Referent Ralph Manz
aus Birgisch im Wallis Einblicke geben in die Schweizer
Jagdgeschichte, ihre Entwicklung und ihre Herausforderungen.
Donnerstag, 23. Mai, 18 Uhr:
Sinn und Sinnlichkeit der Jagd aus kulturanthropologischer Sicht
Was tun Jäger eigentlich, wenn sie zur Jagd gehen? Welche Art von
Natur- und Tiererfahrung ermöglicht die Jagd? Die Debatten um die
Jagd lenken meist davon ab, sich genauer damit zu beschäftigen,
was dabei im Detail passiert. Wie ist es, wenn man an einem kalten
Dezembertag stundenlang im Regen im Wald steht, auf ein Tier
wartet, sich dabei still verhalten und trotzdem unermüdlich wachsam
bleiben muss? Wie fühlt es sich an, wenn man dann ein Tier erblickt,
langsam die Waffe erhebt und sich bereit macht zum Schuss?
Anhand dieser für die Jagd zentralen Handlungen zeigt der
Ethnologe Thorsten Gieser (Universität Koblenz Landau), inwiefern
die Jagd eine körperliche Handlungs- und Wahrnehmungspraxis ist.
Hier treffen sich Empfinden und Affekt, Handlungskompetenzen und
geschulte Sinnes- bzw. Wahrnehmungsfertigkeiten. Und hier entsteht
auch eine Art ‚Sinn‘, der sich aus dem Vollzug des Jagens ergibt.
Donnerstag, 26. Mai, 8.30 bis ca. 17 Uhr:
Tagesexkursion in die Alten Bodmanschen Wälder am
Bodensee zum Thema Waldbau, Jagd und Naturschutz
Der Bodanrück liegt am Bodensee zwischen dem Überlinger und
dem Untersee. Auf einer gut zweistündigen Wanderung mit
Johannes von Bodman und Werner Konold vom Alemannischen
Institut erkunden wir den Wald auf dem Bodanrück. Altbäume,
Wiesen und Einfriedungen zeugen von einer jagdlichen Nutzung, die
auch naturschutzfachliche Werte hervorgebracht hat. Zum
Mittagessen kehren wir im Lokal "Hof Höfen" ein und können bei
schönem Wetter im Biergarten sitzen. Eventuell gibt es noch einen
Zwischenstopp in Bodenwald. Die Wanderung beinhaltet einen
Anstieg. Entsprechende Kondition, wetterfeste Kleidung und gute
Wanderschuhe sind notwendig.
Teilnahmebeitrag: 35 Euro incl. Busfahrt und Führung (Mittagessen
zahlt jeder selbst), begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung beim
Alemannischen Institut (Tel. 0761/1506 7570, info@alemannisches-
institut.de) bis zum 3. Mai. Bis dahin ist eine kostenlose Abmeldung
möglich. Abfahrt: 8.30 Uhr am Konzerthaus Freiburg |