Schlechtes Wasser – lange Leitung
In den Gemeinderäten Herbolzheim, Endingen, Rheinhausen, Sasbach und Weisweil wird eine zukünftige Ringleitung für das Trinkwasser diskutiert und es gibt auch eine breite Zustimmung zu einem Gutachten in dieser Sache. Durch einen zweiten Brunnen im Forchheimer Wald, der auch die Trinkwasserprobleme Herbolzheims beheben soll, könnte zwischen den Gemeinden eine Ringleitung entstehen.
Der BUND sieht die Grundwasserprobleme, die hinter diesen Überlegungen und Planungen stehen, mit Sorge. Unsere Gemeinden „sitzen“ auf unglaublich viel Grundwasser. Der Oberrhein-Aquifer ist mit einem Volumen von geschätzt 45 Milliarden Kubikmetern einer der bedeutendsten Grundwasserspeicher Mitteleuropas. Und doch suchen Gemeinden wie Herbolzheim (oder vor kurzem noch Wyhl) ziemlich verzweifelt nach gutem, trinkbarem Trinkwasser, denn dieser riesige Wasserspeicher im Kies zwischen Schwarzwald und Vogesen ist wegen Nitrat, Agrargiften, Salz, Altlasten und neuen Schadstoffen für die Trinkwassernutzung nur noch in kleinen Teilbereichen nutzbar.
Seit Jahrzehnten wird am Oberrhein und im Landkreis Emmendingen das Nitrat-Problem diskutiert, aber bei seiner Lösung hat es keine wirklichen Fortschritte gegeben. So haben zwar seit Dezember 2018 die Menschen in Wyhl endlich trinkbares nitratärmeres Wasser, aber das Grundproblem, die landwirtschaftsbedingte Nitratbelastung der Böden und des Wassers, wurde nicht gelöst. Jetzt wird das Wyhler Trinkwasser zu 100 Prozent vom Tiefbrunnen Sasbach bezogen. Und hinter der angedachten Ringleitung am Kaiserstuhl und im Breisgau steht der gleiche, falsche Problem-Umgehungs-Ansatz: Schlechtes Wasser – lange Leitung. Die Kosten der angedachten Ringleitung würden wieder einmal die Bürgerinnen und Bürger zahlen und nicht die Verursacher.
Zunehmend verärgert nach jahrzehntelangen, erfolglosen Nitrat-Debatten und einer dauerhaft verfehlten Agrarpolitik drängt der regionale BUND, wie immer wieder in den letzten Jahrzehnten, auf eine echte Sanierung des Problems, eine Sanierung die bei den Schadstoffeinträgen ansetzen muss.
Axel Mayer, BUND-Regionalverband
Peter Steiert, BUND-Herbolzheim
Henner Wenzel, BUND Nördlicher Kaiserstuhl
Nachtrag:
Unsere regionale Landwirtschaft konkurriert auf einem globalisierten Agrarmarkt im Rahmen des Freihandels mit Ländern wie Kanada. Eine immer noch erfreulich kleinräumige Landwirtschaft z.B. in Südbaden, verkauft auf dem gleichen Markt wie die giftdominierte großindustrielle Landwirtschaft in den USA. Wenn nur noch der Preis und der„freie Markt“ zählen, wenn eine verfehlte Agrarpolitik nur noch die großindustrielle Landwirtschaft unterstützt, dann haben Grundwasser, Insekten, Vögel, Hecken aber auch die Mehrzahl der Landwirte selber keine Chancen. Die Naturschutzbewegung ist nicht der Feind der Landwirtschaft, sondern der potentiell Verbündete einer grundwasserfreundlichen, naturnäheren, giftärmeren, nachhaltigen und somit auch moderneren und zukunftsorientierten Landwirtschaft. |