2,2 Millionen Euro und 11.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart
Rückblick auf 20 Jahre „Fifty-Fifty“ und Startschuss für das neue Programm „fifty/fifty 2.0“
Feierstunde im Wentzinger-Gymnasium am Mittwoch, 17. Oktober
Heute schon eine Tonne Kohlendioxid eingespart? Womit sich Privatleute und einzelne Unternehmen schwer tun, schafft „FiftyFifty“, das Energiesparprogramm an Freiburger Schulen, mühelos. Und zwar Tag für Tag für Tag, seit es vor 20 Jahren gestartet ist.
Zum Volltreffer für alle Beteiligten macht dieses Programm des städtischen Gebäudemanagements (GMF) aber ein anderes Detail. Das eingesparte Geld – inzwischen stolze 2,2 Millionen Euro – fließt fifty-fifty an die beteiligten Schulen bzw. die Stadt. Erstere nutzen es für Schulaktivitäten, weitere Einsparmaßnahmen oder regenerative Energiegewinnung. Letztere bezahlt damit die nächsten Projekte.
Eine Feierstunde im Wentzinger-Gymnasium am Mittwoch, 17. Oktober, blickt nun auf 20 Jahre „Fifty-Fifty“ zurück und gibt den Startschuss für das neue Programm „fifty/fifty 2.0“ (Details siehe Hinweis am PM-Ende). Dabei will die Stadtverwaltung, angeführt durch Baubürgermeister Martin Haag und Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik, den Freiburger Schulen für ihr anhaltendes Engagement danken. Gemeinsam blicken die beteiligten Ämter – Gebäudemanagement und Amt für Schule und Bildung – auf die vergangenen Jahrzehnte zurück, in denen so erstaunliche Dinge wie Energie-Detektive oder ein „Energie-Rap“ entstanden. Eingeladen sind Schulleitungen, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Energiebeauftragte, Hausmeister und Eltern.
Der Untertitel des griffigen Namens „Fifty-Fifty“ verrät, worum es dem GMF bei der Entwicklung dieses Programms im Herbst 1998 ging: um „nicht-investives Energiesparen an Freiburger Schulen“. Baubürgermeister Haag erinnert daran, dass damals 20 Schulen auf freiwilliger Basis begannen, mit einfachen Mitteln Energie und Kosten zu sparen: „Ihren Anteil des so ersparten Geldes konnten sie in weitere Energiesparmöglichkeiten, zum Teil sogar in regenerative Energiequellen zu stecken.“ Haag zieht eine Erfolgsbilanz: „Bisher haben 45 Schulen am Programm teilgenommen. Insgesamt haben sie in den zwanzig Jahren 2,22 Millionen Euro eingespart. Dafür haben wir 1,11 Millionen Euro als Boni an die Schulen ausgezahlt, und die Umwelt hat auch profitiert.“
Eingespart wurden dank „Fifty-Fifty“ bisher
11.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2),
7,5 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom – das entspricht dem Jahresverbrauch von 2000 Haushalten;
29 Millionen Kilowattstunden (kWh) Heizenergie – das ist der Jahresverbrauch von 10.000 Einfamilienhäusern;
und 80 Millionen Liter Wasser – das entspricht 32 olympischen Schwimmbecken mit acht 50-Meter-Bahnen bzw. dem anderthalbfachen Volumen des Titisees.
Das Ziel, jährlich 5 bis 10 Prozent der Energiekosten einzusparen, wurde in allen Jahren erreicht und teilweise übertroffen. In den ersten drei Jahren war es sogar deutlich mehr. Seither lagen die jährlichen Einsparungen zwischen 70.000 und 100.000 Euro. In jüngster Zeit nahm der Elan aber etwas ab – ein Grund für die Stadtverwaltung, dieses Programm wieder zu aktivieren. Nun haben alle Freiburger Schulen erneut die Möglichkeit, Hand in Hand mit der Stadt den Klimaschutz voranzutreiben. Alle Schulen sind eingeladen, in der Neuauflage des Programms mitzumachen, ganz gleich ob sie bereits bei „Fifty-Fifty“ dabei waren oder nicht. Je mehr mitmachen, desto besser für das Klima, die Schule und die Stadt.
Ziele und Ideen
Im Vordergrund des Projektes stehen drei Ziele. Der bewusste Umgang mit Energie und Wasser soll in Schulen gelernt und durch aktives Handeln mitgestaltet werden. Zweitens leisten die Schulen durch die Reduktion von CO2 einen Beitrag zum Klimaschutz. Drittens geht es um Energiesparen über nichtinvestive Maßnahmen, also vorrangig durch verändertes Nutzerverhalten.
Umweltbürgermeisterin Stuchlik betont: „Ganz wichtig bei diesem Projekt ist der partizipative Ansatz. Die Schülerinnen und Schüler bekommen nicht nur Unterricht und nehmen passiv Informationen auf. Sie erleben auch, dass ihr eigenes Verhalten konkrete Auswirkungen hat und Sie einen Beitrag auf Schulebene, aber auch auf einer übergeordneten Eben zum Klimaschutz insgesamt leisten können.“
Für diese Ziele gab es in den Schulen reihenweise kreative Aktionen und pfiffige Ideen. Da wurden Schalter in Fluren, Klassenräumen und Toiletten beschriftet, Elektrogeräte wie Warmwasserboiler abgehängt, unnötige Lampen herausgedreht und das Warmhalten des Kaffees von Kaffeemaschine auf Thermoskanne umgestellt.
Eine Schule produzierte zum Beispiel einen Videoclip, eine andere schuf den „Energie-Rap“, und an einer dritten entstand die „EnergyLeague“ – ein Wettstreit nach dem Beispiel der Champions League im Profi-Fußball, bei dem alle Klassen nach festen Punktregeln gegeneinander wetteifern, unter den Augen wechselnder Schiedsrichter. Durch Sonderpunkte konnten auch noch Spätstarter zum Mitmachen bis zum Spielende bewegt werden. Die Sieger erhielten dank eines Sponsors (Bäckerei) interessante Preise.
Vielfältig wurde das Thema auch in den Unterricht einbezogen, in Kunst oder Physik (Versuch zur Funktionsweise des Thermostat-Ventils), aber auch mit Solarsporttagen, Energie-Rallyes, einem Energiequiz oder der Ausbildung zum Energie-Sprecher bzw. dem Energie-Detektiv.
Die Projektbeteiligten
Federführend für das Projekt ist das Gebäudemanagement (GMF). Es ermittelt den Energieverbrauch, die Kosten und die Einsparungen. Mit der Durchführung der Seminare in den Schulen wurde ein Ingenieurbüro beauftragt, das sich auf diese Aufgabe spezialisiert hat. Dessen Team, bestehend aus einem Ingenieur und einer Moderatorin, vermittelt den Schulen das nötige Hintergrundwissen, fördert den Erfahrungsaustausch der Schulen untereinander und informiert über Einsparmöglichkeiten.
Ansprechpartner der Schulen ist das Amt für Schule und Bildung (ASB). Es hat im ersten Jahr 1 Euro pro Schülerin oder Schüler für die kleinen Investitionen zur Verfügung gestellt. Jede Schule bildet ein Energieteam, das aus mindestens 2 Schüler/innen, Lehrer/innen, Schulleitung, Hausmeister und Elternvertreter/innen besteht. Dieses Team erarbeitet vor Ort sinnvolle Maßnahmen, kümmert sich um ihre Umsetzung und nimmt regelmäßig an den Seminaren teil.
Das Freiburger Anreizsystem schafft eine Win-Win-Win-Situation: Das eingesparte Geld fließt zur Hälfte direkt zurück an die beteiligten Schulen; viele von ihnen nutzen die Gelegenheit, um weitere Einsparmöglichkeiten oder regenerative Energiegewinnung zu finanzieren. Der Rest der eingesparten Summe fließt in den städtischen Haushalt, was den Kämmerer freut, und in weitere technische Sparmaßnahmen, etwa wasserlose Urinale, neue Kessel für die Heizungsanlagen oder bessere Regler für Lüftungsanlagen.
Resümee und Ausblick
Die ersten 20 Jahre „Fifty-Fifty“ haben gezeigt, dass der Erfolg solch eines Programms von der Überzeugungsarbeit, dem Engagement
und der Motivation aller Beteiligten, besonders der Schulen und ihrer Energieteams abhängt. Hilfreich war der Erfahrungsaustausch zwischen den Schulen in Seminaren und regelmäßigen Treffen, aber auch die Präsentation verschiedener Maßnahmen und Aktionen einzelner Schulen. Daher startet die Stadt Freiburg das Programm nun mit drei wesentlichen Änderungen neu, als „fifty / fifty 2.0“.
Erstens wird ein Aktivitätsbonus eingeführt; auch pädagogische Maßnahmen werden bei der Bonusberechnung berücksichtigt. Zweitens wird auch die konsequente Trennung des Abfalls und die Abfallvermeidung an den Schulen belohnt. Drittens werden die Schulen noch mehr unterstützt, etwa durch Vor-Ort-Betreuung, Energierundgänge und Seminare vor Ort. |