Mattstedt wehrt sich gegen Neonazi-Aufmarsch in zwei Wochen
Mattstedt/Verden, 10. August. Auf dem Gelände der ehemaligen Kunstharzfabrik Ilmtal-Beier KG sind nicht nur chemische Altlasten zu finden. Am 25. August soll dort mit einem Rechtsrock-Konzert auch faschistisches Gedankengut verbreitet werden. Zwei Wochen vor der Veranstaltung im thüringischen Mattstedt formiert sich dagegen immer mehr Widerstand. Den Appell von WeAct, dieses Konzert zu verhindern, haben innerhalb von neun Tagen über 11.000 Menschen online unterzeichnet.
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern von Ministerpräsident Ramelow, Innenminister Maier sowie von Landesverwaltungs- und Landsratsamt alles zu unternehmen, um das Konzert zu verhindern. “Als Menschen im Weimarer Land sehen wir am Horizont fast immer das Mahnmal von Buchenwald”, sagt Max Reschke, ein Vertreter des Netzwerk Buntes Weimarer Land. “Ich kann nicht verstehen, wie wir Strömungen haben können, die gegen einzelne Gruppen oder Personen hetzen. Wir sollten uns für eine Gesellschaft einsetzen, die eine Einheit bildet und nicht ausschließt. Dafür engagiere ich mich und möchte, dass das auch in Mattstedt jeden Tag gelebt wird.“
Das private Altlasten-Gelände böte Platz für 20.000 Menschen. Die unerwünschten Besucherinnen und Besucher würden die Infrastruktur des kleinen Ortes nördlich von Apolda jedoch komplett überfordern. Dazu kommen geplante Gegendemonstrationen, zu denen u.a. Innenminister Maier kommen will. In Mattstedt leben nur 500 Menschen, es gibt 50 Parkplätze. Allein aus der Gegend um Mattstedt kommen 400 Unterschriften gegen das Konzert. Schon vor einem Monat hatte die Gemeinde sich mit einem offenen Brief “Für ein friedliches und weltoffenes Mattstedt” an die Behörden gewandt. In dem Schreiben beklagen sie, dass Rettungs- und Fluchtwege nicht garantiert werden könnten. Außerdem seien die Hintergründe der Vermietung an die Veranstalter unklar, da die Eigentümerin minderjährig sei.
Die Gegner und Gegnerinnen des Konzerts verlangen, dass die zuständigen Behörden alle rechtsstaatlichen Mittel konsequent und koordiniert prüfen und ausschöpfen, um das Konzert noch zu verhindern. Zwar sei das Versammlungsrecht ein hohes demokratisches Gut, aber die Veranstalter verfolgten keine demokratischen Ziele, sondern verbreiteten Menschenverachtung und Hass. |