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Schicksal von Uferschnepfe, Kiebitz & Co. hängt am seidenen Faden
Vogelschutz-Experten: Ohne naturverträgliche Agrarpolitik haben Wiesenbrüter in Europa keine Chance

Berlin, Brüssel – Der NABU begrüßt den neuen EU-Aktionsplan zum Schutz von Wiesenbrütern im landwirtschaftlich genutzten Feuchtgrünland, der heute vom Michael-Otto-Institut im NABU in Brüssel gemeinsam mit europäischen Partnern des BirdLife-Netzwerks vorgestellt wird.

Die EU-Mitgliedstaaten, insbesondere Bund und Länder in Deutschland, sind nun aufgefordert, die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen. Voraussetzung dazu ist aber vor allem eine entsprechende Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Ansonsten haben Wiesenbrüter in Europa keine Zukunft. Am 1.Juni werden die Vorschläge der EU-Kommission zur neuen GAP erwartet – bisher durchgesickerte Entwürfe lassen laut NABU das Schlimmste für Vögel und Insekten befürchten.

Aktuelle Analysen zeigen europaweit dramatische Abnahmen der Brutbestände vieler einstmals häufig in Wiesen brütenden Watvögeln. „Erfolgreich brüten können die Vögel heutzutage fast nur noch in speziell für sie unterhaltenen Schutzgebieten. Doch für das Ziel, die Bestände europaweit zu erhalten, gibt es hiervon zu wenige. Auch fehlt das Geld, für ein wirkungsvolles Management“, sagt Dr. Hermann Hötker, Institutsleiter des Michael-Otto-Institut im NABU.

Da die Vögel vor allem in landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen vorkommen, hängt ihr Überlegen von der aktuellen Landwirtschaftspolitik ab. Das Fördersystem der GAP, das vor allem pauschal Fläche und Grundeigentum fördert, statt konkrete Leistungen von Landwirten, führt dazu, dass immer intensiver gewirtschaftet wird, Grünland verschwindet, oder häufiger gemäht und gedüngt wird. Das hat auf die Bestände der Wiesenbrüter fatale Auswirkungen.

Außerdem fehlt es an attraktiven Anreizen für Naturschutzmaßnahmen von Landwirten. Diese können sehr effektiv sein und werden gerne angenommen – sie müssen sich aber auch wirtschaftlich lohnen, wie aktuelle Auswertungen im Rahmen des Aktionsplans gezeigt haben. Der NABU fordert daher einen EU-Naturschutzfonds in der GAP in Höhe von 15 Milliarden Euro pro Jahr.

Die im neuen Aktionsplan behandelten Vogelarten sind traditionell auf eine landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft angewiesen, die ihnen in der Vergangenheit einen für sie produktiven Lebensraum boten. Und hier liegen die Lösungsansätze, die der Plan aufzeigt: In Schleswig-Holstein zum Beispiel werden in Grünlandregionen erfolgsorientierte Artenschutzmaßnahmen, gezielter Vertragsnaturschutz und Flächenerwerb als koordinierte Instrumente eingesetzt und verschaffen den Vögeln einen im Durchschnitt über die Jahre ausreichenden Bruterfolg.

Zusatzinfo:
Bei einem Treffen der zuständigen Vertreter aller EU-Mitgliedstaaten wurden in den vergangenen Tagen neben dem Wiesenlimikolen-Plan acht weitere Artenschutzpläne für bedrohte Vogelarten in Grundzügen verabschiedet. Darunter befindet sich auch ein Aktionsplan für die weltweit und in Deutschland stark bedrohte Turteltaube. Der NABU begrüßt, dass dieser Plan ein zumindest vorübergehendes Verbot der in Südeuropa immer noch legalen Jagd auf diese Art vorsieht. Denn im Rahmen der Planerstellung konnten Wissenschaftler nachweisen, dass die jährlich in der EU geschossenen 1,5 Millionen Turteltauben mehr sind als die Art vertragen kann. Auch das Überleben der Turteltaube hängt jedoch maßgeblich von einer Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik ab.
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Eintrag vom: 26.05.2018  




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