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Windpark Butendiek vertreibt Stern- und Prachttaucher
NABU: Streng geschützten Seevögeln gehen 20 Prozent des Vogelschutzgebiets westlich von Sylt verloren

Der Offshore-Windpark Butendiek stellt einen massiven Eingriff in den Lebensraum seltener Pracht- und Seetaucher dar. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse des wissenschaftlichen Begleitmonitorings im Sylter Außenriff, das der Windparktbetreiber wpd durchführen muss. Die Daten bestätigen die Befürchtungen des NABU, dass der Offshore-Windpark bedrohte Vogelarten aus ihrem Schutzgebiet in der deutschen Nordsee vertreibt. „Jetzt zeigt sich, dass durch Butendiek bis zu 20 Prozent des Schutzgebiets für die Vögel unbrauchbar werden. Damit liegt ein klarer Verstoß gegen europäisches und nationales Naturschutzrecht vor. Die verantwortlichen Behörden, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN), müssen sofort handeln“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Die vom BSH und wpd zur Verfügung gestellten Daten wurden im Rahmen der „NABU macht Meer-Tour“ bei einem Fachgespräch am Montagnachmittag in Husum vor Gutachtern, Naturschützern und Wissenschaftlern und der Windenergiebranche vorgestellt. Danach werden seltene Seetaucherarten in einem Umkreis von 2,5 Kilometern um die Windenergieanlagen vollständig vertrieben. Bis in über zehn Kilometer Entfernung wurden drastisch weniger Vögel gezählt als bei früheren Beobachtungen. Damit gehen den Vögeln etwa 600 Quadratkilometer ihres Rückzugsraums verloren, das entspricht knapp 20 Prozent des für sie ausgewiesenen Schutzgebiets. Das gleiche Bild ergibt sich für Zwergmöwen, Trottellummen und Tordalken. Im Zusammenspiel mit weiteren an das Vogelschutzgebiet angrenzenden Windparks kommt es durch Butendiek zu großflächigen Verschiebungen der Vogelbestände in der deutschen Nordsee.

„Wir sind froh, dass dem NABU nach monatelangem Tauziehen die Daten zur Verfügung gestellt wurden und wir die fachliche Debatte um die Auswirkungen der Windkraft in sensiblen Gebieten beginnen können. Die Daten bestätigen den NABU darin, die Umweltschadensklage gegen den Offshore-Windpark Butendiek fortzuführen“, so NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff. Die Klage am Oberverwaltungsgericht Münster befindet sich derzeit in der zweiten Instanz.

Im Husumer Fachgespräch wurde deutlich, dass mehr Dialog zwischen den verschiedenen Interessengruppen notwendig und gewünscht ist und zeigte, dass ein Defizit beim Austausch wichtiger Umweltdaten besteht. Deutlich wurde auch, dass es sehr schwer werden wird, den nachgewiesenen Umweltschaden im Vogelschutzgebiet zu kompensieren. Dabei reichte die Diskussion von einer Anpassung der Schutzgebietsgrenzen, über den Ausschluss von Fischerei und Schifffahrt bis zum Teilrückbau der Windenergieanlagen.
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Eintrag vom: 24.08.2017  




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