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Besser weiden im Kappler Tal
Umweltschutzamt setzt sich für artenreiche Allmendweiden im Biosphärengebiet ein

Landwirt bewirtschaftet schützenswertes Kulturgut im Kappler Tal

Für den Erhalt eines einzigartigen Natur- und Kulturguts vor den
Toren Freiburgs setzen sich das Umweltschutzamt Freiburg, der
Landwirt Andreas Steiert aus Kappel und die Ortsverwaltung
Kappel ein. Landwirt Steiert konnte für die Idee gewonnen werden,
eine rund 21 Hektar große Weide im Kappler Großtal langfristig mit
seinen Rindern zu beweiden. „Allmendweiden sind das
Alleinstellungsmerkmal des vor wenigen Wochen mit dem
UNESCO-Siegel ausgezeichneten Biosphärengebiets
Schwarzwald“, sagt Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik. „Mit
Unterstützung von Landwirt Steiert kann der Artenreichtum an
Pflanzen und Tierarten der Weiden sowie das einzigartige
Landschaftsbild erhalten bleiben.“

Allmendweiden sind großflächige Almen in Hochlagen, die einst von
mehreren Bauern gemeinschaftlich genutzt wurden. In großen
Herden trieben die Landwirte der Umgebung ihr Vieh – meist
traditionelle Rinderrassen wie das Hinterwälder-Rind und das
Vorderwälder-Rind – auf die Weiden. Diese naturnahe
Bewirtschaftung hat dazu geführt, dass ein Terrain entstanden ist,
das sich durch eine große Arten- und Lebensraumvielfalt sowie
einzigartige Landschaftsbilder auszeichnet. Hier wachsen seltene
Kräuter- und Grasarten wie Orchideen oder Borstgras sowie die
Weidbuchen, die mit ihren breiten Kronen und teils mehreren
Stämmen sofort ins Auge springen. Ihre eigentümliche,
verschnörkelte Form verdanken sie den Rindern, weil sie gerne die
Blätter und jungen Triebe der wachsenden Buchen fressen
(Verbiss). Ab einer gewissen Breite des Gehölzes schafft es der
Leittrieb aber,
außerhalb der Reichweite der Rindermäuler in die Höhe zu
wachsen.

Wegen ihrer Artenvielfalt und ihrer landschaftsprägenden Struktur
gelten Allmendweiden als besonders schützenswert. Unter den
gegenwärtigen Bedingungen lohnt die Bewirtschaftung aus
wirtschaftlicher Sicht aber kaum noch und die Weidfelder wachsen
langsam mit Gehölzen zu. Deshalb ist es eine Herausforderung, die
Allmenden nachhaltig zu nutzen und in ihrer Eigenart und Vielfalt
dauerhaft zu erhalten. In Kappel wirtschaftet Andreas Steiert noch
als einziger Haupterwerbslandwirt, der mit seinen Tieren die
Allmendflächen beweidet. Ganz im Sinne der Allmende bringt aber
auch ein weiterer Nebenerwerbslandwirt nun seine Tiere wieder auf
die Weide.

Dank der Lage der Allmendweiden im Biosphärengebiet ist es dem
Umweltschutzamt gelungen für das Kappler Tal eine finanzielle
Förderung über die Landschaftspflegerichtlinien des Landes BadenWürttemberg
zu organisieren. Somit ist die Beweidung der Flächen
für den Landwirt wieder wirtschaftlich attraktiv. Das entspricht auch
dem Konzept des Umweltschutzamtes für das Kappler Tal, das seit
2002 umgesetzt wird. Ziel ist es die Flächen nicht zuwachsen zu
lassen sondern als offene Wiesen zu erhalten.

„Allmendweiden sind eine schützenswerte Rarität, seitdem sich die
Landwirtschaft in den Steillagen der Mittelgebirge zurückgezogen,
die Nutzung verändert sowie die biologische Vielfalt zurückgebildet
hat“, erklärt Harald Schaich, der Leiter der Abteilung Naturschutz im
Freiburger Umweltschutzamt. Das Umweltschutzamt hat sich für
dieses nachhaltige Nutzungskonzept entschieden, weil man
überzeugt ist, dass sich die Zusammenarbeit mit ansässigen
Landwirten für die Landwirtschaft, den Naturschutz sowie die
Bewohner und Naherholungssuchenden im Kappler Tal gleichwohl
lohnen wird.

Für den Landwirt Andreas Steiert gehören Allmendweiden zur
Tradition der Landwirte im Schwarzwald und zur Kulturlandschaft,
die diese Region prägt. Aus dieser Motivation heraus macht er bei
dem Projekt mit. Damit das Konzept dauerhaft trage, sind für ihn
aber auch die Verbraucher gefragt, regionale Produkte zu kaufen
und hierfür einen fairen Preis zu zahlen.

Das 63.000 Hektar umfassende Biosphärengebiet Südschwarzwald
wurde vor wenigen Wochen offiziell von der UNESCO anerkannt
und in das weltweite Netz der Biosphärenreservate aufgenommen.
Es erstreckt sich über achtundzwanzig Gemeinden in den
Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und WaldshutTiengen
und einen Teil der Stadt Freiburg. Die Höhenunterschiede
in dem Gebiet reichen von 310 bis 1.420 Meter – das ist der größte
Höhenunterschied einer Mittelgebirgslandschaft in Deutschland.

Die Stadt Freiburg liegt mit der gesamten Gemarkung FreiburgKappel
und dem Stadtwalddistrikt Schauinsland im Biosphärengebiet.
Mit den über 50 Hektar Allmendflächen im Kappler Großtal
und auf der Holzschlägermatte am Schauinsland trägt die Stadt
zum Erhalt des UNESCO-Biosphärengebietes bei, das über die
Grenzen Europas hinaus bekannt ist.
 
Eintrag vom: 24.08.2017  




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