Berlin - Mehr Elektroautos auf Deutschlands Straßen bringen nur dann mehr Klimaschutz, wenn zeitgleich die Erneuerbaren Energien ausgebaut und der Emissionshandel weiterentwickelt werden. Ohne diesen politischen Rahmen könnte ein Mittelklassewagen mit Strommotor im Jahr 2020 etwa 220 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft pusten. Damit würde er das EU-Ziel von 95 Gramm CO2 für 2020 deutlich verfehlen. Das geht aus einer neuen Studie des Instituts für Zukunftsenergiesysteme (IZES) im Auftrag des WWF hervor.
„Der Klimaeffekt eines Elektroautos hängt entscheidend davon ab, woher der zusätzlich benötigte Strom kommt. Und der wird in Deutschland auch in den nächsten zehn Jahren aller Voraussicht nach noch von einem klimaschädlichen Steinkohlekraftwerk mit hohen CO2-Emissionen erzeugt“, erläutert WWF-Verkehrsexpertin Viviane Raddatz. Der WWF veröffentlicht die Studie anlässlich des Genfer Autosalons, bei dem die Diskussion über alternative Antriebe eine zentrale Rolle spielt.
Der WWF begrüßt zwar grundsätzlich das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen. Wirksame Klimaschutzeffekte seien jedoch erst nach 2020 zu erwarten. Und das auch nur, wenn diese Flotte ausschließlich mit Strom aus zusätzlich errichteten Ökostromquellen versorgt wird und damit null Emissionen erzeugt. Die CO2-Einsparungen bis 2020 würden sich laut der WWF-Studie lediglich auf eine Million Tonnen im Jahr belaufen. Das entspricht etwa einem Prozent der heutigen PKW-Emissionen.
Die WWF-Studie betont die enormen Folgen für den Stromsektor, die ein massiver Ausbau der Elektroflotte mit sich bringen wird. Millionen neuer Autos, die an der Steckdose aufgeladen werden, erhöhen den Stromverbrauch und führen zu höheren Spitzenlasten im Netz. Diese zusätzliche Nachfrage dürfe nicht durch den Bau neuer Großkraftwerke oder mehr Verschmutzungsrechte im Emissionshandel gedeckt werden. „Dann könnten sich die strombetriebene Fahrzeuge sogar als regelrechte Klimakiller erweisen“, so Raddatz. Wichtig sei dafür eine intelligente Steuerung des Stromnetzes, damit in Zukunft auch mehrere Millionen Elektroautos aufgeladen werden könnten, ohne dass das Netz zusammenbreche.
„Damit Elektroautos zu Klimaschutzautos werden, muss die Bundesregierung jetzt die Weichen stellen“, fordert WWF-Expertin Raddatz. Die Politik müsse ein schlüssiges Konzept entwickeln, wie neben dem ohnehin geplanten Ausbau zusätzliche Erneuerbaren Energien ans Netz gebracht werden können. Ohne ein solches Konzept würden strombetriebene Fahrzeuge das Klima auch langfristig nicht entlasten. Zugleich müssten auch für die klassischen Verbrennungsmotoren strengere Grenzwerte erlassen werden. Ineffiziente Diesel- und Benzinmotoren würden sonst die Vorteile der elektrisch betriebenen Autos regelrecht auffressen. |