Wissenslücke über die Artenvielfalt in intensiv genutzten Böden schließen
Die „Global Soil Week“, die weltweite Bodenwoche, die vom 22. bis 24. Mai in Berlin stattfindet, stellt die überstrapazierte Ressource Boden in den Mittelpunkt. Dabei richtet sich das Augenmerk der Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft darauf, wie das Thema Boden und Landnutzung in die erfolgreiche Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) integriert werden kann.
Der Boden ist nicht nur unsere Lebensgrundlage, sondern auch Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Der Verlust der Artenvielfalt wird bisher jedoch nur oberhalb des Bodens gemessen. So nahm die Zahl der Vögel in landwirtschaftlich genutzten Gebieten zwischen 1980 und 2010 in der EU um 57 Prozent ab. Vögel ernähren sich von Larven und Regenwürmern, die im Boden leben. Doch ihr Lebensraum wird immer weniger. „Es liegen bisher kaum Informationen vor, wie sich die Artenvielfalt in landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzten Böden entwickelt. Nur die wenigsten Bodenorganismen sind überhaupt bekannt und erforscht“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Vor diesem Hintergrund und dem alarmierenden Artenrückgang sieht der NABU erheblichen Nachholbedarf bei der Erforschung unserer Böden in intensivierten Landschaften. „Wir müssen diese Wissenslücke schließen, wenn wir den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen wollen. Denn nur über die biologische Vielfalt kann die Bodenfruchtbarkeit erhalten und geschädigte Böden wieder regeneriert werden“, so Tschimpke. Daher engagieren sich der NABU und seine Partnerorganisation BirdLife International im Netzwerk „People4Soil“ für eine einheitliche Gesetzgebung zum Bodenschutz in der EU.
„Wir brauchen nicht mehr Land, sondern fruchtbare Böden für den steigenden Bedarf an Lebensmitteln und Rohstoffen für eine nachhaltige Bioökonomie“, so Martina Kolarek, Referentin für Bioökonomie im NABU. „Deshalb müssen wir uns sehr gut überlegen, wie wir im Rahmen der Produktion fruchtbare Böden erhalten können und welche Produkte für eine Kreislaufwirtschaft überhaupt geeignet sind. Denn nur durch den Erhalt der biologischen Vielfalt und insbesondere der Artenvielfalt in den Böden sind wir in der Lage, Armut zu bekämpfen und Wohlstand dauerhaft zu sichern.“ Doch bisher gibt es keine gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Böden und ihrer Vielfalt weltweit. Und die Bemühungen um ein europaweites Bodenschutzgesetz scheiterten nicht zuletzt am Widerstand Deutschlands.
Unter dem Motto „Armut bekämpfen und Wohlstand sichern in einer sich verändernden Welt“ werden bei der Konferenz in Workshops und Labs Vorschläge erarbeitet, wie der zunehmenden Konkurrenz um Land und Boden gesellschaftlich begegnet werden kann. Der NABU beteiligt sich als Gastgeber im World Café zum Thema „Nachhaltige Produktion und Naturschutz“ an der Veranstaltung und weist in seinem Beitrag auf folgende Punkte hin: die Bedeutung der Bodenbiodiversität für eine nachhaltige Entwicklung und sein Ziel, fruchtbare Böden für den Naturschutz und eine nachhaltige Landbewirtschaftung zu erhalten. |