Motto: „Naturoase Siedlung – aber natürlich!“
Umweltminister Franz Untersteller: „Die biologische Vielfalt ist der Antriebsmotor, der alle wesentlichen Lebensvorgänge am Laufen hält.“
Umwelt- und Naturschutzminister Franz Untersteller hat am Samstag (11.3.) in Stuttgart sechs Preisträgerinnen und Preisträgern den 18. Landesnaturschutzpreis der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg verliehen. Das Motto des mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Preises lautete: „Naturoase Siedlung – aber natürlich!“.
„Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“, betonte der Minister. „Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen reinigen Wasser und Luft. Sie dienen als Nahrung und Arzneimittel, sie sorgen für fruchtbare Böden und damit für gesunde Lebensmittel und sie sorgen für ein angenehmes Klima.“
Ganze Wirtschaftszweige und viele Arbeitsplätze in einer Region hingen direkt von der biologischen Vielfalt ab, sagte Untersteller weiter. So seien Tourismus und erfolgreiche Regionalmarken auf eine intakte Natur angewiesen. Der Anblick einer schönen abwechslungsreichen Landschaft könne zudem die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger erhöhen.
„Verlust der biologischen Vielfalt bedeutet Verlust regionaler Identität und bedeutet Verlust unserer natürlichen Lebensgrundlagen“, so der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. „Deshalb ist die biologische Vielfalt eine Art Lebensversicherung für uns, die wir gerade auch im Siedlungsbereich dringend erhalten müssen, sei es in Grünanlagen, an Wegrändern, in Gärten oder auch in, an oder auf Gebäuden.“
„Die Preisträgerinnen und Preisträger haben sich mit ihren kreativen Projekten für mehr Natur in unseren Städten und Gemeinden engagiert“, erklärte der Vorsitzende der Stiftung Naturschutzfonds, Umweltminister Untersteller. „Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg.“
Ergänzende Informationen:
Seit 1982 wird der Landesnaturschutzpreis von der Stiftung Naturschutzfonds alle zwei Jahre vergeben. Er ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert. In der Regel wird das Preisgeld auf mehrere Preisträgerinnen und Preisträger aufgeteilt. Diese erhalten ein Preisgeld von jeweils 4.000 Euro (Gruppen) bzw. jeweils 2.000 Euro (Einzelpersonen).
Die Preisträgerinnen und Preisträger des 18. Landesnaturschutzpreises sind:
Willy BĂĽhler, Gottenheim (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald):
Biologische Vielfalt im Hausgarten
Auf rund 700 Quadratmetern hat Willy Bühler in seinem Garten ein Paradies für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten geschaffen; Nutzpflanzen und Wildkräuter dürfen seit 1984 neben- und miteinander wachsen. Seit sechs Jahren erfasst Willy Bühler beinahe täglich die in seinem Garten vorkommenden Tier- und Pflanzenarten und dokumentiert sie in sehr umfangreichen Artenlisten sowie Fotoaufnahmen. Die Initiative von Herrn Bühler zeigt, wie man durch entsprechende Maßnahmen schon auf kleinem Raum eine deutliche Erhöhung der biologischen Vielfalt erreichen kann.
BUND-Bezirksverband Stromberg-Neckartal (Landkreis Ludwigsburg):
Mehlschwalben- und Mauerseglerschutzprojekt in Besigheim, Bönnigheim, Löchgau und Umgebung
2003 begann der BUND-Bezirksverband, sich intensiv für den Schutz der beiden Gebäudebrüter Mehlschwalbe und Mauersegler einzusetzen. Er brachte Hunderte von Nisthilfen an öffentlichen und privaten Gebäuden an: 515 Nisthilfen für Mauersegler, 620 für Mehlschwalben. Dadurch hat sich das Brutplatzangebot im Projektgebiet entscheidend verbessert. Ergänzend führten die Aktiven des BUND Kartierungen zum Brutvorkommen durch und dokumentierten die Bestandsentwicklungen. Hier konnte eine deutliche Zunahme festgestellt werden.
Die praktische Arbeit wurde durch eine intensive Ă–ffentlichkeitsarbeit mit FĂĽhrungen und Ausstellungen begleitet.
Naturgarten Geigle, Bad Urach-Hengen (Landkreis Reutlingen)
Naturgarten mit Imkerei
Seit 2005 entwickelt sich der Naturgarten von Lonie und Rolf Geigle. In diesem sind auf 2.000 Quadratmetern zahlreiche Elemente zu finden, die die biologische Vielfalt erhöhen: verschiedene Biotope, Dachbegrünung, Wildpflanzen/-tiere, natürliche Baumaterialien oder auch Maßnahmen zum Vogel-, Wildbie-nen-, Amphibien- und Fledermausschutz. Durch die naturnahe Bewirtschaftung konnten auch seltene Arten im Garten nachgewiesen werden. Neben der naturnahen Gestaltung des Gartens wird eine intensive Öffentlichkeitsarbeit in Form von Veranstaltungen, Führungen und Workshops angeboten. Es werden auch Veranstaltungen für Kindergärten und Ferienprogramme durchgeführt, um schon den Kleinsten die Faszination von Natur und Imkerei zu zeigen und den Grundstein für ein hohes Umweltbewusstsein zu legen.
Kindergarten Villa Regenbogen, Pfalzgrafenweiler-Durrweiler (Landkreis Freudenstadt):
Im (Kinder-) Garten der Natur auf der Spur
Das Projekt begann 2015 mit dem Ziel, das Außenspielgelände des Kindergartens naturnah umzugestalten. In einer Väter-Kind-Aktion mit 19 Vätern und vielen Kindern wurden neben Spielbereichen für die Kinder Flächen angelegt, die mehr Naturnähe auf dem Gelände schaffen. Den Kindern wird dadurch die Vielfalt und Einzigartigkeit der Natur nahegebracht. Erste Erfolge stellten sich bereits ein; so gibt es zum Beispiel mehr Vögel als früher im Garten und das installierte Insektenhotel sowie die Wildblumenecken ziehen Wildbienen an. Veröffentlichungen in den örtlichen Medien haben Privatpersonen und andere Kindergärten auf das Projekt aufmerksam gemacht und es wurden bereits einige Gartenführungen durchgeführt.
Schneeburgschule St. Georgen, Freiburg (Stadtkreis Freiburg):
Spiel-T-Räume der Schneeburgschule St. Georgen – Die Verwandlung unseres Schulhofes zu einem Naturerlebnis-Spielraum
Ziel des Projektes ist es, den Schulhof der Grundschule StĂĽck fĂĽr StĂĽck zu einem Naturerlebnis-Spielraum umzugestalten. Hierbei wurden die SchĂĽlerinnen und SchĂĽler durch aktives Mitplanen, Mitgestalten und Mitarbeiten intensiv eingebunden. 160 Kinder und 20 Erwachsene (Eltern, Lehrerinnen und Lehrer) beteiligten sich.
Die Planungen zur Umgestaltung begannen 2014; es wurden drei Projektteile realisiert: Zum einen wurden Hochbeete als GrĂĽnes Klassenzimmer angelegt.
Des Weiteren wurde ein Kletter-, Hangel- und Balanciergerüst errichtet. Als dritter Bereich wurde im Zentrum des Schulhofes ein Naturerlebnis-Spielraum mit verschiedenen Spiel- und Erlebniselementen angelegt; hierzu wurden circa 350 Quadratmeter Asphaltfläche entsiegelt. Durch das Anlegen von Trockenmauern und Anpflanzen heimischer Sträucher, Stauden und Blumen wurden Lebens- und Nahrungsräume für Eidechsen, Insekten und Vögel geschaffen.
Studierendeninitiative Bunte Wiese, TĂĽbingen (Landkreis TĂĽbingen):
Bunte Wiese TĂĽbingen
Die Artenvielfalt der heimischen Wiesen zu erhalten, ist das Ziel der Studierendeninitiative. Wenig genutzte, öffentliche Rasenflächen im Stadtgebiet Tübingens sollten in extensiv gepflegte „Bunte Wiesen“ umgewandelt werden. Seit 2010 setzen sich rund 15 Studierende sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Universität Tübingen dafür ein. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Tübingen und zahlreichen anderen Partnern sowie Flächeneigentümern entstanden seitdem an 33 Standorten entsprechende Wiesen. Abschlussarbeiten an der Universität Tübingen konnten deutlich den positiven Effekt der Umwandlung auf die Anzahl der vorkommenden Insekten- und Pflanzenarten zeigen.
Weitere Informationen zur Stiftung Naturschutzfonds Baden-WĂĽrttemberg finden Sie im Internet unter: www.stiftung-naturschutz-bw.de. |