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Dienstag, 23. April 2024
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NABU fordert klares Bekenntnis zum Schutz des Wolfes
Debatten ĂŒber Aufweichung des Schutzstatus sind unnötig

Der NABU hĂ€lt die in den vergangenen Wochen von Politikern der CDU/CSU und verschiedenen InteressenverbĂ€nden der Nutztierhalter und JĂ€ger gefĂŒhrte öffentliche Debatte zur Aufweichung des Schutzstatus von Wölfen fĂŒr unnötig und fordert von der Politik ein klares Bekenntnis zum Schutz des Wolfes. Wölfe sind durch nationale und internationale Gesetze streng geschĂŒtzt. So fordern die umweltpolitischen Sprecher der Fraktionen von CDU und CSU in den BundeslĂ€ndern in einer kĂŒrzlich veröffentlichten „Dresdner Resolution“, die Zahl der Wölfe zu regulieren. Der sĂ€chsische Umweltminister Thomas Schmidt hat aktuell einen entsprechenden Antrag bei der Umweltministerkonferenz zur „Definition des Erhaltungszustandes des Wolfes“ eingebracht.

NABU-BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer Leif Miller: ‘Wie‘, nicht ‚ob‘ wir mit dem Wolf leben können, ist die entscheidende Frage. Wir brauchen keine Diskussion um die Begrenzung der WolfsbestĂ€nde, sondern bestenfalls die Optimierung im bestehenden und bewĂ€hrten Wolfsmanagement.“ Der NABU lehnt eine Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in den AnhĂ€ngen der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie sowie die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht strikt ab. Vielmehr muss das Ziel sein, eine flĂ€chendeckende Anwendung von standortangepassten Herdenschutzmaßnahmen in Wolfsgebieten noch besser umzusetzen und schnelle, unbĂŒrokratische Hilfen fĂŒr Nutztierhalter möglich zu machen. Dazu gehört auch die Verbesserung der wissenschaftlichen Datenlage zu Umsetzungsdefiziten im Herdenschutz und deren Ursachen.

Obwohl die Zuwachsraten der Wolfspopulation in Deutschland derzeit als hoch empfunden werden, sind die gegenwĂ€rtigen Wachstumsraten aus biologischer Sicht normal – und der Bestand mit aktuell 46 Rudeln keinesfalls ausreichend stabil. „Die Bestandsentwicklung des Wolfes wird rein durch das Nahrungsangebot gesteuert. Dies ist in Deutschland aufgrund der historisch höchsten Reh-, Rot- und SchwarzwildbestĂ€nde sehr hoch“, so Miller. GrĂŒnde hierfĂŒr seien unter anderem die jahrzehntelange falsch ausgeĂŒbte Hege durch die JĂ€gerschaft zur Optimierung von Jagdstrecken und die alarmierenden Fehlentwicklungen durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Insbesondere die enorme Zunahme des Maisanbaus fĂŒr die Energiegewinnung (Vermaisung) trĂ€gt zu deutlich ĂŒberhöhten WildbestĂ€nden und damit verbundenen Großrotten- und Großrudelbildungen bei. „Wenn die CDU/CSU-Sprecher ihre Verantwortung fĂŒr die Umweltpolitik ernst nehmen, sollten sie diese ZusammenhĂ€nge betrachten. FĂŒr die jahrzehntelangen Fehlentwicklungen im Jagdrecht und in der Landwirtschaftspolitik ist die CDU/CSU hauptverantwortlich“, so Miller. Der NABU begrĂŒĂŸt allerdings die Forderungen der umweltpolitischen Sprecher der CDU/CSU, das staatenĂŒbergreifende Wolfsmonitoring zwischen Deutschland und den NachbarlĂ€ndern zu verbessern. „Die Zusammenarbeit mit Polen ist hier ein sehr gutes Vorbild und eine solche Zusammenarbeit ist auch mit den anderen Nachbarstaaten anzustreben“, so Miller.

Unter dem Titel „Wölfe in Deutschland – Leitlinien zum Schutz von Canis lupus“ hat der NABU am Freitag sein aktuelles Positionspapier veröffentlicht. Es zeigt die gegenwĂ€rtige Bestandssituation des Wolfes, formuliert die Forderungen des NABU an den Schutz und greift dabei wichtige Fragen zum Umgang des Menschen mit dem Wolf auf. Ein Problem sieht der NABU nach wie vor bei illegalen Wolfstötungen. Vor diesem Hintergrund hatte der NABU am 27. September die Initiative zu einer VerbĂ€ndeverstĂ€ndigung ergriffen und den Deutschen Bauernverband (DBV), den Deutschen Jagdverband (DJV) sowie die Vereinigung Deutscher LandesschafzuchtverbĂ€nde (VDL) zu einem GesprĂ€ch am 5. Dezember eingeladen, um gemeinsame LösungsansĂ€tze bezĂŒglich des fortdauernden Problems der illegalen Bejagung zu finden. Der NABU hofft, dass trotz allen Diskussionsbedarfes zwischen den vier VerbĂ€nden eine Reihe von Gemeinsamkeiten bestehen, nicht nur zur Frage der EindĂ€mmung illegaler Wolfstötungen, sondern auch bei der Verbesserung von Herdenschutz und PrĂ€ventions- und Kompensationsleistungen fĂŒr Nutztierhalter, und freut sich auf einen offenen, sachlichen Dialog.
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Eintrag vom: 08.12.2016  




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