Tennhardt: "Schlüssel für Rettung der Schneeleoparden sind lokale Gemeinden"
Anlässlich des Internationalen Tags des Schneeleoparden (23.10.) macht der NABU auf die dramatische Situation der Gebirgskatze aufmerksam. Der Schneeleopard gehört zu den am stärksten bedrohten Großkatzen der Welt. Nur noch etwa 4.000-6.600 leben in den Hochgebirgsregionen Asiens. Auch ihre Beutetiere wie Argali-Wildschafe und Schraubenziegen sind in vielen Regionen stark bedroht. "Der Schutz der Beutetiere und die Einbindung der lokalen Bevölkerung in die Projektarbeit sind der Schlüssel für den langfristigen Erhalt der Schneeleoparden", erklärte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt. Dazu startet der NABU nun ein Projekt für Schneeleopardenschutz in Tadschikistan, wo etwa 250-280 der scheuen Großkatzen leben.
Im Hissar-Alai-Gebirge im Norden des Landes engagiert sich der NABU gemeinsam mit seiner tadschikischen Partnerorganisation NBCUT (Nature and Biodiversity Conservation Union of Tajikistan) für den Schutz des gefährdeten Severtzov-Argalischafes und des sibirischen Steinbocks, in dieser Gegend die hauptsächlichen Beutetiere des Schneeleoparden. "Der Rückgang dieser Tierarten ist vor allem auf Wilderei und die Veränderung des Lebensraumes durch zunehmende Beweidung mit Haustieren zurückzuführen. Er ist einer der Hauptgründe dafür, dass es nur noch so wenige Schneeleoparden gibt", sagte NABU-Schneeleopardenexpertin Christiane Röttger. Wo es viele Beutetiere gäbe, sei auch der Schneeleopard wieder häufiger. Das neue Projekt in Tadschikistan zielt darauf ab, die lokale Bevölkerung und traditionelle Jäger eng in die Schutzmaßnahmen einzubinden und greift dabei auf Maßnahmen zur Rehabilitation, zum Schutz und zu einer nachhaltigen Nutzung von Schneeleoparden-Beutetieren zurück, die sich andernorts bereits bewährt haben.
"In den Bergländern von Darvas und Hasratishoh an der Grenze zu Afghanistan beispielsweise gibt es seit vielen Jahren Initiativen zum gemeindebasierten Schutz von Wildtieren. Dort hat sich die Zahl der Schraubenziegen, Steinböcke und Marco-Polo-Schafe fast verdreifacht. Darum steigen nun auch die Sichtungen der Schneeleoparden. Auch der sibirische Steinbock und sogar Bären lassen sich neuerdings häufiger in den dortigen Berghängen beobachten", sagte Röttger. Ähnliche Erfolge wurden auch im Pamir-Gebirge durch dörfliche Naturschutz- und Jagdvereine erzielt. In einem dieser Gebiete leben nun über 1.200 Marco-Polo-Schafe und Asiatische Steinböcke, wo diese noch vor einigen Jahren fast verschwunden waren. Mit den Beutetieren sind Schneeleoparden und Wölfe zurückgekehrt.
Eine wichtige Projektkomponente ist dabei das Monitoring, die systematische Erfassung von Schneeleoparden und ihrer Beutetiere. "Schneeleoparden sind sehr scheu und leben meist in schwer zugänglichen Regionen, hoch in den Bergen. Daher wissen wir bislang noch viel zu wenig über die Art, um sie auch effektiv schützen zu können. Das wollen wir ändern", so Röttger. Mithilfe des Monitorings kann der NABU Schutzmaßnahmen gezielter umsetzen und Projekterfolge messen. Mit den ersten Ergebnissen wird im Herbst 2017 gerechnet.
Schneeleoparden werden aufgrund ihres schönen Fells und ihrer Knochen gejagt. Weiterhin machen ihnen schwindende Beutetiere, zunehmender Lebensraumverlust und die Auswirkungen des Klimawandels zu schaffen. Der NABU engagiert sich bereits seit 1999 für das Überleben der Schneeleoparden, bisher vor allem in Kirgistan. In den letzten Jahren hat der Verband seine Schutzarbeit auf weitere Länder ausgeweitet, darunter China und Bhutan. |