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Meeres-Düngung verletzt internationale Beschlüsse
Hamburg - Der WWF begrüßt den vorläufigen Stopp des geplanten Algen-Großversuchs deutscher und indischer Forscher in Südatlantik durch das Bundesforschungsministerium. Zugleich fordern die Umweltschützer, das Projekt komplett abzusagen, weil es gegen einen Beschluss des UN-Übereinkommens über die biologischen Vielfalt (CBD) verstößt. „Deutschlands Glaubwürdigkeit als Klima- und Meersschützer steht auf dem Spiel. Das Verbot riskanter Experimente auf hoher See ist unter Federführung der Bundesregierung beschlossen worden“, so WWF-Meeresexperte Stephan Lutter.

Unter Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) sollen in einem Großversuch 20 Tonnen Eisensulfat im Südatlantik ausgebracht und so die Algenblüte angekurbelt werden. Auf diese Weise hoffen die Forscher, mehr klimaschädliches CO2 im Ozean binden zu können. Dieses Vorhaben ist nun vorerst gestoppt.

„Es darf keinen Klimaschutz um jeden Preis geben. Die Ozeandüngung ist ein erheblicher Eingriff in die Meeresökologie“, kritisiert Lutter. Der WWF fürchtet, derartige Experimente könnten den Weg für großflächige Düngeprojekte ebnen. Dann seien erhebliche Nebenwirkungen zu befürchten. Typische Arten könnten verdrängt und die Nahrungsketten im Ozean verändert werden. Das chemische Gleichgewicht mancher Meeresregionen könnte kippen.

Aus genau diesen Gründen habe die CBD-Konferenz im Mai 2008 in Bonn ein Moratorium für die kommerzielle Ozeandüngung beschlossen und zusätzlich wissenschaftliche Experimente auf hoher See untersagt. Der WWF zeigt sich irritiert darüber, dass das AWI und das Forschungsminsterium nun behaupten, die geplante Düngung werde nahe den Küstengewässern stattfinden und sei deshalb nicht an das CBD-Moratorium gebunden. „Das ist Nonsens. Die vorgesehene Versuchsfläche liegt mehr als 200 Seemeilen vor der Küste der Südgeorgischen Inseln und gilt damit eindeutig als hohe See“, so Lutter.

Auch die internationale Vereinbarung über die Verhütung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen von Abfällen und anderen Stoffen (London-Abkommen) müsse berücksichtigt werden, so der WWF. Die Staaten des London-Abkommens wollen noch in diesem Jahr verbindliche Regeln für wissenschaftliche Experimente auf See verabschieden. Bis dahin, so eine Resolution vom Oktober 2008, sollten solche Versuche nur unter strengsten Auflagen genehmigt werden.

„Bevor es keine klaren internationalen Regeln für Algen-Großversuche und andere Formen des sogenannten ‚Geo-Engineering’ gibt, müssen alle Staaten auf Großversuche auf See verzichten“, fordert WWF-Experte Lutter.
 
Eintrag vom: 14.01.2009  




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