Das Waldhaus zeigt farbige Holzschnitte von Brian Curling
Werden und vergehen“ lautet der Titel der neuen Ausstellung, die
von Sonntag, 25. September, bis zum 26. März 2017 im Waldhaus in
der Wonnhalde gezeigt wird. Zu sehen sind 24 filigrane, meist zart
getönte, teils sehr großformatige Holzschnitte des Amerikaners Brian
Curling. Sie tragen poetische wie programmatische Titel wie „Tree of
Hours“, „Distance and Nostalgia“, „Myriad Things“ oder eben
„Werden und Vergehen“ und zeigen Äste, Zweige, Samenstände,
ganze Bäume, manche auch Vögel.
Faszinierend ist das Neben- und Ãœbereinander unterschiedlicher
perspektivischer Distanzen, zum Teil innerhalb desselben Bildes.
Räumliche Ferne lässt einen ganzen Baum mit Krone sehen,
daneben erinnern mikroskopische Nahsichten an pflanzliche
Feinstrukturen. Brian Curling verstärkt solche Effekte, die auch mit
Schärfen und Unschärfen spielen, noch durch die sich fein im Papier
abzeichnenden Holzstrukturen der Druckstöcke und sich
überlagernde Papierschichten.
So liefert der Wald als „schönstes Kapital der Welt“, wie sich Brian
Curling ausdrückt, ihm nicht nur das Ausgangsmaterial für seine
Druckstöcke. Die künstlerische Auseinandersetzung mit den ewigen
Prozessen der Natur und der Darstellung von Bäumen „als
unvorstellbar komplexen Lebewesen mit ihren Bausteinen, ihren
Mustern, ihren Schichtungen und Verzweigungen, ihrer Geometrie“
ist für ihn zu einem Lebensthema geworden.
Das ist kein Wunder. Geboren 1976 auf einer Farm in Kentucky, in
einer sehr wald- und wasserreichen Gegend, lernte Curling schon als
Kind die große Bedeutung des Wetters kennen und übernahm früh
Verantwortung für das Wachsen und Gedeihen von Tieren und
Pflanzen auf der Farm. Insbesondere sein Vater, laut Curling „aus
demselben Holz geschnitzt“ wie er, vermittelte ihm als Jäger, Farmer
und Naturfreund einen respektvollen Umgang mit Tieren und
Pflanzen, vor allem aber eine sensible Wahrnehmung der Natur und
ihrer sich ständig verändernden Erscheinungen.
Zunächst wollte Curling Landschaftsarchitektur studieren. Über einen
vorbereitenden Zeichenkurs lernte er jedoch die für ihn völlig neue
„Sprache der Kunst“ kennen. Er änderte seine Pläne, studierte
Druck- und Buchkunst an der Universität Kentucky und erwarb später
den Master of Fine Arts an der Universität Nebraska. Anschließend
lehrte er als Professor am Cleveland Institute of Art in Ohio.
Bis 2006 unterrichtete Brian Curling an verschiedenen Universitäten
und Kunstschulen. Dann ging er mit seiner Frau Friederike CurlingAust,
die ebenfalls als freischaffende Künstlerin tätig ist, nach Kairo
und übernahm an der dortigen Amerikanischen Universität eine
Professur für Kunst. Zudem leitete er als Direktor die Falaki-Galerie
dieser Universität. Nach der Geburt ihrer zwei Kinder ging das
Ehepaar nach Deutschland. Seit 2010 lebt und arbeitet Brian Curling
als freischaffender Künstler mit Frau und Familie in Radebeul bei
Dresden auf dem Weingut, das sein Schwager dort betreibt.
Ihnen allen sei, wie Brian Curling sagt, wichtig, dass „man für etwas
lebt“. Für ihn bedeutet das, mit einer gewissen Mühsal selbst etwas
Sinnvolles zu schaffen. Vergänglichkeit zwar wahrzunehmen, ihr
aber mit dem künstlerischen Schaffen etwas entgegenzusetzen. Das
heißt für den Künstler nicht zuletzt „stoisch wie ein Baum“ den
Unbilden des Wetters und des Lebens zu trotzen, sich in einer lauten
beschleunigten Welt immer wieder auf die Natur zu besinnen und
gleichzeitig all die unendlichen Einzelvorgänge in ihrer Einmaligkeit
wahrzunehmen.
In der Ausstellung werden neben den Bildern auch Druckstöcke,
Werkzeuge und Papiere gezeigt. Anschaulich kann der künstlerische
und handwerkliche Schaffensprozess Brian Curlings nachvollzogen
werden. Denn der Künstler geht nicht nur meisterlich mit dem
Werkstoff Holz um. Auch Auswahl und Einsatz besonderer Papiere
zeugen von seinem handwerklichen Können.
Am 11. und 12. März bietet das Waldhaus die Gelegenheit, bei
einem Workshop mit dem Künstler die handwerkliche und
künstlerische Technik des Holzschnittes kennenzulernen (nur mit
Anmeldung). |