Potenzial 4000 Wohnungen in Freiburg? Hausaufgaben machen statt Landwirte vertreiben
Die Aufgabe, mehr Wohnraum bereitzustellen, sollte vordringlich auch den Dachausbau und Aufstockungen voranzubringen. Dazu gehört für die Stadt Freiburg und andere Kommunen der Region das Instrument Dachausbau- und Aufstockungskataster. Beides ist in Freiburg wie u.a. ein Leerstandskataster offenbar nicht vorhanden. Der Freiburger auch regional aktive Verein ECOtrinova wandte sich dazu kürzlich an den Freiburger Gemeinderat, den OB und die Bürgermeisterriege. „Wir halten die fehlenden Kataster für ein Versäumnis. Die Hausaufgaben sind nicht gemacht. Stadt und Gemeinderat möchten wie auch andere Kommunen im Umland mehr Wohnraum schaffen. Dachausbau und Aufstockungen sind große Teilbeiträge, das Bauen auf der „grünen Wiese“, wie es großflächig bei Freiburg-Dietenbach noch geplant ist, zu vermeiden,“ so ECOtrinova-VorsitzenÂder Dr. Georg Löser. „Es bestehen vielteilige Alternativen statt der geplanten eklatanten „Flächen-Sünde“ Freiburg-Dietenbach und des dortigen Millionen-Kostenlochs für Erschließen, Bauen, Personalkosten und statt dort anstehenden „Abmagerungen“ und großen Enteignungsrobleme.
Der Verein verwies auf die aktuelle Expertise des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und RaumforÂschung (BBSR) für das Bundesbauministerium (2). Freiburg und Nachbarkreise zählen zu den besonders lohnenden Gebieten für Dachausbauten und Aufstockungen, für die es in Freiburg einige gute Beispiele gebe. Laut BBSR bieten vor allem die Wohnungsbestände der 1950er- bis 1970er-Jahre gute Voraussetzungen. Fast 40% des WohngebäudeÂbestandes in Deutschland entfalle hierauf. Bei verbreitet anstehender Modernisierung können die Möglichkeiten geprüft werden. Dass Dachausbauten angespannte Wohnungsmärkte entlasten, belegen viele Praxisbeispiele.
Das Hauptpotenzial liege im mittleren Preissegment, weniger im unteren. Aber Wohnkosten können sinken z.B. mit Verzicht auf zusätzliche Stellplätze dank gutem ÖPNV, Maßnahmen pro Radfahren und Car-Sharing, so ECOtrinova dazu. Und bisherige oberste Wohngeschosse erfahren mit Dachausbau und Aufstockung als solche sehr erhebliche - bis zur Hälfte - Heizenergieeinsparungen und folglich geringere Heizkosten. Weitere positive Effekte für den Wohnungsmarkt auch im unteren Preissegment würden laut BBSR erzielt, indem die künftigen Nutzer preiswertere Bestandswohnungen frei machen infolge von Umzugsketten und Sickereffekten.
Eine zweite neue Studie (3), ( 6), hier der TU Darmstadt und des Pestel-Instituts, weist laut Löser ebenfalls auf das immense Flächenpotential auf den Dächern von Bestandsbauten hin. Die Studie für 11 führende OrganisaÂtionen der Planungs-, Bau- und Immobilienbranche sehe in der Aufstockung bestehender Bauten große ChanÂcen. Ãœber 1,5 Mio. zusätzliche Wohnungen könnten laut Studie durch Dach-Aufstockung entstehen. (S. 65), dies dort, wo der Wohnraum knapp und das Wohnen teuer ist: d.h. in Ballungsräumen und Universitätsstädten. Freiburg gehört laut Studie wie die Nachbarkreise zu den Regionen, wo Aufstockung besonders sinnvoll ist (S. 55). Wenn Freiburg Durchschnitt wäre als 1/400 von Deutschland, wären es für Freiburg rund 4000 WohnunÂgen, so ECOtrinovas Daumenregel, fast so viel wie die 5000 für Dietenbach geplanten - allein mit nur einem von vielen Maßnahmenpaketen, auf schon erschlossenen Flächen, passend für eine Öko- und Nachhaltigkeits- und Klimaschutzhauptstadt, ohne landwirtschaftlichen Boden zu verÂnichten. |