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NABU kritisiert Genehmigungspoker um Glyphosat
EU-Kommission darf nicht im Alleingang entscheiden - Schutz von Mensch und Natur muss an oberster Stelle stehen

Der NABU hat den Genehmigungspoker um die Verlängerung des Totalherbizids Glyphosat kritisiert und die EU-Kommission erneut aufgefordert, endlich das Vorsorgeprinzip anzuerkennen. Eine Genehmigung oder Neuzulassung dürfe nicht erfolgen, solange nicht alle Risiken für Mensch und Natur einwandfrei widerlegt seien.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Die EU-Kommission sollte akzeptieren, dass es erneut keine Mehrheit der Mitgliedstaaten für die Genehmigungsverlängerung von Glyphosat gibt. Anstatt nach dem Vorsorgeprinzip zu handeln, werden der Schutz von Natur und Verbrauchern hinten an gestellt. Statt dem traurigen Genehmigungspoker um Zulassungsverlängerungen für das Ackergift sollte die EU-Kommission gemeinsam mit den EU-Staaten lieber die Agrarwende einleiten, um unsere Natur und damit unsere Lebensgrundlagen dauerhaft zu schützen.“

Bundesumweltministerin Hendricks und Bundeswirtschaftsminister Gabriel sollten die Zeit nutzen, um ihre Glyphosat-kritischen Amtskollegen in anderen Mitgliedstaaten wie Frankreich, Luxemburg und Österreich dazu zu bewegen, mit Nein zu stimmen statt sich nur zu enthalten.

Die intensive Landwirtschaft lässt kaum noch Platz für Wildkräuter, Blumen und Hecken, der Einsatz von Pestiziden sorgt dafür, dass es immer weniger Insekten gibt. Der NABU forderte Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt auf, endlich ein Verbot von Glyphosat für Parks, Spielplätze und im Heim- und Kleingartenbereich umzusetzen. „Die Mitgliedstaaten können glyphosat-haltige Produkte schon heute verbieten, und davon sollte Schmidt im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung Gebrauch machen, statt sich hinter der EU-Kommission zu verstecken“, so Miller. Bis heute wird das Gift auch im Hobbygarten und auf öffentlichen Wegen gerne gespritzt, um sich das Hacken des Unkrauts zu ersparen. Neben den direkten toxischen Effekten gefährdet das Breitbandherbizid auch zahlreiche andere Organismen, denn durch die Vernichtung der Wildkrautflora gehen Nahrungsquellen und Lebensräume verloren. „Es ist absurd, dass Wildkrautvielfalt im öffentlichen und privaten Grün auch noch durch Glyphosat weggespritzt wird. Wir brauchen schnell ein Verbot glyphosathaltiger Unkrautvernichter“, so Miller.

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel, über 700.000 Tonnen werden pro Jahr versprüht. In Deutschland werden 6.000 Tonnen ausgebracht, wobei rund 39 Prozent aller Ackerflächen behandelt werden. Eine aktuelle Übersichtsliste der noch zugelassenen glyphosathaltigen Mittel für den Haus- und Kleingartenbereich hat der NABU unter www.NABU.de/glyphosat-im-garten veröffentlicht. Sie macht deutlich, welche Gefahren vom Totalherbizid ausgehen. Nicht nur Blüten- und Samenpflanzen werden mit dem Einsatz von Glyphosat zerstört, sondern auch Fische und Amphibien sind gefährdet, wenn es in Oberflächengewässer gelangt. Diese Auswirkungen werden in Kürzeln (NW261, NW264) auf den Packungen angegeben. In der Grafik stellt der NABU die einzelnen im Handel erhältlichen Mittel und ihre Auswirkungen dar. Auch das Bundesumweltministerium fordert, die Auswirkungen von Glyphosat auf die Biodiversität viel stärker zu beachten.
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Eintrag vom: 09.06.2016  




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