Zugvögel durch den Ausbau von Windenergie in Israel gefährdet
Über Israel fliegen zweimal jährlich um die 500 Millionen Vögel auf ihrer Wanderung zwischen Europa und Afrika, darunter Weiß- und Schwarzstörche, Schreiadler, Schwarzmilane und alle europäischen Rosapelikane. Der NABU und seine Jugendorganisation NAJU unterzeichneten am heutigen Dienstag eine gemeinsame Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit der israelischen Naturschutzorganisation Verein für den Naturschutz in Israel (SPNI). Durch die Aktion will der NABU auf die Bedrohung der Zugvögel durch den Ausbau von Windenergieanlagen entlang der östlichen Mittelmeerküste aufmerksam machen. Über 1.000 neue Anlagen sollen demnächst in dem Land entstehen. SPNI begleitet den Ausbau von Windenergieanlagen kritisch und will die Balance zwischen dem Bedarf an erneuerbaren Energien und Naturschutz sichern, vor allem in sensiblen Naturgebieten. Die SPNI ist die Partnerorganisation des NABU im internationalen Naturschutznetzwerk BirdLife.
Auch in Deutschland werden bedrohte Vogelarten, wie der Schreiadler, durch den Ausbau von Windenergieanlagen bedroht. Viele Anlagenbauer unterschreiten die Abstandsempfehlungen von den deutschen Vogelschutzwarten zwischen den Anlagen und den Brutstätten. Der NABU setzt sich für eine naturverträgliche Energiewende ein und behält sich daher vor, gegen rechtswidrig errichtete Anlagen gerichtlich vorzugehen. Doch die Bemühungen des NABU in Deutschland werden geschwächt, wenn die Zugvogelarten auch entlang ihrer Wanderwege ähnlichen Gefahren ausgesetzt sind. „In Deutschland brütende Zugvögel wie Schreiadler und Weißstörche fliegen über Israel nach Afrika und zurück. Ein gemeinsames Vorgehen mit den israelischen Naturschützern ist für die deutschen Schutzbemühungen daher unbedingt notwendig“, sagte Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte. „Insbesondere sollten für Windenergieanlagen, die außerhalb Deutschlands, aber mit deutschen Fördermitteln gebaut werden, die gleichen naturschutzfachlichen Standards angelegt werden wie in Deutschland.“
Israel liegt nicht nur an einer der wichtigsten Routen des Vogelzugs, sondern auch im Biodiversitäts-Hotspot Mittelmeer-Becken, das von der Organisation Conservation International als eines der 34 Zentren der globalen Artenvielfalt ausgewiesen wurde. „Wir wollen durch gemeinsame Projekte mit Partnern vor Ort zu den internationalen Anstrengungen beitragen, um den Biodiversitätsreichtum solcher Zentren zu bewahren“, sagte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel besuchte eine hohe Delegation der SPNI mit ihrem Geschäftsführer Kosha Pakman den NABU in Berlin. Auf dem Programm standen unter anderem Fachgespräche zu Themen wie Zugvogel-, Klima- und Meeresschutz sowie Gewinnung von Menschen für den Naturschutz.
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