Das Märchen vom Bio-Tellerchen
Es ist ein Tiefschlag für das Image von Bio-Kunststoffen: Ein neuer Test des Verbrauchermagazins ÖKO-TEST zeigt, dass Bambus-Geschirr nicht ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt ist, sondern Kunststoffe enthält. Die reguläre Plastikware zeigte sich dagegen ohne auffällige Befunde.
Viele Eltern servieren ihren Kleinkindern die ersten Mahlzeiten auf robustem Plastikgeschirr, das auch mal die ersten Wurf- und Freifallexperimente schadlos übersteht. Meist werden diese Geschirre aus Melaminkunstharz gefertigt. Dessen Produktionsgrundstoffe Melamin und Formaldehyd sind jedoch problematisch: Melamin bildet Kristalle im Urin, die die Nieren lebensbedrohlich schädigen können. Formaldeyhd wird von der EU als krebsverdächtig eingestuft. Im Kunstharz sind diese beiden Stoffe gebunden und damit unbedenklich. Allerdings können sie durchs Braten, Kochen und durch heiße Speisen ins Essen und die Getränke übergehen.
ÖKO-TEST hat 16 Kindergeschirrsets eingekauft und im Labor auf bedenkliche Inhaltsstoffe und Materialtricksereien prüfen lassen. Das Ergebnis überraschte: Während die Kunststoffprodukte kein Melamin oder Formaldehyd absonderten und uneingeschränkt empfohlen werden können, sind die fünf Bambusprodukte aus Sicht des Verbrauchermagazins „nicht verkehrsfähig“. Die Anbieter bewerben sie als ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen wie Bambus und Maismehl hergestellt. Vier vermeintliche Ökogeschirrsets sind so zwar gesundheitlich unbedenklich. Doch in der Laboranalyse zeigte sich, dass die Pflanzenfasern mit Melaminharz verklebt wurden: klare Fälle von Verbrauchertäuschung. Bei einem fünften Bambusgeschirr, das ebenfalls als Ökoware beworben wird, konnte das verwendete Kunstharz nicht eindeutig identifiziert werden. Die Teller und Tassen des Sets sonderten jedoch krebsverdächtiges Formaldehyd in heiße Testflüssigkeit ab - in Mengen über EU-Grenzwert.
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