Bundeslandwirtschaftsministerium verspielt Vertrauen im Umgang mit einem der wertvollsten Schutzgüter
Der NABU hat an das Bundeslandwirtschaftsministerium appelliert, die Ziele der Bundesregierung zur natürlichen Waldentwicklung in Deutschland nicht schönzurechnen. In einem jetzt bekanntgewordenen Schreiben des zuständigen Staatssekretärs Robert Kloos an die Verbände der Forst-, Holz- und Papierwirtschaft wird verkündet, dass das sogenannte Fünf-Prozent-Ziel in Zusammenhang mit der natürlichen Waldentwicklung in Deutschland bereits erreicht sei. Die im Oktober 2007 vom Bundeskabinett verabschiedete nationale Strategie zur biologischen Vielfalt sieht vor, bis zum Jahr 2020 fünf Prozent der Waldfläche Deutschlands einer natürlichen Entwicklung zu überlassen.
„In die Berechnung wurden auch Flächen aufgenommen, die heute aus verschiedenen Gründen nicht bewirtschaftet werden, morgen aber wieder genutzt werden könnten, wenn beispielsweise der Holzpreis steigt, die Holzernte günstiger wird oder ein neuer Eigentümer die Ziele ändert. Dass das Bundeslandwirtschaftsministerium jetzt mit einfachen Rechentricks versucht, die weitere Entwicklung des Netzwerkes Urwälder-von-morgen zu verhindern, ist unseriös und erschüttert auch das Vertrauen im Umgang mit den selbst gesteckten Zielen der Bundesregierung“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
In einem Forschungsprojekt des Bundesamtes für Naturschutz wurden jüngst erstmalig alle Waldflächen in Deutschland ermittelt, die sich bereits heute dauerhaft natürlich entwickeln dürfen. Nüchternes Ergebnis: Bis heute verfügen nur 1,9 Prozent der Waldflächen über einen entsprechenden rechtlichen Schutz. Bis 2020 werden es 2,3 Prozent sein und mittelfristig könnten drei Prozent erreicht werden.
„Tatsächlich sind wir momentan von dem Fünf-Prozent-Ziel noch weit entfernt. Damit wir es überhaupt erreichen, müssen noch zeitnah weitere 223.000 Hektar Wald der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass durch die rechtliche Sicherung dieser Flächen die dauerhafte ungestörte Waldentwicklung gewährleistet ist“, so Miller weiter. Unbewirtschaftete Wälder, das heißt Wälder in denen keine Bäume gefällt werden, seien in Deutschland extrem selten, aber umso bedeutender für den Schutz der biologischen Vielfalt.
Der NABU setzt sich dafür ein, dass sich bis zum Jahr 2020 auf fünf Prozent des deutschen Waldes Urwälder von morgen entwickeln dürfen. Der große Anteil des Waldes soll naturschonend bewirtschaftet werden. Diese Ziele werden derzeit am besten durch die FSC-Zertifizierung umgesetzt.
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