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Aggressiver Salamander-Keim
NABU fordert EinschrÀnkung des Wildtierhandels

Miller: "Heimische AmphibienbestĂ€nde durch strenge Einfuhrkontrollen unbedingt schĂŒtzen"

Der NABU begrĂŒĂŸt den Schritt der US-Behörden, ein einstweiliges Importverbot fĂŒr Salamander und Molche durchzusetzen und fordert auch die deutsche Regierung zum Handeln auf. „Wenn sich schon das ,Mutterland des Freihandels‘ zum Schutz ihrer Ökosysteme zu so weitreichenden HandelsbeschrĂ€nkungen gezwungen sieht, sollte die Bundesregierung nachziehen und endlich einen ‚sauberen Tierhandel‘ umsetzen“, sagte NABU-BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrer Leif Miller. Der NABU fordert, das im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vom November 2013 vereinbarte Verbot von Wildtierimporten in die EU sowie gewerblichen Tierbörsen mit Exoten endlich umzusetzen.

Unter einem „sauberen Tierhandel“ versteht der NABU, dass kĂŒnftig nur noch nachgewiesen gesunde, einzeln unter QuarantĂ€nebedingungen gehaltene und transportierte Tiere gehandelt werden dĂŒrfen. Dies schließe Massenimporte von Wildtieren, Gemeinschaftshaltung beim HĂ€ndler und den Handel auf privaten Tierbörsen und –messen aus und die intensive veterinĂ€rmedizinische Behandlung einschließlich prophylaktischer Maßnahmen ein.

Die US-Regierung verhĂ€ngte ihr Importverbot nach eigenen Aussagen, um eine Ausbreitung des Hautpilzes Batrachochytridium salamandrivorans, besser bekannt als „Salamanderfresser“, in ihre Ökosysteme zu verhindern. Der Salamanderfresser ist ein besonders aggressiver Keim, der buchstĂ€blich Löcher in die empfindliche Amphibienhaut frisst. Entdeckt wurde der ursprĂŒnglich offenbar aus Asien stammende Pilz nach Massensterben von Feuersalamandern in den Niederlanden und Belgien. Zwischenzeitlich ist er aber auch in Großbritannien und Deutschland nachgewiesen worden. Neben dem Verlust von LebensrĂ€umen, Agrochemikalien und dem Klimawandel gelten hochansteckende Krankheiten heute als eine der wichtigsten GefĂ€hrdungsursachen fĂŒr Amphibien und sind Auslöser des dramatischen weltweiten Amphibiensterbens.

„Die Ausbreitung des Salamanderfressers in Europa muss zum Schutz unserer heimischen Amphibienpopulationen unbedingt eingedĂ€mmt werden. Ohne die EinfĂŒhrung des Vorsorgeprinzips in den Tierhandel und klare Regeln fĂŒr einen ‚sauberen Handel‘ wird dies nicht zu erreichen sein“, so Miller.

Die Rolle, die dem Tierhandel insbesondere von Wildtieren bei der Verbreitung gefĂ€hrlicher Krankheitserreger zukommt, sei bislang kaum bewertet worden. Die US-Naturschutzbehörde U.S. Fish and Wildlife Service hat am 12. Januar 2016 eine Liste mit 201 Arten von Molchen und Salamandern - das entspricht faktisch allen gehandelten Arten, die außerhalb Nordamerikas vorkommen - veröffentlicht, die als potenzielle ÜbertrĂ€ger des gefĂ€hrlichen Pilzes gelten und daraufhin das Importverbot in einem Eilverfahren verhĂ€ngt. Damit folgt die USA dem Beispiel der Schweiz, die bereits im Sommer 2015 ein generelles Importverbot fĂŒr Salamander und Molche erlassen hatte. Auch das standing committee der Berner Konvention zum Schutz der EuropĂ€ischen Flora und Fauna fordert aufgrund des Ausbruchs des Salamanderfressers in Wildpopulationen und Gefangenschaftshaltungen in Europa HandelsbeschrĂ€nkungen.
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Eintrag vom: 14.01.2016  




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