Feierlichkeiten unterstreichen internationale Bedeutung des größten Süßwassersees des Landes
Der NABU hat am heutigen Freitag gemeinsam mit der amharischen Regionalregierung das neue Tanasee-Biosphärenreservat im Nordwesten Äthiopiens offiziell eingeweiht. Im Juni wurde die Region nach nur drei Jahren Vorarbeit des NABU und seiner Partner von der UNESCO offiziell in das Weltnetz der Biosphärenreservate aufgenommen. Hochkarätige Gäste nahmen an der Veranstaltung in Bahir Dar, der regionalen Hauptstadt am Ufer des Tanasees, teil, darunter der Präsident der Region Amhara, Gedu Andargachew, der deutsche Botschafter Äthiopiens, Joachim Schmidt, sowie der Direktor der UNESCO-Vertretung in Addis Abeba, Prof. Dr. Alaphia Wright.
„Die Zahl und Zusammensetzung der Teilnehmer zeugt von der internationalen Bedeutung der Tanasee-Region“, sagte NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt anlässlich der Feierlichkeiten. Das Tanasee-Biosphärenreservat ist 700.000 Hektar groß, fast dreimal so groß wie das Saarland. Die rund 2,5 Millionen Menschen, die in dem Gebiet leben, sind von der Landwirtschaft und dem See abhängig. Dieser bildet etwa 50 Prozent der Wasserressourcen des Landes und ist eines der wichtigsten Überwinterungsgebiete für Zugvögel, wie den europäischen Kranich. Übernutzung der Seeuferbereiche, Erosion und große Agrar- und Strukturvorhaben bedrohen jedoch den See und seine Umgebung. „Es galt daher, diese einzigartige Natur- und Kulturlandschaft Äthiopiens zu erhalten und den Bewohnern neue, naturfreundliche Entwicklungswege aufzuzeigen“, so Svane Bender-Kaphengst, Leiterin des NABU-Afrika-Programms.
Seit 2012 setzt sich der NABU in der Region zudem für Wissensaufbau und Umweltbildung ein und renaturiert gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung Feuchtgebiete und Wälder. Durch pilothafte Umstellung der Landwirtschaft, die Entwicklung regionaler Produkte wie Kräutertees, Öle und Gemüse sowie die Unterstützung der Region beim Aufbau von Ökotourismus eröffnen sich neue Versorgungs- und Einkommensquellen für die Menschen im Biosphärenreservat.
Der Tanasee ist nicht die erste Region, die der NABU bei der Einrichtung eines Biosphärenreservats unterstützt. Bereits 2010 gelang dies in der Kafa-Region in Südwest-Äthiopien. Die Anerkennung des Tanasee-Biosphärenreservats ist das Ergebnis des NABU-Projekts „Für Mensch und Natur: Aufbau eines UNESCO-Biosphärenreservats am Tanasee in Äthiopien“, das durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und in enger Zusammenarbeit mit dem Amhara-Regionalstaat sowie der Michael Succow-Stiftung umgesetzt wird. Mit Unterstützung des BMZ plant der NABU nun das junge Biosphärenreservat weitere drei Jahre mit Maßnahmen zu Klima- und Biodiversitätsschutz sowie Regionalentwicklung und Gemeindestärkung zu begleiten.
Gleichzeitig startet der NABU mit dem leitenden Konsortialspartner UNIQUE im Auftrag der GIZ beziehungsweise des BMZ ein vier Jahre laufendes Projekt in den Wald-Biosphärenreservaten Yayu und Sheka im Südwesten des Landes. Hier sollen Kapazitäten für eine effektive Verwaltung der Biosphärenreservate aufgebaut und einkommensschaffende Maßnahmen etabliert werden. |