Tschimpke: Beide Branchen müssen verpflichtende Reduktionsziele bekommen
Berlin/Paris – Rund eineinhalb Monate vor Beginn der Klimakonferenz in Paris wird das Ausgangspapier der Verhandlungen immer löchriger. So flogen bei den derzeit laufenden Vorverhandlungen gleich zwei große Emissionsverursacher aus dem Entwurfstext: die internationale Schifffahrt und der Flugverkehr. Beide sollen demnach keine verpflichtenden Ziele zur Reduktion der CO2-Emissionen einhalten müssen. Und das, obwohl beide Branchen seit Jahren extrem wachsen. Nach Expertenschätzungen könnten ihre Emissionen bis 2050 sogar um bis zu 250 Prozent steigen.
„Für das Weltklima und die anstehenden Verhandlungen sind die Streichungen bei Schifffahrt und Flugverkehr ein herber Rückschlag. Damit wird es immer unwahrscheinlicher, dass wir das globale Zwei-Grad-Ziel noch erreichen können“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Dabei seien geringere CO2-Ausstöße im Verkehrsbereich dringend notwendig. Allein die weltweite Schifffahrt verursacht pro Jahr so hohe Emissionen wie die gesamte Bundesrepublik Deutschland: 949 Millionen Tonnen (2012). Und Deutschland liegt auf Platz sechs der weltweit größten Emissionsverursacher. Auf das Konto des Flugverkehrs geht ein zusätzlicher Ausstoß, der in etwa so hoch liegt wie der des Vereinigten Königreichs.
Bis zuletzt hatte sich der scheidende Generalsekretär der UN-Schifffahrtorganisation (IMO), Koji Sekimizu, vehement gegen ein CO2-Reduktionsziel gesperrt – mit dem Argument, dass dieses den weltweiten Handel behindere. Bis heute hat sich die IMO daher keine eigenen Grenzen gesetzt. „Nun ist das Sekretariat der Klimarahmenkonvention gefordert, die IMO endlich zu konkreten Zielen zu verpflichten“, forderte der NABU-Präsident.
Auch die Bundesregierung sei in der Verantwortung, beiden Branchen Reduktionsziele zu verordnen. Denn bereits im Mai torpedierte die deutsche Delegation bei der IMO Bemühungen, ein CO2-Reduktionsziel für die Schifffahrt festzulegen und verweigerte einem Vorstoß der Marschallinseln die dringend nötige Unterstützung. „Deutschland muss diesen Fehler wieder gut machen und sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Schifffahrt und Luftverkehr wieder in den Vertragstext aufgenommen werden“, so Tschimpke.
Dazu haben sich am vergangenen Freitag 16 Umweltschutzorganisationen an die zuständigen Minister gewandt. Ihre Forderung: Die Schifffahrt und der Luftverkehr müssen wieder Teil des Klimaabkommens werden. Der gemeinsame Brief richtet sich sowohl an den zuständigen EU-Kommissar für Klimaschutz und Energie, Manuel Cañete, als auch die europäischen Minister, unter ihnen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Ein ähnlich lautender Brief ging zudem an die Verantwortlichen der UNO: an Ban Ki-moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen, die Generalsekretärin des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, Christiana Figueres, sowie an Achim Steiner, den Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms. |