Wenig Licht, viel Schatten
Intensive Landwirtschaft verantwortlich fĂŒr massiven Artenverlust
Kurz vor der europĂ€ischen Naturschutzkonferenz Green Week, die am 3. Juni in BrĂŒssel beginnt, hat BirdLife Europe, der internationale Dachverband des NABU, eine Halbzeitbilanz der EU-BiodiversitĂ€tspolitik vorgestellt. Bis 2020 will die EuropĂ€ische Union den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen und geschĂ€digte Ăkosysteme wiederherstellen. Das Fazit des Berichts: In einigen Bereichen gibt es erste Fortschritte, das Ziel einer generellen Trendumkehr wird jedoch verfehlt. Viele Tier- und Pflanzenarten sind in der EU weiterhin bedroht.
Herausragende Ergebnisse fĂŒr die Natur in Europa sind ĂŒberall dort zu verzeichnen, wo die beiden wichtigsten Naturschutzrichtlinien â die Vogelschutz- und die Fauna-Floria-Habitat-(FFH-)Richtlinie â erfolgreich umgesetzt werden. Doch vielerorts sind sie bislang unzureichend finanziert und mangelhaft umgesetzt, wie der Bericht festhĂ€lt.
âDie Entwicklung von Europas Natur hĂ€ngt maĂgeblich an der Vogelschutz- und FFH-Richtlinie. Daher darf dieses HerzstĂŒck der EU-BiodiversitĂ€tsstrategie keinesfalls aufgeweicht werden, wie es durch den âFitness-Checkâ der EU-Kommission derzeit droht. Stattdessen ist die Bilanz ein dringender Appell an die EU, an ihren Richtlinien festzuhalten und sie mit noch mehr Nachdruck umzusetzenâ, so NABU-PrĂ€sident Olaf Tschimpke.
Der Bericht sieht insbesondere im Bereich der naturvertrĂ€glichen Landnutzung dringenden Handlungsbedarf. Ăber die HĂ€lfte aller Vögel der Agrarlandschaft sind seit 1980 verschwunden, wertvolles GrĂŒnland geht in einigen EU-Staaten in alarmierender Geschwindigkeit verloren, darunter in Deutschland, Bulgarien und Slowenien. Alarmierende Beispiele fĂŒr die daraus resultierenden BestandsrĂŒckgĂ€nge bei Vögeln finden sich zahlreich: So ist das Rebhuhn in den vergangenen 25 Jahren um 94 Prozent zurĂŒckgegangen und stark gefĂ€hrdet, der Kiebitz liegt bei einem Minus von 75 Prozent und die FeldlerchenbestĂ€nde sind deutschlandweit um rund ein Drittel eingebrochen. Auf EU-Ebene zeichnen sich Ă€hnliche Trends ab.
âAllen genannten Arten ist gemein, dass sie in der Agrarlandschaft leben und Opfer einer immer intensiveren Landnutzung werdenâ, so Tschimpke. Um weitere Artenverluste und negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu vermeiden, sei eine Umkehr in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU dringend erforderlich.
Substanzielle Fortschritte sieht der Report bei Ziel 1 (Umsetzung der EU-Naturschutzrichtlinien), Ziel 4 (Fischerei) und Ziel 5 (invasive Arten). Wenig geschehen ist bisher hingegen hinsichtlich Ziel 2 (Wiederherstellung geschĂ€digter Ăkosysteme), nur begrenzten Fortschritt gibt es bei Ziel 6 (Beitrag der EU zum weltweiten Erhalt der biologischen Vielfalt). Ziel 3 (naturvertrĂ€gliche Landnutzung) hingegen wurde bisher völlig verfehlt.
In den Bereichen Fischerei und invasive Arten verfĂŒgt die EU inzwischen ĂŒber eine robuste Gesetzgebung, die kommenden Jahre werden jedoch richtungsweisend fĂŒr die kĂŒnftige Entwicklung sein. DafĂŒr mĂŒssen insbesondere die Fangquoten und -begrenzungen in Ăbereinstimmung mit den Visionen der europĂ€ischen Fischereipolitik gebracht werden, zudem muss eine ausreichend hohe Zahl von Arten in die EU-weite schwarze Liste der invasiven Arten aufgenommen werden.
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