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Immer noch hohe Nitratbelastung des Grundwassers im Landkreis Emmendingen
Die Themen Grundwasser und Grundwasserschutz sind wichtige Aufgaben des BUND und wir verstehen uns auch als Lobby der „Wassertrinker“ und des Bodenschutzes. Seit Jahrzehnten beschäftigen uns die Grundwasserthemen im Landkreis, z.Bsp. die sanierte Teninger Altlast und die immer noch problematische Köndringer Altlast.

Theoretisch dürfte die Trinkwasserbeschaffung im Landkreis Emmendingen kein Problem sein, denn der Landkreis „sitzt“ auf einem der größten Grundwasserseen Europas mit geschätzten 45 Milliarden Kubikmetern Volumen im Oberrheingraben. Doch die Realität ist leider eine andere, wie aktuell die Beispiele Herbolzheim und Wyhl zeigen:

*Seit mehr als fünf Jahren ist die Stadt Herbolzheim auf der sehr teuren und schwierigen Suche nach geeigneten, guten Trinkwasservorkommen.
*Der aktuelle Grenzwert für Nitrat in Trinkwasser liegt laut der deutschen Trinkwasserverordnung bei 50 mg/l. Das Ergebnis der Trinkwasseruntersuchung der Gemeinde Wyhl vom 25.09.2014 zeigt ein Messergebnis bei Nitrat von 48,3 mg/l. Das ist kein Grund zu Panik, wohl aber ein Zeichen, dass auch im Landkreis Emmendingen noch viel zu tun ist.

Der große unterirdische Trinkwassersee am Oberrhein ist an vielen Stellen mit Schadstoffen aus Altlasten, aber auch mit Problemstoffen aus der Landwirtschaft, mit Pestiziden und Nitrat belastet.

Die Nitratbelastung des Grundwassers ist hauptsächlich auf den Einsatz von mineralischem und organischem Dünger zurückzuführen. Die Art und Weise der Bewirtschaftung spiegelt sich im Grundwasser wieder. Der Anbau von Mais in der Rheinebene zeigt sich in einer flächenhaften Belastungsfahne. Auch die intensiv gedüngten Sonderkulturen und der Wein bringen starke Belastungen in den Vorbergzonen von Schwarzwald und Vogesen und im Abstrom des Kaiserstuhls. Wenn Gemeinden wie Sasbach oder Endingen in der Vergangenheit auf Grund der Nitratbelastungen neue, viele Millionen Euro teure Brunnen bohren mussten, dann gab es erstaunlicherweise keine öffentliche Diskussion zu den Ursachen des Problems. Bei Konflikten um die Ausweisung von neuen Wasserschutzgebieten haben die "Wassertrinker” die schwächste Lobby.

Aus diesem Grund hatten wir Herrn Landrat Hurth gebeten, uns über den aktuellen Stand und die Entwicklungen der Grundwasser-Schadstoffwerte (insbesondere Nitrat) im Landkreis Emmendingen zu informieren. In der Anlage senden wir Ihnen die erfreulich umfangreiche Antwort des Landratsamtes Emmendingen und Links zu Tabellen der LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg).

Die Antwort im Anhang zeigt zwar teilweise Verbesserungen auf, allerdings liegen die Belastungen immer noch auf einem sehr hohen Niveau. 8 Messstellen zeigen einen fallenden, 8 Messstellen einen steigenden Nitratwert. Seit vielen Jahren ist das Nitratproblem bekannt, aber die Fortschritte sind leider bescheiden. Die besonders starke Belastung Südbadens und des Landkreises Emmendingen zeigen die beigelegten Farbfolien der LUBW, aber auch die aktuellen Probleme in Wyhl und Herbolzheim.

Im jüngsten „Nitratbericht“ der EU-Kommission wird Deutschland als eines von wenigen Ländern für seine »sehr schlechte« Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie gerügt, die eine Verschlechterung der Gewässerqualität verbietet. Der BUND fordert eine effizientere Düngemittelverordnung, die das Grund- und Trinkwasser schützt und Bäche, Flüsse und Meere entlastet.

Wenn wir als BUND die Nitratbelastung des Grundwassers durch die Landwirtschaft kritisieren, dann müssen wir aber auch sagen, dass unsere Landwirte immer mehr der internationalen Konkurrenz ausgesetzt sind. Das geplante Freihandelsabkommen TTIP wird den Druck, mehr Gift und mehr Dünger einzusetzen, noch verstärken.

Axel Mayer, Regionalgeschäftsführer Renate Hund, Kreisvorstand
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Eintrag vom: 08.05.2015  




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