Schamlose Verschmutzungsprivilegien – internationale Regulierung dringend nötig
Schiffe sind bereits heute für bis zu 13 Prozent der weltweiten Dieselrußemissionen verantwortlich. Bis 2050 könnten sich die Rußemissionen aus der Schifffahrt sogar verdreifachen, so das Ergebnis einer heute veröffentlichten Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT). Damit werde ein Großteil der an Land erzielten Fortschritte bei der Reduktion dieses hochgiftigen Luftschadstoffs zunichte gemacht. Der NABU kritisierte in diesem Zusammenhang die Bestrebungen einiger Staaten wie zum Beispiel Russland scharf, die geplante Regulierung von Rußpartikeln (engl. Black Carbon) in der Internationalen Meeresschutzorganisation der Vereinten Nationen (IMO) zu Fall bringen zu wollen. Angesichts der immensen Umwelt-, Klima- und Gesundheitsbelastung forderte der NABU die Bundesregierung auf, sich bei der IMO für entsprechende Vorschriften und Maßnahmen zur Reduzierung von Rußemissionen starkzumachen.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke: „Die Studie belegt eindrucksvoll, welche unerhörten Verschmutzungsprivilegien die Schifffahrt derzeit genießt. Diese bestehen zu lassen, während wir an Land erfolgreich Abgase von Autos, Lkw und Kraftwerken filtern, ist geradezu schamlos. Die IMO muss unbedingt ambitionierte Regulierungen verabschieden, die den Rußausstoß auf See deutlich reduzieren.“ Es könne nicht nach der Devise verfahren werden, ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘, da die von Schiffen verursachten Schadstoffe mehrere hundert Kilometer landeinwärts geweht würden, wo sie allein in Europa jedes Jahr zum vorzeitigen Tod von 50.000 Menschen führten. Lösungen wie Partikelfilter und der Einsatz weniger schwefelhaltiger Kraftstoffe seien ausgereift und verfügbar, so dass ein „weiter wie bisher“ unverantwortlich sei.
NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger: „Besonders pikant ist die Situation in arktischen Gewässern. Ruß, der hier in die Luft geblasen wird, legt sich direkt auf die weißen Schneeflächen und beschleunigt so das Abschmelzen des Eises. Es wird erwartet, dass der Schadstoffausstoß von Schiffen in arktischen Gewässern sich bis 2025 versechsfacht, das wäre eine Art Supergau für dieses sensible Ökosystem.“ Höherwertiger Marinediesel und Abgassysteme müssten Pflicht für alle Schiffe werden, die in der Arktis operieren. Hier sei das Bundesforschungsministerium mit dem Forschungsschiff „Heincke“ weltweites Vorbild, da es über einen Rußpartikelfilter und Stickoxid-Katalysator verfüge. Es sei daher nur folgerichtig, wenn die Bundesregierung sich in der IMO dafür
einsetze, dieses Modell zum internationalen Standard zu machen und andere Staaten ermuntere, nachzuziehen. Die Studie des ICCT schätzt, dass mit den aktuell verfügbaren Maßnahmen die Black Carbon-Emissionen um 70 Prozent reduziert werden können. „Das ICCT ist in seiner Schätzung sogar noch konservativ. Würden alle Schiffe Rußpartikelfilter verbauen, wären wir das Rußproblem in der Schifffahrt los, denn diese reduzieren 99,9 Prozent der Rußpartikel“, so Oeliger. |