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Erster „Urbos 100“ in Freiburg vorgestellt
Linieneinsatz ab Mitte des Jahres

Fast genau zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Vertrags zwischen der Freiburger Verkehrs AG (VAG) und dem spanischen Hersteller „Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles“ (CAF) über den Kauf von 12 Stadtbahnfahrzeugen für die VAG ist in der Nacht vom 16. auf den 17. März das erste Fahrzeug angeliefert worden. Die neuen Fahrzeuge werden wegen anstehender Netzerweiterungen und zur Modernisierung des Fahrzeugparks benötigt. Der Auftrag an CAF erfolgte nach einer europaweiten Ausschreibung, an der sich mehrere Hersteller beteiligt hatten. Über den genauen Kaufpreis, der neben den Fahrzeugen auch Ersatzteile sowie ein Servicepaket beinhaltet, wurde Stillschweigen vereinbart. Er liegt jedoch unter 40 Millionen Euro.

In den nächsten Wochen werden insgesamt sechs Fahrzeuge angeliefert. Die zweite Charge von weiteren sechs Fahrzeugen kommt im zweiten Quartal 2017. Mit einem Linieneinsatz ist ab Mitte des Jahres zu rechnen.

Die zwölf neuen Fahrzeuge werden die Betriebsnummern 301 – 312 erhalten.

VAG Vorstand Stephan Bartosch erläuterte bei der Vorstellung des ersten Fahrzeugs vor Medienvertretern, dass die VAG mit dem Urbos 100 ein modernes und vor allem für unsere Bedürfnisse passendes Fahrzeug gekauft habe, welches sich bereits in vielen europäischen Städten erfolgreich im Einsatz bewährt hat. „Dank der neuen Fahrzeuge, die zu 100 Prozent niederflurig sind, können wir den Service für mobilitätseingeschränkte Personen nochmals verbessern und den Einsatz von Hochflurfahrzeugen weiter verringern.“ Bartosch erinnerte auch daran, dass sich mit den 42 Meter langen Wagen auch die Fahrgastkapazität der VAG Flotte erhöht.

Das Fahrzeug
Die Straßenbahnen tragen den Namen Urbos. Der Typ Urbos 1 wurde 2004 erstmals ausgeliefert. Seitdem wurde das Fahrzeug ständig weiterentwickelt. Seit 2010 wird die Version gefertigt, welche auch in Freiburg zum Einsatz kommt.
Die Fahrzeuge sind zu 100 Prozent in Niederflurtechnologie ausgeführt. Innerhalb des Fahrzeugs sind keine Stufen vorhanden.
Das 7-teilige Multigelenkfahrzeug, das an beiden Enden Fahrerstände aufweist („Zweirichtungsfahrzeug“) ist mit knapp 42 Metern Länge so lang wie die Combinos. Drei der vier Fahrwerke sind angetrieben, und verfügen über eine elektrische Gesamtleistung von rund 720 kW. Das vierte Fahrwerk ist nicht angetrieben, hat jedoch ein aktives Bremssystem.
An jeder Wagenseite befinden sich 5 Doppeltüren mit einer Durchgangsbreite von über 1,30 m sowie eine Einzeltür. Das Fahrzeug bietet Platz für 241 Fahrgäste und verfügt über 66 +6 Sitzplätze.
Im Fahrzeuginneren befinden sich zwei Multifunktionszonen, die mit 6 Klappsitzen ausgestattet sind. Diese Zonen sind für das Abstellen von Rollstühlen, Rollatoren und Kinderwagen vorgesehen und werden entsprechend gekennzeichnet. Zusätzliche horizontale Haltestangen mit Haltewunschtastern verbessern das Platzangebot. Für den Zustieg mobilitätseingeschränkter Fahrgäste an den wenigen nicht entsprechend ausgebauten Haltestellen in der Innenstadt sind Klapprampen vorhanden. Der Kontakt zum Fahrer kann dort über Türsprechstellen hergestellt werden – ein Novum im Freiburger Fuhrpark.
Zum Schutz der Fußgänger sind sämtliche Aussparungen an der Fahrzeugfront und an den Seiten durchgehend tief verkleidet, außerdem verfügt das Fahrzeug über einen neuartigen Bahnräumer im Frontbereich .

Fahrgastraum
Der Fahrgastraum wird mit modernen Materialien gestaltet, welche auch bei intensiver Nutzung stabil und widerstandsfähig sind und somit eine lange Lebensdauer erreichen können. Die Materialien lassen sich einfach reinigen und Verschleißteile wie zum Beispiel die Sitzbezüge können leicht ausgetauscht werden. Die Haltestangen werden wie bei allen Freiburger Fahrzeugen in Edelstahl ausgeführt. Durch die großen, getönten Fensterflächen gelangt sehr viel Licht in den Innenraum. An der Decke befinden sich zwei durchgehende Lichtbänder, welche auch bei Dunkelheit für eine sehr gute Ausleuchtung des Innenraumes sorgen. Über Sensoren wird die Innenraumbeleuchtung automatisch den Außenlichtverhältnissen angepasst.
Der gesamte Fahrgastraum ist klimatisiert, wobei aus ökologischen Gründen eine gute Entfeuchtung der Luft und nur eine mäßige Temperaturabsenkung realisiert werden. Im Winter sorgen zusätzliche Warmluftheizgeräte für eine gleichmäßige, behagliche Temperatur.
Die Multifunktionsbildschirme versorgen den Fahrgast mit allen erforderlichen Informationen über den Linienverlauf. Zum Schutz unserer Fahrgäste und des Fahrpersonals erhält das Fahrzeug eine Videoanlage. Außerdem befinden sich in jedem Fahrzeug zwei Fahrkartenverkaufsautomaten der neuen Generation, die auch Geldscheine und EC-Karten akzeptiert.

Wagenaufbau
Die tragenden Teile der Wagenkastenmodule bestehen aus unterschiedlichen Materialien. Eingesetzt werden Stahlprofile im Bereich der hochbelasteten Längsträger, Aluminiumprofile und Aluminiumbleche für Querträger, Böden, Türschwellen, Decken und Seitenwände sowie Verbundelemente aus Fiberglas und Phenolharzen mit thermoplastischen Schaumstoffkernen für die Innenraumausstattung.
Die Untergestelle der einzelnen Module sind über Kugelgelenkverbindungen gekoppelt, im Dachbereich sorgen je eine starre und eine flexible Gelenkverbindung für die sichere Kraftübertragung.
Das Fahrzeug wird ein Leergewicht von 53 t aufweisen.

Außendesign
Der Urbos 100 verfügt über ein zeitgemäßes Außendesign ohne dabei aufdringlich zu wirken. Abgerundete Formen ohne überstehende Anbauteile verbessern die Fahrdynamik und vermindern die Fahrgeräusche. Die bisher immer sehr auffälligen, großen Außenspiegel werden durch Kamerasysteme ersetzt, die dem Fahrer eine gute Sicht über die gesamte Längsseite ermöglichen.
In der Grundversion werden die Fahrzeuge in den Freiburger Farben Weiß, Rot und Schwarz ausgeliefert. Die Fahrzeuge können auch problemlos wie bisher mittels Klebefolien als bunte Werbeträger genutzt werden.

Die Firma CAF
CAF ist ein spanischer Hersteller von Schienenfahrzeugen mit Sitz in Beasain im Baskenland. Das Unternehmen ging hervor aus einer Eisenhütte, wurde 1917 als Fabrik zur Herstellung von Waggons neu gegründet und besteht in seiner jetzigen Form seit 1971. Das Produktportfolio reicht vom Hochgeschwindigkeitszug über U-Bahnen und S-Bahnen bis zu den Straßenbahnen. CAF ist international tätig und hat z.B. auch schon U-Bahnen nach Washington D.C. geliefert. Straßenbahnen der Firma CAF verkehren derzeit vor allem in Spanien, Frankreich, Großbritannien und der Türkei. Im letzten Jahr konnte die Fa. CAF unter anderem Straßenbahnen nach Schweden, Estland, Brasilien, Taiwan, USA, Ungarn und Australien verkaufen. In Bezug auf die verkauften Straßenbahnfahrzeuge nimmt CAF derzeit in Europa den 2. Platz ein. Die Lieferung der neuen Straßenbahnen für Freiburg ist der erste Auftrag für CAF in Deutschland.
 
Eintrag vom: 20.03.2015  




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