Expeditionen zu Überwinterungsplätzen offenbaren: Zerstörung der Natur in Teilen des Landes dramatischer als erwartet
Experten erfassten im Januar dieses Jahres mehr als 70.000 überwinternde Kraniche in Äthiopien. Bereits 2007 startete ein Projekt von Kranichschutz Deutschland, der Bundesarbeitsgruppe (BAG) Afrika des NABU und der äthiopischen Naturschutzorganisation Ethiopian Wildlife and Natural History Society (EWNHS), um die europäischen Kraniche in dem ostafrikanischen Land zu kartieren und ihre Gefährdungen darzustellen.
Während der ersten vier Expeditionen in den Jahren 2007 bis 2013 konnten viele bis dahin nicht bekannte Überwinterungsplätze von Kranichen ausfindig gemacht werden. Dabei stellte sich heraus, dass die Zerstörung der Natur beispielsweise im Bereich des Großen Grabenbruchs (Rift Valley) dramatischer ist als erwartet.
Im Vergleich zu 2013 zeigte sich insbesondere die Intensivierung der Landwirtschaft als ein großes Problem, da in diesem Zusammenhang großflächig Grasländer und Feuchtwiesen verloren gingen. Experten machen dafür auch die Produktion von Blumen in Foliengewächshäusern verantwortlich, welche weiter zugenommen hat. Die Blumen - hauptsächlich Rosen - werden später in Deutschland und anderen Industrieländern vor allem in Supermärkten verkauft. Das gravierende daran ist, dass der Wasserverbrauch für die Produktion die Feuchtgebiete, Seen und Stauseen augenscheinlich schrumpfen lässt. Günter Nowald, Leiter des Kranich-Informationszentrums rät daher, Blumen nur aus heimischer Produktion zu erwerben. Entsprechend haben Störreize zugenommen und es fehlt an Brutplätze und Nahrungsflächen für die Jungenaufzucht.
Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der Universität Jimma fanden bereits Gespräche zum Feuchtgebiets- und Kranichschutz statt, unter anderem mit Taye Tolemariam Ejeta, dem Vizepräsidenten der Hochschule. Die Ergebnisse sollen den Entscheidungsträgern der Regionsverwaltung dargestellt werden, um die bedrohten Feuchtgebiete zu sichern.
Am wichtigsten Überwinterungsgebiet für Kraniche in Äthiopien, dem Tanasee, engagiert sich der NABU bereits seit 2012 im Rahmen eines BMZ geförderten Projektes für den Aufbau eines UNESCO-Biosphärenreservats. Gemeinsam mit den lokalen Behörden arbeitet der NABU daran, die einzigartige Natur der Region langfristig zu erhalten. |