Tschimpke: Regierungsvorschläge sind fauler Kompromiss
Berlin – Der NABU fordert von der Bundesregierung ein Fracking-Verbot für ganz Deutschland. „Die Einigung zwischen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Bundeswirtschaftminister Sigmar Gabriel ist ein fauler Kompromiss zu Lasten des Schutzes von Mensch, Natur und Trinkwasser“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Statt einer Lex Niedersachsen und eines Fracking-Moratoriums auf Zeit brauchen wir ein dauerhaftes Fracking-Verbot, und zwar in allen Lagerstätten, ob konventionell oder unkonventionell.“ Aus NABU-Sicht müssten auch die Förderung von Erdgas, aus ehemals porösen und nun versiegelten Gesteinsformationen, so genanntes Tight-Gas, sowie der Einsatz der Fracking-Technologie in konventionellen Lagerstätten verboten werden. Die Bundesregierung plant lediglich ein Fracking-Moratorium für Schiefer- und Kohleflözgasvorkommen aus unkonventionellen Lagerstätten bis 3.000 Meter Tiefe bis 2021/2022. Allerdings mit einer weiteren Einschränkung: Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sollen zulässig bleiben. Das Moratorium soll 2021 überprüft werden.
Für den NABU ist es absolut inakzeptabel, dass über die Erschließung unkonventioneller Lagerstätten in Tight-Gas nachgedacht wird, obwohl bereits die konventionelle Förderung erhebliche Risiken und Gefahren birgt und deren Folgeschäden heute immer wieder zu Tage treten. „Grenzwertüberschreitungen von Giftstoffen um das 15.000fache, deren Verpressung in Trinkwasserschutzgebieten, Benzolaustritte aus Lagerstättenleitungen und Erdbeben belegen, dass der bisherige Rechtsrahmen lückenhaft ist, um die Gefahren und Risiken der Erschließung konventioneller Lagerstätten für Mensch und Natur zu bannen“, so Tschimpke. Die Lücken zu stopfen, dazu seien die vorgelegten Eckpunkte unzureichend.
Aus NABU-Sicht bedrohen die heute vorgestellten Ausnahmen die Gesundheit von Mensch und Natur. Dazu gehören nicht nur die Gefahren und Risiken durch den Einsatz von umweltgiftigen Stoffen. „Durch Gas-Fracking können auch natürlich im Boden vorkommende Giftstoffe gelöst werden und ins Grundwasser gelangen“, sagte NABU-Energieexperte Ulf Sieberg. Darüber hinaus belegten die dem NABU im Januar zugegangenen Zwischenergebnisse des zweiten Teils des Gutachtens des Umweltbundesamtes zu den Risiken und Gefahren der Fracking-Technologie, dass eine Übertragbarkeit von Erkenntnissen aus F&E-Vorhaben wegen der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit nicht von einem auf andere Standorte möglich sei.
Auch aus energie- und klimapolitischen Gründen lehnt der NABU die Erkundung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten ab. „Der enorme Energie- und Flächenverbrauch spricht gegen die Fracking-Technologie“, so Sieberg. Energieimportabhängigkeit und Versorgungssicherheit ließen sich statt mit Fracking mit Energieeffizienz lösen. Hier warte man aber seitens der Regierung leider immer noch vergeblich auf konkrete Taten. |