Am 7. Juli beginnen zwei außergewöhnliche „Natur-Stadt-Schule“-Projekte am Opfinger See
Vier Jahrzehnte lang wurde am großen Opfinger See Kies gefördert, nun dient er der Naherholung. Zudem entsteht ein Biotop und Artenschutzgebiet. Dabei helfen vom 7. bis 18. Juli Schüler und Schülerinnen der Tuniberg- und der Pestalozzischule. Im Rahmen der „Natur-Stadt-Schule“ übernehmen sie dort diverse Aufgaben.
Die „Natur-Stadt-Schule“ ist ein außergewöhnliches Angebot des Waldhauses Freiburg. Von November 2013 bis April 2015 erarbeiten dabei Mittelstufenschüler zehn Best Practice-Projekte, die dem Natur- und Artenschutz oder dem Naturerleben in Freiburg dienen. In einer Projektwerkstatt planen sie ihre Aufgaben, danach erhalten sie Areale im Umfeld der Stadt, auf denen sie bestehende Lebensräume aufwerten und neue erschaffen können. Die Ergebnisse sind vor Ort zu sehen und durch Hinweisschilder kenntlich gemacht.
Nächster Schauplatz der Natur-Stadt-Schule ist der Opfinger See, wo die Firma Peter nach 40 Jahren die Kiesförderung eingestellt hatte. Seit diesem Frühjahr befindet sich der See im Wandel. Im südlichen Teil lockt ein Naherholungsgebiet mit Liegewiese, Sportmöglichkeiten und Kiosk. Im nördlichen Teil entsteht ein Biotop und Artenschutzgebiet, das Besuchern nicht zugänglich sein wird.
Im mittleren Teil kann indes die Natur-Stadt-Schule aktiv werden. Vom 7. Juli ist die mobile Projektwerkstatt zwei Wochen lang am See im Einsatz. In Absprache mit der Naturschutzbeauftragten Dagmar Reduth und Markus Müller, dem Leiter des Forstreviers, haben die
Schüler ein Konzept erstellt, um den örtlichen Artenreichtum zu fördern. Kiesgruben wie am Opfinger Baggersee stellen nämlich seltene Ruderalflächen dar; das sind brachliegende Rohböden, die nach einer „Karriere“ als Abbruchgelände oder Kieshalde nicht mehr vom Menschen genutzt werden und nun trockenheitsliebenden Arten die Ansiedlung ermöglichen.
Mit der Einstellung der Kiesförderung verschwinden diese Trockenflächen in der Regel bald, da sich die Vegetation wieder ansiedelt. Um aber trockene Standorte auf Dauer zu erhalten, legt in der Woche vom 7. bis 11 Juli eine siebte Klasse der Tunibergschule in Opfingen eine große Trockenmauer aus Kalkbruchsteinen an.
Vom 14. bis 18. Juli widmen sich die Mädchen aus den siebten Klassen der Pestalozzi-Realschule dann mit einer anderen Aufgabe der Renaturierung. Im mittleren Bereich des Sees ist durch die Baggerarbeiten der Firma Peter eine kleine Insel entstanden. Den Flachwasserbereich zwischen dem Ufer und der Insel bepflanzen die Schülerinnen nun mit Schilf. Außerdem bauen sie eine Barriere aus Robinienpfählen im Wasser, um diesen Bereich dem Zutritt der Öffentlichkeit zu entziehen. Im geschützten Flachwasser können sich Amphibien dann ungestört entwickeln.
Seit November hat die Natur-Stadt-Schule bereits fünf Projekte im Stadtgebiet umgesetzt. So haben Schüler auf einer Streuobstwiese am Schönberg ein Habitat für den Steinkauz gestaltet, am Sternwaldeck ein Insektenhotel errichtet, für das Urban-Gardening-Projekt „Wandelgarten“ im Vauban ein Gartenhäuschen gebaut, am Seniorenheim Augustinum in St. Georgen eine Rasenfläche in eine Bienenweide umgewandelt und an der Anne-Frank-Schule eine Feuerstelle mit Sitzbänken errichtet. Die Wochenberichte der Schüler, Beschreibungen, Fotos und Standorte zu diesen Projekten sind auf www.waldhaus-freiburg.de nachzulesen.
Seit Herbst 2013 waren damit über 100 Schülerinnen und Schüler für den Natur- und Artenschutz oder die Förderung des Naturerlebens in Freiburg tätig. Die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg fördert das Projekt Natur-Stadt-Schule über einen Zeitraum von 18 Monaten mit einem Betrag von 99.000 Euro. |