Umweltministerin Tanja Gönner zieht positive Bilanz: "Entwicklung gleicht einer Erfolgsgeschichte."
Zahl der Vergiftungsnotfälle auf Rekordstand: 2007 über 20.000 Beratungen - Gönner mahnt zu sorgsamem Umgang mit Chemikalien: Kinder besonders gefährdet
VIZ als wichtiges Frühwarnsystem: Durch Falldokumentation werden neue Gefahrenquellen erkannt
Im Beisein von Umweltministerin Tanja Gönner feiert heute (4. April 2008) die bei der Universitätsklinik Freiburg angesiedelte Vergiftungsinformationszentrale (VIZ) mit einem Fachsymposium ihr 40-jähriges Bestehen. "Die Vergiftungsinformationszentrale hat sich vor allem durch Leistung, Kompetenz und Erfahrung zu einer fest etablierten Einrichtung entwickelt, die weit über die Landesgrenzen hinaus Anerkennung findet. 40 Jahre VIZ sind eine Erfolgsgeschichte", erklärte Umweltministerin Gönner.
Über 20.000 rat- und hilfesuchende Menschen wendeten sich im vergangenen Jahr vor allem bei Vergiftungsnotfällen an die Einrichtung, erläuterte Gönner. "Das ist ein Rekordstand." Allein in den vergangenen sechs Jahren verdoppelten sich damit die Anfragen beim VIZ. "In den allermeisten Fällen konnte rasch geholfen werden, so dass schlimmere Folgen eines Giftkontakts abgewendet werden konnten. Durch eine effektive Soforthilfe ist außerdem häufig keine weitere ärztliche Behandlung mehr erforderlich", so Gönner. Die Leistungen und das Engagement der Einrichtung sowie ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdiene große Anerkennung. Die VIZ bietet rund um die Uhr seine Dienste an. Die VIZ wird vom Umweltministerium mit jährlich 279.000 Euro gefördert.
Die Zahl der Chemikalien, die im Alltag Anwendung finden, steige stetig an, so Gönner. "Die neuen Stoffe sollen beispielsweise als Medikamente bei Krankheiten helfen oder auch als Reinigungsmittel das tägliche Saubermachen im Haushalt erleichtern. Mit der wachsenden Zahl und Verbreitung von Chemikalien steigen jedoch bei nicht sachgemäßem Gebrauch die Vergiftungsgefahren", mahnte Gönner. Besonders gefährdet seien Kleinkinder im Alter von null bis vier Jahren. Über die Hälfte (52 Prozent) der bei der VIZ eingehenden Vergiftungsnotfälle betreffen Kinder dieser Altersgruppe. "Ursachen für Vergiftungen bei Kindern sind zumeist Leichtsinn und eine zum Teil unverantwortbare Sorglosigkeit im Umgang mit Chemikalien, wenn beispielsweise Lösungsmittel in Getränkeflaschen abgefüllt und für Kinder zugänglich aufbewahrt werden." Etwa ein Drittel der Vergiftungen gehe auf den unsachgemäßen Gebrauch von Haushaltschemikalien und Pflanzenschutzmitteln zurück, gefolgt von Arzneimittelvergiftungen mit rund 32 Prozent. "Das ist das Gros der aktuellen Vergiftungsfälle. In Haushalten mit Kleinkindern muss deshalb eine besondere Sorgfalt gelten", mahnte Gönner. "Gefährliche Chemikalien ob als Haushaltsmittel oder Medikamente gehören nicht in Kinderhände."
Die VIZ leiste im Bereich der Vorbeugung wichtige Informations- und Aufklärungsarbeit, betonte Gönner. "Die überwiegende Zahl der Vergiftungsnotfälle ist vermeidbar. Die Prävention hat deshalb einen hohen Stellenwert." Durch die Dokumentation von Vergiftungsfällen beim VIZ würden außerdem etwaige Häufungen von Vergiftungsfällen erkannt. "Dadurch werden Gefahren erst entdeckt, so dass rasch reagiert werden kann", so Gönner. So sei im Frühjahr 2006 ein zur Oberflächenversiegelung im Sanitärbereich verkauftes 'Nano-Spray' nach nur einem Tag aus dem Handel genommen worden, nach dem sich bei Anwendern schwere Atembeschwerden häuften. Auch das Verbot gefärbter und parfümierter Lampenöle im Jahr 2000 gehe auf die seinerzeit von der VIZ gemeldete Zunahme von Vergiftungsfällen zurück. "Durch die Falldokumentationen werden neue Gefahrenquellen erkannt. Die VIZ ist ein wichtiges Frühwarnsystem."
Die VIZ ist rund um die Uhr erreichbar unter Tel.-Nr. 07 61 - 1 92 40 |